Jesus als Seenotretter – Warum eine 24/7-Anbetung? #2

Was hat Strandwacht und Rettungsschwimmen mit Anbetung und Mission zu tun, und vor allem mit 24/7-Anbetung? Einige Gedanken vom kurzen sommerlichen Inselaufenthalt.

Hoher Seegang, weiße Wellenkräusel draußen auf dem Meer und starker Wind kündigten das Kommen einer Flut an, die stärker und gefährlicher werden würde als das gewöhnliche Auf und Ab der Gezeiten. Am Strand beobachteten Thomas und ich die Aktivitäten der Strandwacht.

Die DLRG-Rettungsschwimmer, unverkennbar an ihren gelben T-Shirts mit rotem Aufdruck, sprachen Menschen an, die in die Brandung wollten, machten sie auf Strömungen aufmerksam und sagten Eltern, ihre kleinen Kinder nicht allein, sondern nur an ihrer Hand ins Wasser zu lassen.

Die Rettungsschwimmer zogen Surfbretter und Jetski näher zum Wasserrand und blieben nicht auf ihrem üblichen Posten, sondern hielten sich direkt am Wasser auf, wachsam und die gesamte Szenerie aufmerksam beobachtend, bereit, jederzeit ins Wasser zu stürzen, falls jemand in Not geriet.

Unwillkürlich kamen mir Parallelen zur Anbetung in den Sinn, als wir das Geschehen beobachteten. Ist nicht auch Gott derjenige, der ständig wachsam ist, wie es beim Propheten Sacharja heißt:

„Ich selbst werde der Wachtposten sein, der mein Haus vor Feinden schützt.“ (Sach 9, 8)

Oder im Buch der Sprüche:

„Er behütet die Pfade des Rechts und bewacht den Weg seiner Frommen.“ (Spr 2, 8)

Aber nicht nur das. Gott ist nicht nur Wächter, sondern vor allem Retter. In seinem Sohn Jesus Christus hat er uns den Retter gesandt. Über 95 Verweise gibt es im Neuen Testament für Jesus Christus als den Retter. Ist er nicht im wahrsten Sinne des Wortes ein Lebensretter, zuallererst in geistiger Weise, aber auch auf anderen Ebenen? Ist er nicht DER Retter schlechthin, der uns ins ewige Leben hineinrettet, hineinziehen will? Zuerst aus einem Leben ohne Gott und aus einem Leben voller Götzenverehrung und falscher Götter will er uns retten. So sagt uns die Heilige Schrift:

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lk 19, 10)

Doch auch in unseren kleinen und großen Nöten des Alltags und in Krisen will er sich immer wieder als unser Retter erweisen; als derjenige, der über unser Leben wacht. Aus lauter Liebe zu uns steht er als unser Retter bereit, wenn wir drohen verloren zu gehen oder es einmal hart auf hart kommt.

Erstaunlicherweise deutet das Wort Anbetung gleich auf zwei Dinge hin, die genau damit zu tun haben: Zum einen auf eine tiefe Liebesbeziehung und auf Lebensrettung aus höchster Todesnot.

Denn Anbetung auf Latein heißt »adoratio«und setzt sich zusammen aus »ad« und «oratio; »ad« mit seiner Bedeutung »zu, zum« und »oratio« mit seiner Bedeutung »Rede, Sprache, Gebet«, kommend aus dem Wortstamm »os« der Mund. »Adoratio« kann man lesen als »zum Mund«.

Kein geringerer als Papst em. Benedikt XVI hebt diesen Wortstamm hervor und möchte damit betonen, dass die Anbetung Jesu Christi vor allem ein tiefes Liebesgeschehen ist:

„Das lateinische Wort für Anbetung heißt »ad-oratio« – Berührung von Mund zu Mund, Kuss, Umarmung und so im tiefsten Liebe.“[1]

Père Florian Racine, der Initiator einer neuen Bewegung der ewigen Anbetung in Frankreich, geht hier noch weiter und sieht in der Anbetung nicht nur ein Geschehen höchster, geistiger Liebe, sondern stellt sie direkt in den Zusammenhang mit der Lebensrettung von fast Ertrunkenen:

„Das ‚Mund-zu-Mund‘, von dem der Papst spricht, weist auf zwei verschieden Gesten hin: sowohl die zwischen zwei Sich-Liebenden als auch die Aktion eines Lebensretters, der einer nahezu ertrunkenen Person Atem in die Lunge bläst, so dass sich ihr eigener Atem wieder belebt.“[2]

Welch ein starkes und sprechendes Bild dafür, was bei der Anbetung des eucharistischen Christus geschieht!

So führt Père Florian Racine weiter aus:

„Bei der Anbetung lädt Christus uns nicht nur in eine reale Beziehung der Liebe mit ihm ein, sondern er haucht in unsere Herzen seinen Atem ein, seinen Geist, der unserem inneren Leben Vitalität und Stärke gibt.“[3]

Ja, es ist ein Ausdruck seiner Liebe, dass Jesus uns immer wieder durch die Anbetung stärkt, und uns durch seine eucharistische Gegenwart kräftigt und aufbaut. Und wie oft erweist er sich als Retter aus unseren Nöten!

