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Jesus allein genügt ?

Stéphanie meditiert. Sie versucht, Stille zu üben und innerlich leer zu werden, wie sie es gerade im Buddhismus lernt, dem sie sich angeschlossen hat. Sie versucht, leer zu werden und jegliche Annahmen über die Welt loszulassen. Geistige Freiheit ist ihr Ziel. Sie sitzt vor einer großen Christustatue, denn für diese Meditation hat sie eine der großen Kirchen in Paris aufgesucht.

In der Kirche St. Trinité in Paris, hier während eucharistischer Anbetung

Ist dieser Ort ungewöhnlich für sie? Nein, denn nicht nur praktiziert sie den Buddhismus, sondern sie ist gleichzeitig in einer katholischen Gebetsgruppe engagiert. Warum sollte sie nicht Christ und Buddhist gleichzeitig sein können? Im Gegenteil, ist sie nicht  eigentlich der bessere Christ, weil sie das Gute aus den verschiedenen Religionen zusammenbringt, und so zur Aussöhnung der Religionen beiträgt? So glaubt sie. Doch in nur wenigen Momenten wird sich ihr Denken grundlegend ändern.

Sie wuchs in Lisieux  auf, direkt gegenüber dem Karmelkloster, wo Therese von Lisieux mit dem „kleinen Weg“ der Liebe ihren verborgenen Weg zur höchsten Heiligkeit fand,  ihre Großeltern betrieben dort einen großen Andenkenladen für die Pilgerscharen. Doch Stéphanies Familie war nicht „sehr gläubig“, wie sie berichtet. Aber ob Stéphanie nicht dort in Lisieux eine große Fürsprecherin für sich hatte?

Die Familie zog nach Paris, im jugendlichen Sturm und Drang hielten die schwachen christlichen Wurzeln nicht, Stéphanie verließ das Christliche ganz, blieb jedoch auf der spirituellen Suche, probierte esoterische Ideen aus und öffnete sich mehr und dem Buddhismus.

Auch Christen lernte sie in Paris kennen, stieß zu dieser besagten Gebetsgruppe  und begann, beide Wege gleichzeitig zu gehen, buddhistische Meditationen mit ihren buddhistischen Weggefährten, und gleichzeitiges Gebet und Engagement in der christlichen Gebetsgruppe. Sie hatte nicht das Bedürfnis, sich zu entscheiden, sie wusste gar nicht warum, warum hätte sie das tun sollen. Und nun ist sie hier, mit ihrer buddhistischen Meditation in St. Trinité vor einer großen Christusstatue.

Doch dann plötzlich, etwas ist anders. Sie blickt zu der großen Christusstatue auf. Ohne dass sie weiß, wie ihr geschieht, wird sie von einem Moment auf den anderen von einer immensen Freude erfüllt und ein tiefer, nie gekannter Frieden breitet sich in ihr aus. Es ist der stärkste spirituelle Augenblick in ihrem Leben. Es ist der Herr Jesus Christus, der ihr Herz berührt.

Wie widersinnig erscheint es ihr auf einmal in diesem Licht, innerlich leer werden zu wollen, jetzt, wo ihr Inneres ganz und gar von der Liebe Gottes erfüllt ist. Blitzartig versteht sie: Christus ruft sie, allein ihm zu folgen, ihm allein.

Als ich dieses Zeugnis auf dem französischen katholischen Sender kto hörte, hat es mich innerlich getroffen. Einmal mehr wurde mir klar, wie wichtig die persönliche Begegnung mit Jesus Christus ist. Wie entscheidend ist sie, um im Geist und in der Wahrheit den einen Dreifaltigen Gott anzubeten und Jesus Christus allein zu folgen, den einzigen und einen Sohn Gottes, der von sich selbst sagt:

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14, 6)

Stéphanie konnte sich, nachdem Jesus Christus sie innerlich tief  berührt hatte, mit ganzem Herzen dafür entscheiden, allein den christlichen Weg zu gehen und keine buddhistischen Anteile mehr in ihr geistliches Leben einzubinden.

Sich ganz allein Jesus Christus zuzuwenden ist heute nicht unbedingt einfach, denn es ist durchaus gängig und als „gut“  anerkannt, verschiedene religiöse Praktiken miteinander zu verbinden, — auch unter Christen —, und gerade aus dem ostasiatischen Raum werden gern Anleihen genommen. Buddhismus, Taoismus und Hinduismus fließen immer mehr in Form von Meditationspraktiken, dem Aufstellen von Buddha-Statuen, Yoga-Übungen und vielem mehr in das christliche Praktizieren ein. 

An mancher Stelle wird dieses sogar offen propagiert und dafür geworben. „Warum nicht?“ lesen wir auf katholisch.de, einer bekannten katholischen Webseite, anlässlich  eines buddhistisch-christlichen Thementages, für den geworben wird.  „Warum nicht? … Ohne Buddha könnte ich kein Christ sein … Ich bin Christ und Buddhist zugleich (…) Das Leben in der globalisierten Welt schafft Räume, sich Heilendes und Stärkendes aus unterschiedlichen religiösen Traditionen anzueignen.“ (1)

Die Einzigartigkeit des Christus, des einzigen Sohnes Gottes, der gekommen ist, die ganze Menschheit zu erlösen, wird hier versucht aufzuheben. Das Christentum  wird zu einer Religion von vielen gemacht, zu etwas, das nur noch „kulturelle Ausdrucksform des religiösen Empfindens“ ist, wie Papst Benedikt XVI es formulierte:

„Was als Wahrheit verpflichtende Kraft und verlässige Verheißung für den Menschen gewesen war, wird nun zu einer kulturellen Ausdrucksform des allgemeinen religiösen Empfindens, die uns durch die Zufälle der europäischen Herkunft nahegelegt ist.“ (2)

All dieser Nebel löst sich auf, wenn Christus tatsächlich in das menschliche Herz eintritt. Das Herz, das in solcher Weise durch den Heiligen Geist entflammt ist, sieht in diesem Licht in völliger Klarheit: Jesus Christus ist der Sohn des lebendigen Gottes, Er allein bringt die Erlösung und das ewige Leben in ewiger Freude.

