Born to be free – Teil 5

Viele Jahre habe ich nicht mehr an sie gedacht, an die Freundin meiner Mutter. Heute habe ich mich wieder an sie erinnert, an diesen Besuch bei ihr, das Gesicht gezeichnet von häuslicher Gewalt, ihre Stimme brüchig und resigniert. Es geht viel um Alkohol, das Unvermögen der Eheleute sich einander klar abzugrenzen und mitzuteilen und es geht um eine Frau, die sich nicht viel Wert und Würde beimisst und daher schlecht behandeln lässt. Und so habe ich viele Männer und Frauen seitdem kennen gelernt, die von Scham und Selbstentwertung bestimmt, das Gegenüber über sie herrschen lassen. Die Formen sind vielfältig und oft subtil; es muss nicht immer die offenkundige Gewalt sein, wie sie uns in den Medien entgegenbrüllt.

Letztlich geht es immer wieder um die gleiche Frage: Wer definiert meinen Wert, wer bestimmt über mein Leben und welche Antworten habe ich darauf? Damals war ich ein Junge an der Schwelle zur Pubertät als wir die Freundin meiner Mutter besuchten. Hätte ich heute die Gelegenheit, ich würde die Frau beiseite nehmen, sie zunächst trösten, nach Lösungen suchen und schließlich eine Frage stellen: Glaubst Du, dass du wertvoll und voller innerer Schönheit bist? Glaubst Du, dass ein anderer Mensch so viel Macht über dich haben darf?

Und ich würde ihr vielleicht von meiner Glaubenserfahrung berichten, die dazu geführt hat, dass ich mich von Gott zutiefst geliebt fühle und dies wichtiger als alles ist, wichtiger als die Meinung der anderen, wichtiger als Reichtum oder Macht. Ich würde ihr erklären, dass ich seitdem erkannt habe, dass niemand schlecht mit mir umgehen darf. Denn was Gott sehr gut nennt, darf ein anderer nicht schlecht nennen oder behandeln, auch wenn es vielleicht Jahre braucht, um das wirklich zu verstehen. Als Christ darf ich wissen, dass ich ein Original bin, das Gott von Anfang an gewollt hat, nicht eine Kopie oder ein billiges Imitat oder das Bild der Erwartungen und Forderungen anderer. Wenn ich die Verse 14-16 des Psalms 139 beten kann und nicht mehr in der Feindschaft mit mir selbst lebe, dann werde ich ein befreites Kind Gottes. Dann muss ich nicht mehr die anderen, meinen Partner, meine Kinder, meinen Vorgesetzten, meinen Pfarrer, meine Arbeitskollegen oder die Menschen, denen ich täglich begegne zu Götzen machen, die über meinen Wert bestimmen und denen ich ausgeliefert bin. Und das ist sicherlich der erste Schritt, die innere Freiheit wieder zu erlangen, auch wenn die Situation vielleicht zunächst schwierig bleibt. In der direkten Gegenwart Jesu, besonders vor dem Tabernakel oder in der eucharistischen Anbetung, beim Gebet zuhause, beim Lobpreis, mache ich so oft die Erfahrung und erlebe immer wieder, dass ich innerlich frei werde und mich aufrichte, auch äußerlich und den Herausforderungen des Tages als freier Mensch begegne, der keine Angst vor anderen Göttern und Götzen in Menschengestalt oder den Erwartungen anderer haben muss.

Ich möchte Dich heute ermutigen, dir vier Fragen zu stellen: Wer herrscht über mich? Wer hat die Kontrolle über mein Leben? Wie denke ich über mich? Weiß ich, dass ich durch Jesus Christus frei bin?

Wie sind deine Erfahrungen?

 

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