Drei Gründe, warum stille Anbetung fasziniert

Was fasziniert eigentlich an stiller, eucharistischer Anbetung, die so unauffällig daherkommt? Drei Gründe sind es vor allem, warum es immer wieder Menschen dahin zieht, Jesus Christus in Stille anzubeten. 

1. Die Faszination der Stille

Zuerst ist es die Faszination der Stille, die anzieht. Stille Anbetung ragt heraus. Ob nun der Lobpreisleiter, der Rosenkranzbeter, der nüchterne Schriftleser oder der, der beim prophetischen Lobpreis einen neuen, kreativen Ausdruck des Anbetens sucht — dann und wann findet sich der ein oder andere doch in der Stille vor dem Allerheiligsten Sakrament wieder. Was ist daran, wenn ich Bibel und Gebetbuch zumache, den Rosenkranz beende, die Lobpreismusik ausschalte, die Gitarre weglege und nur noch still meinen Blick auf die Hostie richte?

Eucharistische Anbetung

Still werden, aus dem Alltagslärm herauskommen, die Seele zur Ruhe kommen lassen, inne halten — alles das sind tiefe Bedürfnisse von uns.

Bei der eucharistischen Anbetung kommt noch etwas Unschätzbares und Faszinierendes hinzu: Ich bin nicht allein mit mir still. Es ist nicht  einfaches Stillsein und ins Schweigen kommen. Vielmehr ist es ein Stillwerden in einer einzigartigen Gegenwart.

Es ist ein Stillwerden in der mächtigsten Gegenwart Jesu. Es gibt keine stärkere Präsenz Jesu als die in dieser kleinen, weißen Hostie. Sie wurde in einer heiligen Messe konsekriert, und nun steht Jesus vor mir in einer  Monstranz. Jesus ist da.

Anbetung ist, als verweile ich unter den Strahlen der Sonne

Jesus ist in so außerordentlicher Weise da, dass selbst Menschen, die ohne Lehre über dieses Sakrament aufgewachsen sind, von dieser einzigartigen Gegenwart Jesu angezogen werden. Roger Schutz zum Beispiel war evangelisch-reformiert und Begründer der ökumenischen Bruderschaft von Taizé. Er berichtet uns von seiner Erfahrung:

„Heute verweilte ich lange in unserer kleinen katholischen Dorfkirche vor dem Tabernakel im Gebet. Dies ist ein bewohnter Ort.“ (1)

Vor dem Tabernakel

Es ist, als habe Roger Schutz erahnt und gespürt, was wir im Katechismus nachlesen können. Dort heißt es:

„Im Allerheiligsten Sakrament ist wahrhaft, wirklich und substanzhaft der Leib und das Blut zusammen mit der Seele und Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, und daher der ganze Christus, gegenwärtig.“ (2)

Die eucharistische Gegenwart Jesu verlangt geradezu das Stillwerden. Es ist ein Innehalten in dieser so mächtigen Gegenwart, die auf uns wirken will. Wenn wir still werden vor Ihm, kann er uns in unserer tiefsten Tiefe berühren.

2. Ich werde still und lasse mich in der Tiefe meines Seins lieben

Vor allem ist da die Liebe Gottes, die uns in der Tiefe unseres Seins lieben will. Es ist die Sehnsucht Jesu selbst, der uns mit seiner Liebe berühren will, in allen Schichten unserer Persönlichkeit. Wenn wir vor Ihm still werden, kann seine Gegenwart in besonderer Weise auf uns ausgreifen, weil wir — so weit wir es vermögen — alles ausblenden und loslassen, was diese liebevolle Zweisamkeit mit Gott stören könnte.

„Du bist geliebt“

Ein besondere Gegenwart wirkt immer auch besonders auf uns — dieses einfache psychologische Gesetz kennen wir von menschlichen Begegnungen her, wenn wir eine faszinierende Person treffen. Hier nun sind wir in der Gegenwart des Sohnes Gottes, in der Gegenwart von Jesus Christus, der selbst Gott ist. Das allein schon ist außerordentlich groß. Und kann es nicht auch besonders auf uns wirken?

Sein Wesen ist die Liebe. Gott ist die Liebe (vgl. 1 Joh 4, 8). Insofern ist das Allerheiligste Sakrament eine einzigartige Gegenwart der Liebe. In der still gewordenen Seele öffnen sich tiefste Bereiche, in die diese göttliche Liebe hineinwirken will.