Die Seele weiß im Licht der Liebe Gottes, dass hier der eine und wahre Gott ist, der sich ihr persönlich offenbart.  Es ist  die entflammte Liebe, die nur noch Christus will, und durch ihn den Vater. Im Feuer des Heiligen Geistes hört das Fragen nach anderen Göttern und Kulten auf. Oder wie Papst Benedikt XVI es theologisch ausdrückt:

„Die Götter sind keine Götter mehr. Als solche sind sie gestürzt: Die Frage nach der Wahrheit selbst hat ihnen die Göttlichkeit genommen und ihren Sturz bewirkt.“ (3)

„Aber zugleich ist ihre Wahrheit ans Licht getreten: dass sie Abglanz von Göttlichem, Vorahnungen von Gestalten waren, in denen sich ihr verborgener Sinn gereinigt erfüllte. … eine Stufe auf der Stufe nach dem wahren Gott und seiner Spiegelung in der Schöpfung.“ (4)

Heute in einer Zeit, in der wir mehr und mehr von anderen  Religionen und Kulten umgeben sind, kommt es immer häufiger vor, dass der Weg zu Christus über andere Kulte und Religionen führt;  ist doch das Praktizieren von solchem immer auch Ausdruck einer intensiven Suche.

So sieht die Kirche  in ihrer Weisheit  das  Gute und Hilfreiche in anderen Religionen, ohne die Einzigartigkeit des Christus zu verleugnen:

„Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, dass sie, wenn auch erst ‚in Schatten und Bildern‘, nach Gott suchen. Er ist ihnen unbekannt, aber doch nahe, da er allem Leben, Atem und alles gibt und da er will, dass alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, als ‚Vorbereitung für die Frohbotschaft  und als von dem gegeben …, der jeden Menschen erleuchten will, damit er schließlich das Leben habe‘.“ (5)

Und nein, es muss nicht unbedingt eine solches besonderes Ereignis der Gnade sein, wie Stéphanie es erlebte, um uns zur Einzigartigkeit des Christus zu führen. Wie oft sind es stetige geistige Wege, die uns immer mehr in der Wahrheit des Christus festigen. Es ist ein  geistliches Wachsen immer tiefer in die Beziehung mit Jesus hinein.

Sollten wir ein solches Ereignis der Gnade erleben dürfen, wäre es  insofern fatal, dabei stehen zu bleiben. Im Gegenteil, gerade die besondere gnadenhafte Erkenntnis des Christus ruft  zu einem lebendigen und stetigen Gebets- und Anbetungsleben, um immer vertrauter mit Jesus zu werden.

Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir in besonderer Weise die Kraft des Heiligen Geistes, um Jesus Christus kennenzulernen, immer tiefer seine Wahrheit erkennen zu können und mehr und mehr in ihr gefestigt zu werden.

Das Zeugnis von Stéphanie auf kto:

VERWEISE
(1) https://www.katholisch.de/video/14745-kann-man-gleichzeitig-buddhist-und-christ-sein
(2) Papst Benedikt XVI: Glaube, Wahrheit, Toleranz. S. 132
(3) Papst Benedikt XVI: Glaube, Wahrheit, Toleranz. S. 132
(4) Papst Benedikt XVI: Glaube, Wahrheit, Toleranz. S. 186
(5) Katechismus der Katholischen Kirche: 843

BILDER
St. Trinité, Paris: www.montjoy.net
alle anderen: unsplash.com

Das Imprimatur wurde erteilt!

Der 3. Juni 2022 war ein besonderer Tag: Das Imprimatur wurde gegeben für die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament, genauer gesagt für die Broschüre, in der dieser geistliche Weg vorgestellt und erklärt wird.

Wie ihr wisst, liegt uns die Anbetung des eucharistischen Christus besonders am Herzen. Schon lange verbinden wir unser Engagement mit einem persönlichen, geistlichen Weg, zu dem wir uns inspiriert fühlten, eben dieser Weihe an Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament.

Eine solche Weihe bedeutet zu versuchen, ganz aus der eucharistischen Anbetung zu leben, sich von der lebendigen Gegenwart Jesu erfüllen, heilen und verändern zu lassen hin zu dem, was Paulus den „neuen Menschen“ nennt (vgl. Eph 2, 15. 4, 23-24; Kol 3, 10).

Warum ist ein Imprimatur wichtig, und was ist es eigentlich?
Ein Imprimatur der römisch-katholischen Kirche ist eine kirchliche Druckgenehmigung durch den zuständigen Bischof für eine theologische Schrift. Der Bischof prüft — manchmal mit einer Kommission oder Arbeitsgruppe — die jeweilige Abhandlung und erteilt danach die offizielle Genehmigung, es in Druck zu geb

Hier ist das Imprimatur für die Broschüre über die Weihe an das Allerheiligste Sakrament.

Der Begriff „Imprimatur“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „es werde gedruckt“. Oft wurde mit dem Vermerk nihil obstat (lat. „es steht nichts entgegen“) ein Imprimatur zusätzlich kenntlich gemacht. Ein Imprimatur ist immer nur auf einen jeweils bestimmten Text bezogen. Falls inhaltliche Änderungen daran erfolgen, muss dieser wieder neu vorgelegt werden.

Für das Anliegen der Weihe an das Allerheiligste Sakrament war der Erhalt des Imprimatur ein großer Schritt. Der geistliche Weg einer solchen Weihe wurde damit von offizieller, bischöflicher Seite befürwortet. Er tritt damit heraus aus der Sphäre der individuellen, wenn auch inspirierten Idee. Er darf mit wohlwollenden Blick der Kirche gegangen werden.

Für Gläubige gibt ein Imprimatur eine Sicherheit, nicht irgendwelchen zweifelhaften Ideen zu folgen, sondern sich im Schoß der katholischen Kirche zu wissen.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil benötigte jede theologische Schrift z.B. von Priestern und Ordensleuten ein Imprimatur. Eine Ausnahme gab (und gibt es bis heute) nur für die Schriften der für das kirchliche Lehramt autorisierten Theologen, die von vorne herein einer Prüfung unterliegen, in Zweifelsfällen sogar durch die römische Glaubenskongregation.

Ein Imprimatur mit Bischofswappen von 1907.