Doch Jesus Christus bleibt nicht dabei stehen. Er lädt uns ein, an seinen Rettungsaktionen teilzuhaben. Er möchte, dass wir beginnen, missionarisch zu leben. Sagt er nicht selbst in seinem Wort:

„Darum geht, macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28, 18-19)

Missionarisch zu leben kann sehr viel bedeuten, nicht nur das Aussenden von Missionaren in fremde Länder, was landläufig immer noch in der Regel darunter verstanden wird. Es kann genauso bedeuten, im Kleinen, im Alltag, dort an dem Platz, wo wir hingestellt sind, durch unser Leben und dem „rechten Wort zur rechten Zeit“ zu bezeugen, dass Christus der Herr unseres Lebens ist, und so Interesse für diesen unseren Herrn zu wecken.

Regelmäßige Anbetung ist dabei äußerst hilfreich. Sie ist wie ein Training der geistlichen Muskeln, um im Fall der Fälle ins Wasser springen zu können und Leben zu retten.

Sind Menschen, die Christus nicht kennen oder sich von ihm abgewandt haben nicht in latenter geistlicher Seenot, durch die sehr schnell im stürmischen Auf und Ab des Lebens ihr Lebensschiff kentern kann? Vor allem, wenn zusätzlich auf anderen Ebenen eine besondere Not hereinbricht oder eine Krise kommt?

Natürlich müssen wir nicht wie Rettungsschwimmer der DLRG Prüfungen absolvieren, um eingesetzt zu werden. Aber doch setzt ein missionarisches Leben voraus, dass Jesus Christus das Zentrum unseres Herzens ist, und wir mit ihm und aus ihm heraus sprechen und handeln.

Ein so hohes Ideal ist kaum zu erreichen, und ich weiß selbst von mir zu gut, dass so oft der Herr nicht mein Zentrum ist, und meine Wünsche und Bedürfnisse nicht mit den seinen übereinstimmen, weil ich noch nicht ganz hingegeben bin. Und doch ruft er und wartet nicht darauf, bis ich perfekt bin; es genügt ihm, dass ich mich auf den Weg mache und dass ich bereit bin, ihn in mir wachsen zu lassen.

Dabei nun hilft die Anbetung enorm, vor allem die regelmäßige Anbetung. Wie beim Training für den DLRG-Rettungsschwimmer: Es zählt ausdauernd zu sein, Längen zu überwinden und weiter zu trainieren, trotz eventueller Unlust. Und immer wieder neu zu beginnen, wenn eine Phase der Schwäche da war.

Eine 24/7-Anbetung setzt genau auf eine solche Regelmäßigkeit. Bei einer 24/7-Anbetung übernehmen Beter bestenfalls pro Woche eine oder mehrere Stunden, in der sie Anbetung halten, in Stille, mit Lobpreismusik oder prophetic worship. So entsteht eine Anbetungskette, die non-stopp läuft, sofern sich so viele Beter gefunden haben.

Solche hingegebenen Beter sind die wichtigste Säule einer 24/7-Anbetung. Nicht nur wird auf diese Weise sehr viel Gnade auf die Kirche und die Welt herabgerufen, sondern hier findet für jeden ganz persönlich im Verborgenen ein Training der geistlichen Muskeln statt, um missionarisch in der Welt leben zu können. Bildet nicht der Herr auf diese Weise seine Kleinen heran, mit denen er seine Rettungsaktionen in der Welt starten will?

Training der geistlichen Muskeln will hier vor allem heißen:

  • Sich immer mehr umformen lassen zu mehr Liebe hin.
  • Aus der Gegenwart Jesu Kraft und Stärke schöpfen, um sich von schlechten Gewohnheiten zu befreien und sich zum Besseren überwinden zu lernen.
  • Inmitten von Nöten und Ängsten Ruhe und Frieden im eucharistischen Jesus zu finden.
  • Immer mehr ein hörendes Herz zu bekommen.
  • Und die Kraft und Gnade empfangen, den Impulsen des Herrn im Kleinen und Großen zu folgen.

Kommt, lasst uns ihn anbeten!

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an all unsere Beter und Musiker, die hier unseren kleinen Anfang einer 24/7-Anbetung unterstützen! Und auch Danke an all die Beter und Musiker, die woanders so verborgen und fruchtbar die Flamme des Gebets und der Anbetung aufrecht erhalten!

Warum eine 24/7-Anbetung? Hier findest du den ersten Blogartikel dieser Reihe:
Bestehen im Sturm – Warum eine 24/7-Anbetung? #1

 

Weitere Anmerkungen und Verweise

[1] Papst em. Benedikt XVI: Predigt während der hl. Messe anlässlich des 20. Weltjugendtages in Köln auf dem Marienfeld, 21. August 2005. http://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/homilies/2005/documents/hf_ben-xvi_hom_20050821_20th-world-youth-day.html

[2] P. Florian Racine: Could you not watch with me one hour. How to cultivate a deeper relationship with the Lord through Eucharistic adoration. Ignatius Press, San Francisco, 2014, S. 47. Im Original: „The ‚mouth to mouth‘ of which the pope speaks expresses two different gestures: either the kiss between two lovers or the lifeguard’s action upon a drowned person, breathing into his lungs so that he might regain his own breath.“

[3] P. Florian Racine: Could you not watch with me one hour. How to cultivate a deeper relationship with the Lord through Eucharistic adoration. Ignatius Press, San Francisco, 2014, S. 47. Im Original: „In adoration, Christ not only invites us into a real relationship of love with him; he also breathes into our hearts his own breath, his Spirit, which gives vigor and strength to our interiour life.“

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