Mit geöffnetem Herz für Gott

Es ist eine Macht der Liebe, die uns immer ruhiger werden und staunen lässt. Es ist vielleicht hier und da eine ganz besondere Nähe, die der Herr geschehen lässt. Es ist eine Gegenwart, die uns liebevoll und sanft ergreift. Wir kommen immer mehr zur Ruhe, und in dieser stillen Zweisamkeit kann Jesus uns in intimster, geistiger Weise mit seiner Liebe berühren.

„Jesus kann nirgends sein, ohne auszustrahlen“,

schreibt Charles de Foucauld über das Allerheiligste Sakrament, über diese besondere Gegenwart Jesu und ihr Wirken . Charles de Foucauld lebte als Einsiedler in der Sahara und durfte in dieser Einsamkeit die Eucharistie bei sich haben. Er schöpfte all seine Kraft für sein entbehrungsreiches Leben und seinen heiligen Tod  aus dieser Stille und Zweisamkeit mit Jesus Christus (3).

3. Endlich einmal loslassen, endlich einmal nur Dasein 

Das Stillwerden kommt unserem Bedürfnis entgegen, einfach einmal nur da zu sein, einfach einmal nichts tun zu müssen. Wenn wir in der Gegenwart Jesu still werden, beenden wir auf allen Ebenen unseres Seins unsere Aktivitäten. Selbst die Gedanken werden still und hören auf, uns ständig etwas zuzurufen. Endlich loslassen. Endlich einmal Seindürfen, wie ich bin, endlich einfach nur Dasein. Ich lasse los, auch das fromme Tun.

Die still gewordene Seele öffnet sich für Gott

Wir merken vielleicht, wenn wir versuchen, in einer solchen Weise still zu werden, um uns für Gott zu öffnen, dass es nicht immer ideal gelingt — oder vielleicht sogar eher selten gelingt. Doch es ist und bleibt eine große menschliche Sehnsucht, und diese kostbaren Momente des Loslassens und der Berührung entschädigen für so viele Bemühungen.

So ist stille Anbetung tatsächlich ein Heilmittel gegen ein ständiges Tun-wollen oder Tun-müssen. Sie ist ein Gegenmittel gegen den Lärm der Welt, dem wir immer mehr ausgesetzt sind. Hier ist eine Oase der Ruhe angesichts der Hektik und den Anforderungen des Alltags. In einer immer schneller werdenden Welt und vor immer größeren Herausforderungen tut es gut, inne zu halten.

Bei einer Nachtanbetung

In einer Welt voller Lärm und Verwirrungen empfahl auch Papst Benedikt XVI die stille Anbetung. Während des Weltjugendtags 2005 in Köln war er tief beeindruckt, als er mit einer Million Menschen gemeinsam stille Anbetung hielt. Er sagte in der Rückschau:

„Ich möchte gern die im vergangenen Jahr in Köln gemachte Erfahrung in Erinnerung rufen. Ich war damals Zeuge eines tiefen, unvergesslichen Schweigens von einer Million junger Menschen im Augenblick der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes. Diese betende Stille vereinte uns und spendete uns viel Trost. In einer Welt, in der es so viel Lärm und so viel Verwirrung gibt, ist die stille Anbetung des in der Hostie verborgenen Jesus notwendig.“ (4)

Ist dieses Stillwerden bei der eucharistischen Anbetung nicht gerade dann besonders gut, wenn der Lärm des Alltags zunehmend groß wird oder herausfordernde Spitzenzeiten anstehen? Ist es nicht gerade dann ein besonderer Ausgleich, eine solche Oase der Stille mit dem eucharistischen Jesus zu suchen?

Wie anfangen? Gib Jesus drei Minuten.

Eine, die es ausprobiert hat, war Leah Darrow, ein ehemaliges Topmodell aus den USA. Während der ADORATIO 2015 berichtete sie darüber, wie sie mit der eucharistischen Anbetung begonnen hat.

An der Basilika in St. Maximin-la-sainte-baume (Südfrankreich), in der der Kongress ADORATIO stattfand. Auf dem Plakat ist Leah Darrow zu sehen.

Um die Anfangsschwierigkeiten zu überwinden, dachte sie sich ein Hilfsmittel aus: Sie gab Jesus drei Minuten.