Eine kurze Anmerkung zum Begriff, da es oft Unklarheit darüber gibt: Bei Aussprache und Genus von „Imprimatur“ gibt es im Gebrauch regionale Unterschiede. So wird oft von „die Imprimatur“, gesprochen, also grammatikalisch weiblich, mit Betonung auf der letzten Silbe. Die offizielle Bezeichnung jedoch ist tatsächlich nicht Femininum, sondern Neutrum: „das Imprimatur“ mit Betonung auf der vorletzten Silbe entsprechend der lateinischen Aussprache. Da in unserer Region die feminine Form virulent ist, mag der Begriff, wie er hier benutzt wird, falsch klingen, doch es ist die offizielle Version, die wir gebrauchen.

Die Broschüre nun, für die das Imprimatur gilt, veröffentlichen wir hier auf dem Blog  im gleichen Wortlaut, nur unterteilt in verschiedene Blogbeiträge wegen der besseren Lesbarkeit (s. unten).

Falls Du die Broschüre als pdf-Datei herunterladen möchtest:
Die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament (pdf)

#Einführung
#1 Die Weihe: Ein Weg der Heilung
#2 Die Weihe: Ein Weg der Heiligung 

#3 Die Weihe: Eine Gnade zur Aufrichtung der Kirche
#4 Die Weihe: Ein Zeugnis über die Eucharistie
#5 Maria, die eucharistische Frau
#6 Die Weihe konkret

Wir wünschen viel Freude und Segen damit!

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VERWEISE

Bilder: unsplash.com,
außer die Bilder der Imprimaturen: eigene Fotos

An der Brust Jesu, gerade in Bedrängnissen

Viele Sorgen wühlen uns vielleicht auf, wir stehen unter Druck oder Probleme nehmen überhand. Oft ist es so: Je existentieller und größer die Probleme sind, desto schwerer fällt es, den inneren Frieden zu bewahren.

Gott verlässt uns nicht

Eines ist bedeutsam: Wenn Schwierigkeiten da sind, heisst das nicht, dass Gott uns verlassen hätte. Das ist sehr sehr wichtig! Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir, welch großen Schwierigkeiten Maria und Josef ausgesetzt waren, und Jesus selbst ging es nicht anders. Die Geschichte der Heiligen zeigt ebenso, dass alle ausnahmslos Schwierigkeiten erfuhren, und oft größere als die, mit denen wir konfrontiert sind.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht nicht darum, Bedrängnisse und Schwierigkeiten zu verharmlosen, kleinzureden oder nicht ernst zu nehmen. Aber es ist sehr wichtig zu sehen, dass Gott uns nicht verlässt, wenn sich Probleme im Leben auftürmen.

Im Gegenteil ruft Gott uns gerade dann zu sich:

„Kommt zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich will euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11, 28)

Der Nutzen von Schwierigkeiten aus geistlicher Perspektive

Aus geistlicher Perspektive können wir sogar davon sprechen, dass wir aus Bedrängnissen Nutzen ziehen können. Denn Probleme und Schwierigkeiten fordern uns in positiver Weise heraus, mit Gott tiefer zu gehen und noch näher zu Gott zu kommen.

Wenn ich tatsächlich verstanden haben, dass Gott mich auch in meiner desolaten Situation sieht, mich nicht verlässt und an meiner Seite ist, dann ruft mich diese Situation, viel und noch mehr von Gott zu erwarten. Vielleicht sogar Ungewöhnliches oder menschlich gesehen Unmögliches.

Die Umstände rufen mich, zu Gott zu laufen, sie rufen mich in starke Fürbitte, sie rufen mich vielleicht sogar zum ersten Mal zum intensiven Gebet. Und was passiert da?

Eines, und das ist immer ein Nebeneffekt — aber für Gott sicher gar nicht so nebensächlich: Die Beziehung zu Ihm, Jesus Christus, wird vertieft, vielleicht sogar zum ersten Mal in sehr persönlicher Weise etabliert. Seine Liebe ist so groß zu uns, dass gerade dann, wenn es  in unserem Leben brenzlig wird, er uns besonders nah sein will. Gerade dann.

An der Brust Jesu ruhen

Die Bibel berichtet uns von einer Situation einer solchen innigsten Nähe mit Jesus. Es ist der Apostel Johannes, der beim Letzten Abendmahl an der Brust Jesu ruhte.

„Einer von den Jüngern lag an der Brust Jesu, es war der, den Jesus liebte.“ (Mt 13, 23)

Es ist einer sehr innige, intime Geste. Wir erlauben uns solches eigentlich nur bei Menschen, die uns sehr vertraut sind und deren Liebe wir sehr sicher sind.

Wenn es um eines solche Vertrautheit mit Gott geht, ist manchmal tatsächlich eine Scheu da, die Beziehung mit Jesus tiefer werden zu lassen oder sogar so weit zu gehen, wie wir es mit Jesus und Johannes sehen. „Darf ich das überhaupt? Er ist der Sohn des allmächtigen Gottes. Darf ich so vertraut mit Gott sein?“ Oder wir wenden ein: „Es war doch der Apostel Johannes! Das gilt nicht für mich. Bei den anderen Aposteln war es auch nicht so!“

Der bevorzugte Jünger Johannes?

Tatsächlich gibt uns die Bibel keine Hinweise darauf, dass die anderen Apostel ein so inniges Verhältnis mit Jesus hatten wie Johannes. So könnte man tatsächlich glauben, dass Jesus diesen Jünger, „den er liebte“, wie oft geschrieben steht, bevorzugte. Unwillkürlich verbinden wir damit die Zurücksetzung der anderen, wie es unter uns Menschen (leider) üblich ist. Aber ist es hier so?

Es gibt Hinweise  bei den Mystikern, wie zum Beispiel bei Maria Valtorta (1), dass auch die anderen Apostel ein sehr inniges Verhältnis mit Jesus hatten. Doch gab es einen Unterschied: Johannes scheint der Apostel gewesen zu sein, der die Nähe Jesu am kühnsten und am meisten gesucht hat. 

