Erneuerung der Kirche Ja — aber wie?

Erneuerung, Reformen, Umgestaltung oder wie auch immer man angestrebte Veränderungen in der Kirche nennen möchte – dieses geht am Besten über die eucharistische Anbetung; sie ist ein vorzüglicher Ort, um Gestaltung zu beginnen.

Warum ist das so? Um das zu verstehen, muss das Wesen von eucharistischer Anbetung verstanden werden, zumindest drei ihrer entscheidenden Aspekte.

1. Es ist der Herr Jesus Christus, der anwesend ist. Er ist in seinem Opfer gegenwärtig, und ebenso in der Frucht seines Opfers: im Sieg über den Tod. Deshalb ist unter den eucharistischen Gestalten der lebendige und auferstandene Jesus gegenwärtig.

Hier — mit Leib und Blut gegenwärtig — ist seine  dichteste und mächtigste Seinsweise auf Erden. Und er ist das göttliche Haupt der Kirche. Etwas profan gesprochen: Der Chef, der Gründer, der Eigentümer, der, ohne dessen Wort und Zustimmung nichts getan werden sollte.

2. Während einer eucharistischen Anbetung verweilen wir in dieser mächtigen Gegenwart. Im Schweigen und in der Stille arbeitet der Herr, oft unbemerkt, an unseren Herzen. Und er spricht zu uns. Nicht unbedingt durch direkte Worte — obwohl es das auch gibt, und es ist ein großes Gnadengeschenk.

Sondern auch auf andere Weisen: durch Impulse, Eingebungen oder Ideen, die plötzlich da sind, Fügungen, die plötzlich erkannt werden und Handlungsoptionen eröffnen, oder Wege, die sich unerwartet gedanklich auftun. Oder er zeigt sich auf andere, unerwartete Weise. 

3. Wenn wir motiviert sind, für die Kirche Neues zu wagen und alles in der eucharistischen Anbetung erwägen, ehren wir das, was nach den Kirchenvätern und unzähligen Heiligen schon von alters her erkannt wurde: Die eucharistische Gegenwart des Herrn ist das Herz der Kirche.

Johannes Paul II, der große, heiliggesprochen Papst des 20. Jahrhunderts, nannte die Eucharistie sogar den

„… Schatz der Kirche, das Herz der Welt, das Unterpfand des Ziels, nach dem sich jeder Mensch, und sei es auch unbewusst, sehnt“. (1)

Die Wirkung der Anbetung ist immens. Die Arbeit des Herrn an unseren Herzen dient unserer persönlichen, immer weiter gehenden Bekehrung.

Wenn wir beginnen wollen, etwas in der Kirche zu erneuern oder neue Wege in ihr zu suchen, dann ist genau das eine unabdingbare Voraussetzung: Ein persönlicher, geistlicher, intensiver Weg mit Jesus. Denn ein reines Herz, das eng mit dem Herrn verbunden ist, vermag das Wollen des Herrn besser zu verstehen.

Selbstverständlich müssen alle neuen Impulse und Eingebungen einer nachfolgenden, geistlichen Unterscheidung und Prüfung unterzogen werden.

Auch sei unwidersprochen, dass der Herr Ideen und Impulse jederzeit und an jedem Ort geben kann, vor allem dann, wenn um den Heiligen Geist gebetet wird, oder auch während der heiligen Messe. Aber die eucharistische Anbetung bleibt ein vorzüglicher Ort.

Diejenigen, die weitreichende Entscheidungen für die Kirche treffen oder mittragen müssen, sind Priester und Bischöfe. Für sie ist es einfach, denn sie haben jederzeit Zugang zu eucharistischer Anbetung, und sei es im privaten Oratorium ihres Pfarrhauses oder Bischofsitzes.

Wenn wir nicht so eng wie möglich mit dem Herrn gehen, besteht die Gefahr, dass unsere Ideen rein menschengemacht sind. Nicht selten sind solche menschengemachte Ideen nicht mehr als Zugeständnisse an den herrschenden Zeitgeist. Damit aber können sie schlussendlich nicht dem Aufbau und der Erneuerung der Kirche dienen. Schlimmer noch: Sie schaden, verwirren, führen in die Irre und provozieren Streit, Unmut und Spaltung. Dieses kann niemals der Geist des Herrn sein.

Wenn also unser Herz dafür brennt, die Kirche voranzubringen, halten wir es mit der großen Heiligen Edith Stein: 

„Lieben wir es, in der Gegenwart des Herrn zu verweilen.“ (2)

 

 

VERWEISE

(1) Johannes Paul II: Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 17.3.2003, Nr. 59
(2)  Edith Stein, zit. in: Benedikt XVI: Predigt bei der Marianischen Vesper mit Ordensleuten und Seminaristen in Altötting, 11.9.2011

Bilder: https://unsplash.com

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