„Anbetung war schwierig für mich, weil ich so viel Lärm in meinem Kopf und in meinem Herz hatte. Es war schwer für mich, zur Ruhe zu kommen. Also begann ich mit drei Minuten Anbetung. Ich gab Gott nur diese drei Minuten, um anzufangen. In der ersten Minute fragte ich Gott um alles, was ich brauchte. In der zweiten Minute dankte ich Gott für alle Segnungen in meinem Leben. In der dritten Minute war ich still. Drei Minuten waren am Anfang sehr hart für mich. Ich stellte meine Uhr, und ging sofort, nachdem die Zeit vorbei war. Doch Gott arbeitete an meinem Herzen sogar in diesen drei Minuten. Aus den drei Minuten wurde mehr, und ich konnte immer länger dort sein. Jetzt gehe ich eine Stunde. Mir wurde bei der Anbetung bewusst, als ich so nah vor dem Herrn im Allerheiligsten Sakrament war, dass ich nichts anderes mehr brauchte als nur noch Ihn.“ (5)

Natürlich gibt es viele weitere Möglichkeiten anzufangen. Doch wichtig ist, es überhaupt zu versuchen. Die stille, eucharistische Anbetung ist ein äußerst großer Schatz, den es auf jeden Fall zu heben lohnt. Alle die davon gekostet haben, möchten es nicht mehr missen.

Falls Du vielleicht nicht weißt, wie mit Anbetung anfangen kannst oder Du Deine Erfahrungen mit Anbetung teilen möchtest, melde dich gern bei uns über info@anbetung-heilung.de oder schreib uns über die Kommentarfunktion.

Es grüßen dich Thomas und Ruth

 

 

VERWEISE

(1) http://www.ewige-anbetung.de/Worte/Zitate/zitate.html
(2) Katechismus der Katholischen Kirche, 1374
(3) http://www.charlesdefoucauld.org/de/biographie.php
(4) https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/speeches/2006/may/documents/hf_ben-xvi_spe_20060525_poland-clergy.html
(5) Zitat von eigener Aufnahme

Alle Bilder von unsplash.com
Ausnahme: Bild der ADORATIO, eigenes Foto

4 Gedanken zu „Drei Gründe, warum stille Anbetung fasziniert“

  1. Mich interessiert dieses Thema sehr.
    Ich habe jedoch schon das Problem, überhaupt zu beten.
    Ich finde nicht die nötige Ruhe dazu. Mein Kopf ist nicht in der Lage, sich darauf einzulassen. Immer sprudeln mir meine Sorgen dazwischen.. Ich setze mich oft in die Kirche, aber ich werde dabei nicht ruhig.. Im Gegenteil..

    1. Vielen Dank für Deine Gedanken… Spontan fällt mir ein, was mir geholfen hat, aber das musst du natürlich ausprobieren, ob du etwas damit anfangen kannst. Mir hilft, wenn Sorgen hochpoppen oder meine Gedanken davonlaufen wollen, dieses kurz registrieren und dann ganz ruhig einen Akt der Sammlung zu machen, z.B. „Jesus, du bist hier, und ich bin jetzt ganz bei Dir“ oder als Bitte „Jesus, du bist hier, hilf mir, ganz in Deiner Gegenwart zu sein“. Wenn Sorgen stark bedrücken, einfach, weil sie gerade groß sind, und sie mich stark ablenken, hilft es mir, sie zum Gebet zu machen. Statt den ‚Kreisel im Kopf‘ zuzulassen, bete ich z.B. „Hilf mir bei diesem und jenem, lass mich eine Lösung erkennen, gib mir Kraft für die notwendigen Schritte“ etc. Vielleicht kannst Du etwas damit anfangen, das würde mich freuen, ich weiß, dass das, was du schilderst, störend und belastend sein kann. Aber es gibt keine verlorene Zeit mit Gott, auch wenn man es vielleicht selbst so empfindet; und es ist toll, dass du in die Kirche gehst, ich möchte dich da gern ermutigen. Ich wünsche Dir noch alles Liebe! Ruth

      1. Vielen Dank für die lieben Worte.
        Ich weiß, es gibt keine verlorene Zeit mit Gott.
        Ich kann mich gerade nur in die Kirche setzen, für mehr reicht es nicht. Mein Kopf ist einfach zu voll und belastet mit großen Sorgen.
        Es ist nur unbefriedigend, weil ich dadurch auch nicht offen bin.. für Gott.

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