„Kühn“ ist hier tatsächlich der richtige Ausdruck, weil alle Apostel durchaus wussten, wer vor ihnen stand. Jesus Christus offenbarte sich im Volk Israel als der seit Jahrhunderten erwartete Messias und dazu noch als Sohn des Allerhöchsten, der für die Rettung der ganzen Welt gekommen ist. Doch immer wieder ermutigt Jesus die Apostel, die Scheu ihm gegenüber zu überwinden, näher und näher zu kommen und inniger mit ihm zu werden. Denn es ist sein eigenes, göttliches Verlangen, uns so nah zu haben.

Damit wir die Liebe Gottes, die er in uns unablässig verströmen will, in aller Fülle aufnehmen können, und uns in geistiger Weise immer mehr von Jesus an seine Brust nehmen lassen können, sind lange Augenblicke des Gebets und der Kontemplation wichtig. Ohne Zweifel ist hier die eucharistische Anbetung einer der besten Orte dafür.

Wenn wir allerdings aktuell in Problemen stecken, die uns überrollen, nehmen wir uns genau dafür nicht die Zeit. Und doch ist es gerade jetzt angebracht: Zeit — viel Zeit — mit Gott zu verbringen. Die Bereitschaft dazu, und es dann real umzusetzen, benötigt immer unsere aktive Entscheidung, vor allem dann, wenn ich die eucharistische Gegenwart Jesu suche oder mich zu einem Tabernakel auf dem Weg mache.

Besonders in schwierigen Situationen und Bedrängnissen ist es eine der aufbauendsten und besten Entscheidungen, viel Zeit mit Jesus zu verbringen, an seiner Brust Ruhe zu finden und Kraft zu tanken — und alles in dem Vertrauen, dass er die nötigen Lösungen und Wege schenken wird.

 

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LITERATURVERWEISE
(1) Valtorta, Maria: Der Gottmensch. Bd. 1-12
(2) Therese von Lisieux, zit. in: Racine, Florian: Could you not watch with me one hour. St. Ignatius Press, San Francisco/US, 2014, S. 27, eigene Übersetzung

BILDER
Ikone Letztes Abendmahl: https://discalcedcarmel.org/holy-thursday-with-saint-john-the-apostle/

Eine Innensicht von Anbetung

Anbetung von innen her betrachtet — was geschieht eigentlich dabei? Es ist natürlich schwer, solche geistlichen, inneren Prozesse in Worte zu fassen. Doch es ist lohnenswert, einen Versuch zu starten. Denn es ist etwas so Kostbares, was der Seele widerfährt, dass es gut ist, darüber zu sprechen. Besonders auch, um die Sehnsucht nach einem solchen kostbaren Schatz zu wecken, eine vielleicht schlafende Sehnsucht danach anzurühren und aufzustören.

1.   Die tiefste Sehnsucht nach liebender Vereinigung mit Gott wird berührt

Das, was in der menschlichen Seele bei der Anbetung Jesu geschieht, berührt die vielleicht tiefste, menschliche Sehnsucht: Die Sehnsucht nach liebender Vereinigung mit Gott. Es ist der ungestillte Durst des

Menschen nach dem lebendigen Wasser, das nur Gott geben kann, es ist der Durst nach den Quellen des lebendigen Wassers in uns, die nur Gott aufbrechen lassen kann, es ist der Durst nach der tiefen Vereinigung mit dem lebendigen Gott, aus dem alles Leben kommt.

Wir sind als menschliche Wesen per se zu dieser Liebesgemeinschaft mit Gott berufen: Es gehört untrennbar zu unserem Menschsein. Im Paradies, für das wir geschaffen wurden, waren wir in innigster Gemeinschaft mit Gott; und erst durch den Sündenfall verloren wir das Paradies und diese Vereinigung mit Gott (vgl. Gen 2, 7-25; 3, 1-24).

Und erst Jesus Christus war es, der uns am Kreuz dieses tiefe Vereintwerden wieder neu ermöglicht hat. Seit dem ergeht der Ruf zu dieser innigsten Gemeinschaft mit Gott an jeden Menschen, unabhängig davon, in welche Weltanschauung oder Religion er geboren oder wie er sozialisiert wurde. 

„Denn geschaffen hast Du uns auf Dich hin, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe hat in dir“(1), 

so sagte der Heilige Augustinus schon im vierten Jahrhundert nach Christus. Dieses Wort hat bis heute Gültigkeit, denn es meint genau diese alle Zeiten überschreitende, menschliche Sehnsucht, die nur durch den Dreifaltigen Gott gestillt und zur Ruhe gebracht werden kann.

2.  Ohne Jesus Christus stirbt die Seele ab

Ohne Jesus Christus, durch den allein diese Vereinigung mit Gott stattfinden kann, stirbt die Seele ab, sie erleidet im wahrsten Sinne den Tod. Obwohl sie in einem lebendigen Leib lebt. Da die Seele leben will, verzweifelt leben will, bleibt sie auf einer existenziellen Suche, so lange sie die ausgestreckte Hand Christi nicht ergriffen hat. 

Interessant ist hier der Sprachgebrauch Jesu in der Bibel. Er spricht von „Toten“ vor allem dann, wenn die Seele genau diesen Tod stirbt, nämlich fern vom Dreifaltigen Gott zu leben. Wenn der Leib gestorben, spricht er oft davon, dass jemand nur „schläft“. 

Einmal, als die Tochter des Jairus gestorben war, wird er deswegen ausgelacht. Man unterstellt ihm, er habe nicht begriffen, dass das kleine Mädchen doch tatsächlich gestorben sei. Doch seine Anhänger und Jünger verstehen nicht, dass er sich keineswegs geirrt hat. Und wie er zu dem Mädchen kommt, erweckt er es wieder zum Leben.

„Als Jesus … hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. … Er fasste das Mädchen an der Hand und sagte: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher.  … Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen.“ (Mk 5, 38-42)

Auch vom gestorbenen Lazarus sagt er, dass er nicht „tot“ sei.

„ … Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem (des Lazarus) Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben.“ (Joh 11, 11-14)

Denjenigen Pharisäern und Schriftgelehrten aber, die ihm nicht glaubten, ihn ablehnten oder sogar verfolgten, sagt er, dass sie „Gräber sind“, also tot:

„Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen, innen aber sind sei voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So erscheint ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.“ (Mt 23, 27-28)

Schon im Alten Testament finden wir diesen Sprachgebrauch:

„Über einen Toten weine, denn das Lebenslicht erlosch in ihm; über einen Toren weine, denn die Einsicht erlosch ihm. Weniger weine über einen Toten, denn er ruht aus; das schlechte Leben des Toren ist schlimmer als der Tod.“ (Weish 22,11)

3.   Auch das Gefundenhaben bleibt eine Suchbewegung, aber es ist eine gänzlich andere

Wenn ich nun Christus als meinen Retter und Erlöser angenommen habe, wenn ich „gefunden habe“, bleibt es eine Suchbewegung, es bleibt ein Weitergehen und Voranschreiten. Denn die Liebe Christi so unendlich groß, weit und letztlich in keiner Weise auszuloten, dass wir in diese liebenden Vereinigung immer weiter und tiefer eintauchen können, ohne je ans Ende zum kommen.

Insofern sind wir gerufen, Christus immer wieder neu und vertieft zu finden. Zwar ist dieses ebenso eine suchende Bewegung der Seele. Doch sie ist anders. Sie ist gänzlich anders als die Bewegung einer Seele, die ohne eine Beziehung mit Christus lebt und die keinen Erlöser kennt oder kennen will.

Denn der glückliche Zustand des Gefundenhabens hat nicht diese Verlorenheit und grundsätzliche Verlassenheit, die wesenhaft zu diesem gehört. Romano Guardini spricht sogar von der Verlassenheit des Daseins an sich, der Mensch sei

„verlassen von den Gründen seines Daseins her“(2),

wenn die Seele Christus nicht angehört.

4.  Bei der Anbetung betreten wir den Raum der Sehnsucht 

In der Anbetung nun betreten wir diesen Raum der Sehnsucht. Wir betreten diesen großen, immensen geistigen Raum, in dem die liebende Gemeinschaft mit Gott stattfindet.

Wir finden das fehlende Puzzleteil, das für unser ganzes Menschsein fehlte, wir, die wir  für die liebende Gemeinschaft mit Gott geschaffen sind. Denn wir verweilen in seiner göttlichen Gegenwart, suchen seine Gesellschaft und setzen unsere Seele seiner göttlichen Liebe aus. Schon Papst Benedikt XVI sagte:

„Eine wesentliche Weise des Mitseins mit dem Herrn ist die eucharistische Anbetung.(3)

5.  Die Liebe will nie stehen bleiben, sie will immer weiter gehen

Es ist das Wesen der Liebe, dass sie nie stehen bleiben will, dass sie immer weiter gehen und sich vertiefen will. In der Anbetung nun — mit dem guten Willen, sich für Jesus Christus zu öffnen — vertieft sich dieses liebende Sein mit Jesus. Es vertieft sich im Schauen auf Jesus, im Schauen auf die heilige Hostie.

Übernatürliche Freude, Frieden und Hoffnung — diese tragen wir als Christen schon als kleine Flammen in unseren Herzen. Das Verweilen unter den wirkkräftigen Strahlen der Liebe Jesu bei der Anbetung nährt diese Flamme der Freude, des Friedens und der Hoffnung und sie kann wachsen.

So kommen wir zu innerem Frieden auch in bedrängenden Zeiten. In einer Welt des Hasses und der Gewalt werde wir befähigt zu lieben; lieben in der Hoffnung auf Jesus, den Retter und Erlöser; lieben in der Hoffnung auf das ewige Reich der Liebe, dem wir schon jetzt angehören.

6.  Das übernatürliche Glück steht in direktem Verhältnis zur Anbetung

In dem sehr bemerkenswerten und empfehlenswerten Buch „In Sinu Jesu“ (Im Schoße Jesu) lesen wir folgendes:

„Das Glück eines Priesters steht in direkten Verhältnis zu der Erfahrung der Freundschaft Jesu bei der eucharistischen Anbetung.“ (4)

Deutlicher ist es kaum zu sagen, wie entscheidend die eucharistische Anbetung für das geistliche Leben ist. Hier sei kurz angemerkt, dass es sich hier um übernatürliches, von Gott geschenktes Glück handelt, das unabhängig von irdischen Wohltaten ist.

Das nun, was für Priester gilt, ist in diesem Fall ebenso relevant für einfache Gläubige.  Jesus Christus wartet im Sakrament der Liebe, um seine Priester und Gläubigen zu empfangen und liebevoll an sein Herz zu drücken.

Ohne die Anbetung verflüchtigen sich das übernatürliche Glück, der Frieden und die Hoffnung, und die Gefahr besteht, dass das innere Feuer erlischt und stattdessen Melancholie, Verzweiflung und Überdruss Einzug halten. Das zeigt sich vor allem in solchen Zeiten, in denen es für Christen, die es ernst meinen, von allen Seiten her schwieriger wird, selbst von innerhalb der Kirche her.

Halten wir dagegen, gehen wir den eucharistischen Herrn anbeten und empfangen wir die Funken göttlicher Liebe und göttlichen Lebens, die uns wieder neu erfrischen und aufrichten werden.

 

VERWEISE

(1) Bernhart, Joseph (Hrsg.): Augustinus —Bekenntnisse (Lateinisch und Deutsch). Insel Verlag, Frankfurt/M, 1987, S. 13
(2) Guardini, Romano: Der Herr. Leipzig, 1957, S. 188
(3) Papst Benedikt XVI: Predigt bei der Marianischen Vesper mit den Ordensleuten und Seminaristen Bayerns in Altötting. https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/homilies/2006/documents/hf_ben-xvi_hom_20060911_vespers-altotting.html
(4) Vgl.: In Sinu Jesu. Wenn das Herz zum Herzen spricht. Aufzeichnungen eines Priesters im Gebet. Patrimonium Verlag, Aachen, 2019,  S. 282

Bilder: unsplash.com,
außer „daughter of Jairus“: https://salvationbiblecell.com/a-girl-restored-to-life-and-a-woman-healed/

Erneuerung der Kirche Ja — aber wie?

Erneuerung, Reformen, Umgestaltung oder wie auch immer man angestrebte Veränderungen in der Kirche nennen möchte – dieses geht am Besten über die eucharistische Anbetung; sie ist ein vorzüglicher Ort, um Gestaltung zu beginnen.

