Mit jedem Tag nähern wir uns Weihnachten. Draußen sind die mächtigen Tannenbäume schon mit Lichtern geschmückt, drinnen leuchten die Adventkerzen, nun schon drei. Mitten im Trubel der letzten Vorbereitungen hielt ich auf einmal inne.
Ein Satz fiel in mein Herz: „Gott wird anbetbar im Fleisch“. Der ewige Sohn Gottes, Jesus Christus, kommt als Mensch zur Welt. Er nimmt unseren Leib an, wird „Fleisch“, wird geboren aus der Jungfrau Maria. Er wird sichtbar, berührbar.
Wir Christen kennen dieses Geheimnis — und doch, wie leicht kann es uns zur Gewohnheit werden. Weihnachten ist nicht nur ein anrührendes Märchen, sondern, so wie Papst Benedikt XVI es fasste, die Mitte unseres Glaubens.
„Gottes Wohnen … in der Welt ist eine über alles Erwartbare hinausgehende Verleiblichung und Konkretisierung von Gottes Sein mit den Menschen. ‚Gott ist im Fleisch‘ – gerade die unlösbare Verbindung Gottes mit seinem Geschöpf macht die Mitte des christlichen Glaubens aus.“ (1)
Jesus Christus ist nicht einfach wieder verschwunden mit seiner Leibhaftigkeit. In der Menschwerdung wurde Gott leibhaft gegenwärtig, in heiligen Eucharistie bleibt er es. Von der Geburt Jesu an ist Gott nicht mehr nur unsichtbarer Geist — und das für alle Zeiten. Der gleiche Christus, der in Bethlehem geboren wurde, macht sich unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein mit Leib und Blut gegenwärtig, bis heute.
Bei seiner Himmelfahrt gab der auferstandene Christus seinen Jüngern die Verheißung:
„Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 20).
Diese Verheißung erfüllt Jesus Christus im Besonderen durch die heilige Eucharistie. Auch dies sagt uns Papst Benedikt XVI:
„Gott … ist Mensch unter Menschen geworden und geblieben, so sehr geblieben, dass er sich im Geheimnis des verwandelten Brotes in unsere Hände und in unsere Herzen legt.“ (2)
Maria, Josef und die Hirten machen uns vor, was die Antwort auf diese seine inkarnierte Gegenwart ist: Sie beten an. Sie beten an, Ihn, den ewigen Sohn Gottes, der als kleines, hilfloses Neugeborenes in der Krippe liegt. Wir können Maria, Josef und die Hirten in gewisser Weise als die ersten eucharistischen Anbeter bezeichnen.
Sie sehen keinen Lichtglanz, keine Macht, keine Wundertaten und keine Anzeichen von Göttlichkeit, eher genau das Gegenteil. Doch sie achteten nicht auf Äußeres, nicht auf die ärmliche Krippe, nicht auf den schmutzigen Stall, nicht auf die Hilflosigkeit dieses kleinen Babys. Ihr Glauben sieht das Wunder, ihr Glauben sieht das Licht, das für die Welt aufgegangen ist.
Die Hirten sind mit Maria und Josef demütig genug, sich zu beugen vor dem, kleinen, bedürftigen Kind, das sie vielleicht sogar noch ärmlicher vorfinden, als sich selbst mit ihren Herden. Bei ihnen ist keine Reaktion zu finden wie: Das kann doch gar nicht sein, das DAS der Messias sein soll. Bei ihnen ist keinerlei solche Abwehr. Sie beten an den so sehr verborgenen und jetzt im Fleisch gekommenen, ewigen Sohn des Vaters.
Wie die Hirten zur Krippe gingen, so kommen wir heute vor das Allerheiligste. In der eucharistischen Anbetung wird Weihnachten gegenwärtig — Gott, der Mensch geworden ist, ganz nah und berührbar. Vor ihm dürfen wir verweilen und einfach nur da sein. In der Stille spüren wir: Ja, er ist da, verborgen unter der Brotgestalt.
VERWEISE
(1) Papst Benedikt XVI /Joseph Cardinal Ratzinger in: Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens. 2005, S. 22
(2) Papst Benedikt XVI /Joseph Cardinal Ratzinger in: Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens. 2005, S. 76
BILDNACHWEISE
Titel: KI-generiert
Jesus auf dem Schoß Mariens: KI-generiert
Eucharistische Gaben: KonradHofmann@unsplash.de
Monstranz: unbekannt