Warum ist das so? Um das zu verstehen, muss das Wesen von eucharistischer Anbetung verstanden werden, zumindest drei ihrer entscheidenden Aspekte.

1. Es ist der Herr Jesus Christus, der anwesend ist. Er ist in seinem Opfer gegenwärtig, und ebenso in der Frucht seines Opfers: im Sieg über den Tod. Deshalb ist unter den eucharistischen Gestalten der lebendige und auferstandene Jesus gegenwärtig.

Hier — mit Leib und Blut gegenwärtig — ist seine  dichteste und mächtigste Seinsweise auf Erden. Und er ist das göttliche Haupt der Kirche. Etwas profan gesprochen: Der Chef, der Gründer, der Eigentümer, der, ohne dessen Wort und Zustimmung nichts getan werden sollte.

2. Während einer eucharistischen Anbetung verweilen wir in dieser mächtigen Gegenwart. Im Schweigen und in der Stille arbeitet der Herr, oft unbemerkt, an unseren Herzen. Und er spricht zu uns. Nicht unbedingt durch direkte Worte — obwohl es das auch gibt, und es ist ein großes Gnadengeschenk.

Sondern auch auf andere Weisen: durch Impulse, Eingebungen oder Ideen, die plötzlich da sind, Fügungen, die plötzlich erkannt werden und Handlungsoptionen eröffnen, oder Wege, die sich unerwartet gedanklich auftun. Oder er zeigt sich auf andere, unerwartete Weise. 

3. Wenn wir motiviert sind, für die Kirche Neues zu wagen und alles in der eucharistischen Anbetung erwägen, ehren wir das, was nach den Kirchenvätern und unzähligen Heiligen schon von alters her erkannt wurde: Die eucharistische Gegenwart des Herrn ist das Herz der Kirche.

Johannes Paul II, der große, heiliggesprochen Papst des 20. Jahrhunderts, nannte die Eucharistie sogar den

„… Schatz der Kirche, das Herz der Welt, das Unterpfand des Ziels, nach dem sich jeder Mensch, und sei es auch unbewusst, sehnt“. (1)

Die Wirkung der Anbetung ist immens. Die Arbeit des Herrn an unseren Herzen dient unserer persönlichen, immer weiter gehenden Bekehrung.

Wenn wir beginnen wollen, etwas in der Kirche zu erneuern oder neue Wege in ihr zu suchen, dann ist genau das eine unabdingbare Voraussetzung: Ein persönlicher, geistlicher, intensiver Weg mit Jesus. Denn ein reines Herz, das eng mit dem Herrn verbunden ist, vermag das Wollen des Herrn besser zu verstehen.

Selbstverständlich müssen alle neuen Impulse und Eingebungen einer nachfolgenden, geistlichen Unterscheidung und Prüfung unterzogen werden.

Auch sei unwidersprochen, dass der Herr Ideen und Impulse jederzeit und an jedem Ort geben kann, vor allem dann, wenn um den Heiligen Geist gebetet wird, oder auch während der heiligen Messe. Aber die eucharistische Anbetung bleibt ein vorzüglicher Ort.

Diejenigen, die weitreichende Entscheidungen für die Kirche treffen oder mittragen müssen, sind Priester und Bischöfe. Für sie ist es einfach, denn sie haben jederzeit Zugang zu eucharistischer Anbetung, und sei es im privaten Oratorium ihres Pfarrhauses oder Bischofsitzes.

Wenn wir nicht so eng wie möglich mit dem Herrn gehen, besteht die Gefahr, dass unsere Ideen rein menschengemacht sind. Nicht selten sind solche menschengemachte Ideen nicht mehr als Zugeständnisse an den herrschenden Zeitgeist. Damit aber können sie schlussendlich nicht dem Aufbau und der Erneuerung der Kirche dienen. Schlimmer noch: Sie schaden, verwirren, führen in die Irre und provozieren Streit, Unmut und Spaltung. Dieses kann niemals der Geist des Herrn sein.

Wenn also unser Herz dafür brennt, die Kirche voranzubringen, halten wir es mit der großen Heiligen Edith Stein: 

„Lieben wir es, in der Gegenwart des Herrn zu verweilen.“ (2)

 

 

VERWEISE

(1) Johannes Paul II: Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 17.3.2003, Nr. 59
(2)  Edith Stein, zit. in: Benedikt XVI: Predigt bei der Marianischen Vesper mit Ordensleuten und Seminaristen in Altötting, 11.9.2011

Bilder: https://unsplash.com

Eucharistie – unerschöpfliche Kraftquelle und Königsweg

Wir glauben, dass es besonders jetzt ein dringender Ruf Jesu Christi ist, ihn in seiner allerheiligsten Gegenwart in der Eucharistie aufzusuchen. Dass es jetzt die Zeit ist, die Eucharistie als unerschöpfliche Kraftquelle und Königsweg neu zu entdecken und zu leben. Konkret meint das zuerst, die heilige Messe mitzufeiern, Jesus Christus würdig in der Kommunion zu empfangen und ihn außerhalb der Messe anzubeten. Warum gerade jetzt?

Große Herausforderungen

Die Anbetung und das Mitfeiern der Messe mit würdigem Kommunionempfang ist zu unserem großen Nutzen. Angesichts der Herausforderungen und Verführungen, die in diesen Zeiten immer größer werden, brauchen wir besondere Gnade und besondere Kraft; und diese fließen aus dem eucharistischen Jesus. Die Herausforderungen sind groß.

(Bild: thays-orrico@unsplah.com)

Zum einen stehen wir in einem Sturm der äußeren Ereignisse. Der Krieg in der Ukraine mit all den potentiellen Szenarien, die einen kriegerischen Flächenbrand auslösen können, stellt eine außerordentliche Bedrohung dar, nicht nur für Europa.

Schon allein dieses fordert uns als Christen heraus, nicht nur bezüglich der immensen Notlage für die vielen schon jetzt direkt betroffenen Menschen, sondern auch in geistiger Weise.

(Bild: george-pagan@unsplash.com)

Wo ist denn Gott?, kann eine der Fragen sein angesichts des Kriegsgeschehens mit noch unabsehbaren Folgen. Und klopfen Angst, Entmutigung und Hoffnungslosigkeit nicht auch an unsere Tür? Können wir von uns sagen, dass wir unerschütterlich im Glauben stehen, wie Paulus es schreibt:

„Doch müsst ihr unerschütterlich und unbeugsam am Glauben festhalten und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen, die euch das Evangelium schenkt.“ (Kol 1, 23)

(Bild: simon-wood@unsplash.com)

Sturm des Unglaubens

Hinzu kommt ein Sturm des Unglaubens, der unsere westliche, originär christlich geprägte Welt durchzieht. Er ist eine zusätzliche Herausforderung, der wir schon lange ausgesetzt sind, der aber inzwischen immer mehr Fahrt aufnimmt. Wir sehen, dass die Umgebung um uns herum immer mehr in Gottlosigkeit und Götzendiensten versinkt.

(Bild: eric-ward@unsplash.com)

Selbst innerhalb unserer Kirche sehen wir Uneinigkeit und Streit, und wir fühlen uns an das Wort des Paulus erinnert, der schon damals von Zeiten sprach, in der grundlegende Wahrheiten angegriffen werden:

„Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden.“ (2 Tim 4, 3-4)

Komm zu Jesus!

Gerade angesichts all dieser Herausforderungen hören wir in uns den Ruf Jesu, zu ihm zu kommen. Wenn die Probleme größer werden, gleich welchen Bereich es betrifft, so trägt Jesus die immer größer werdende Last mit uns. Göttliche Schultern können alles tragen; es gibt für Jesus keine zu große Last. Gleichzeitig ist er unsere Kraftquelle, mit der wir im Glauben bestehen können.

(Bild: brennan-martine@unsplash.com)

Der Ruf, zum eucharistischen Jesus zu kommen — Eucharistie als seine mächtigste und auch wirkmächtigste Gegenwart auf Erden —, ergeht in der ganzen katholischen Welt.

Es ist der Ruf, ihn in der Kommunion zu empfangen, und es ist der Ruf, ihn auch außerhalb der Messe anzubeten. Denn von ihm allein fließt die Kraft, die wir brauchen, besonders in geistiger Hinsicht. Lassen wir uns vom Schlaf aufwecken, hören und folgen wir dem Herrn.

(Bild: eric-mok@unsplash.com)

Ein Königsweg

Gerade aufgrund dieser „dichtesten Seinsweise Jesu in der Eucharistie“, wie Papst em. Benedikt XVI es nennt, ist es sicher angemessen, den eucharistischen Weg als „Königsweg“ zu bezeichnen. Königswege waren während der Großreiche in der Antike die besten und kürzesten Wege in die verschiedenen Landesteile. Sie waren allerdings nur den Großkönigen oder den Pharaonen mit ihren Gefolgen vorbehalten. Dieses ist beim eucharistischen Jesus natürlich anders. Der eucharistische Königsweg steht allen offen, die an die wahrhaftige Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament glauben.

(Bild: clement-couchet@unsplash.com)

Drei zentrale Früchte des eucharistischen Weges

In turbulenten Zeiten werden die zentralen Früchte von Kommunion und Anbetung immer wichtiger, die da sind: 

  • Stärkung im Glauben, 
  • Festigen in der Wahrheit, 
  • Christus in uns wachsen lassen.

Gehen wir zum eucharistischen Herrn, feiern wir die heilige Messe mit und beten wir den eucharistischen Herrn auch außerhalb der heiligen Messe an. Lassen wir uns von Jesus Christus im Glauben und in seiner Wahrheit stärken, um in diesen Zeiten standzuhalten — und mehr noch: um trotz aller Widrigkeiten in der Liebe Jesu zu wachsen.

(Bild: nina-strehl@unsplash.com)

Fundamental gestärkt im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe werden wir ermutigt, mit genau dieser Kraft und Hoffnung in die Fürbitte zu gehen für diese Welt, in der so vieles im Argen liegt; für diese Welt, die nichts mehr braucht als Jesus Christus.

Die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament

Die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament ist ein geistlicher Weg, der den eucharistischen Jesus ins Zentrum stellt. Falls Du Dich in besonderer Weise dem eucharistischen Christus verbunden fühlst und es Dich zur Anbetung zieht, ist dieses vielleicht etwas für Dich.

Ähnliche Weihen sind uns bekannt z.B. von einer Marienweihe oder einer Weihe an das heiligste Herz Jesu. Solche Weihen sind Ausdruck einer persönlichen Spiritualität.

Insofern hat eine solche Weihe nichts mit dem dem Weihesakrament für das Priesteramt zu tun, und hat auch keinen Anteil daran. Jeder Gläubige kann von daher die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament für sich selbst persönlich vollziehen.

Diejenigen, die sich auf diese Weise Christus weihen, lassen sich in besonderer Weise dazu rufen, ein Leben aus der Anbetung des eucharistischen Christus zu führen. Es ist eine Weihe an Jesus Christus selbst, der unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist.

Die Nähe des eucharistischen Christus zu suchen, besonders in der regelmäßigen Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten oder vor einem Tabernakel, machen diesen Weg aus.

Selbstverständlich gehört ebenso das Mitfeiern der heiligen Messe dazu, denn die Anbetung führt genau zu dieser hin und intensiviert in uns das, was in der heiligen Messe und beim Kommunionempfang geschieht.

Diese Weihe ist eine Möglichkeit, sich selbst eine gewisse Verbindlichkeit für den gewählten geistlichen Weg zu geben. Zum anderen — so ist unser Glaube — verbinden sich mit einer Weihe besondere Gnaden, die helfen, diesen geistlichen Weg zu gehen.

Das Imprimatur wurde erteilt

Der 3. Juni 2022 war ein besonderer Tag: Die Broschüre, in der die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament vorgestellt wird, bekam ein Imprimatur. Diese offizielle, kirchliche Druckerlaubnis (imprimatur = lateinisch: „es werde gedruckt“) bedeutet, dass die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament von der Kirche gesehen und offiziell befürwortet wurde (mehr dazu, was ein Imprimatur ist, findest Du hier.)

In den unten aufgeführten Blogbeiträgen veröffentlichen wir die Broschüre, für die das Imprimatur gegeben wurde. Verschiedene Aspekte beleuchten genauer, um was es bei der Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament geht.

Du kannst die Broschüre ebenso als pdf-Datei herunterladen:
Die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament (pdf)

Hier ist die Broschüre in Blogbeiträgen:

#Einführung
#1 Die Weihe: Ein Weg der Heilung
#2 Die Weihe: Ein Weg der Heiligung 

#3 Die Weihe: Eine Gnade zur Aufrichtung der Kirche
#4 Die Weihe: Ein Zeugnis über die Eucharistie
#5 Maria, die eucharistische Frau
#6 Die Weihe konkret

Wir freuen uns, wenn es Dich inspiriert oder Du Dich vielleicht gerufen fühlst, einen solchen Weg zu gehen.

Auge in Auge mit der Katastrophe – und Hoffnung

Gerade in diesen Tagen intensiviert sich der Vulkanausbruch des Cumbre Vieja auf der beliebten kanarischen Urlaubsinsel La Palma und hinterlässt eine nicht enden wollende Spur der Zerstörung. Seit Beginn des Ausbruchs am 21. September 2021 sind wir Zeugen einer immensen Naturkatastrophe. Bisher wurden über 1500 Häuser Opfer des glühenden Lavastroms, und ein Ende ist nicht abzusehen. Dank der sehr guten Arbeit der Behörden und Sicherheitskräfte dieser kanarischen Insel wurde und wird die Bevölkerung erfolgreich evakuiert, so dass bisher keine Todesopfer zu beklagen sind.

Lavaströme des Vulkans Kilauea auf Hawaii. Hier treffen die Ausbrüche zum Glück nicht auf besiedeltes Gebiet wie jetzt auf La Palma (wir können hier keine Originalbilder des Geschehens auf La Palma zeigen. Bild: @usgs, unsplash.com)

Nicht nur die immer neu gespeisten Lavaströme bereiten auf La Palma Sorgen, sondern auch die Asche und Gase, die inzwischen aus mehreren Schloten kilometerhoch in die Luft geschleudert werden. Es handelt sich bei dieser Asche nicht um die uns bekannte Holz- oder Papierasche, sondern um fragmentiertes und pulverisiertes Lavagestein, das als feiner Ascheregen herabfällt und sich wie ein grauer Schleier auf die Insel legt.  Dieser vulkanische Aschefall ist insofern gefährlich, weil er neben dem klein zerriebenen Gestein auch feinste Glasfragmente und für Menschen und Tiere giftige Substanzen enthält, die sich in der Lunge ansammeln und zu Luftnot, Husten und Lungenvernarbungen führen können.

„Ich nehme Zuflucht vor dem Ascheregen in einer Kirche!“

Gestern stieß ich auf ein Video eines Youtubers auf La Palma (1). Er hatte sich auf dem Vorplatz einer Kirche postiert, zusammen mit vielen anderen Schaulustigen, um aus einiger Entfernung das Geschehen des Cumbre Vieja zu beobachten und zu filmen. Der Aschefall nahm jedoch während seiner Aufnahme in einem Maße zu, dass er sich mit laufender Kamera in die Kirche begab und kommentierte: „Ich nehme Zuflucht vor dem Ascheregen in einer Kirche!“ Als wäre er sich plötzlich der Symbolik seiner Aussage bewusst, wiederholte er immer wieder: „Ich nehme Zuflucht vor dem Ascheregen in einer Kirche“, und ließ die Kamera umherschweifen, am Tabernakel vorbei, hin zum ewigen Licht, zurück zum Altar.

Asche und Gaswolke am Mount Bromo, Indonesien 2018 (Bild: @Marc Szeglat, unsplash.com)

Es war tatsächlich sehr berührend, als würde er, angesichts der durchaus greifbaren Gefahr des beeindruckenden, feuerspuckenden Vulkans an eine existentielle Wahrheit erinnert; eine Wahrheit, die wir in dem Bibelwort finden:

„Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!“ (Off 7, 10)

Wie stark stehen wir in dieser Hoffnung? Diese Kirche des kanarischen El Paso, auf dessen Vorplatz nicht nur der Youtuber, sondern viele weitere Menschen standen und gebannt auf den Cumbre Vieja schauten, war leer. Warum wurde dort nicht gebetet? Warum versammelte man sich dort nicht, um den Herrn, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf der Erde — so auch über aktive Vulkane –, um Hilfe zu bitten? Ist inzwischen so wenig Glauben zu finden? Wo wären wir selbst in einer solchen Situation?

Auf den Höhen des Cumbre Vieja vor dem Ausbruch (Bild: @flolu, unsplash.com)

Ein gänzlich anderes Geschehen zum Beispiel ereignete sich während eines Vulkanausbruchs 1902 auf der karibischen Insel Martinique. Tatsächlich geschah während des Ausbruchs des Mont Pelée ein eucharistisches Wunder (2).

Das eucharistische Wunder von Morne-Rouge 1902

Der Ausbruch des Mont Pelée auf Martinique kündigte sich 1902 mit leichten Erdbeben an. Am 8. Mai begann der Vulkan Lava und schwarze Aschewolken auszuspucken. In dem 800-Seelen-Dorf Morne-Rouge, das an den Hängen des Vulkans lag, versammelten sich angesichts der drohenden Gefahr die Menschen in der Pfarrkirche. Es wurde Messe gefeiert und das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt. Stunden verharrten die Dorfbewohner in der Kirche. Der Berg wurde immer unruhiger, und angesichts der Todesgefahr bekannten die Menschen ihre Sünden. Pfarrer Pére Mary sprach eine allgemeine Absolution für alle aus.

Plötzlich rief eine Frau aus: „Das Heiligste Herz Jesu ist in der Hostie!“ Nicht nur sie, sondern sehr viele der Gläubigen sahen dieses. Das Herz Jesu war mit einer Dornenkrone umgeben. Andere sagten, sie sähen Blut aus dem Heiligsten Herzen fließen. Dieses Phänomen dauerte mehrere Stunden an und endete erst mit der Einsetzung der Eucharistie in den Tabernakel (3).

Es war wie ein Wunder: An diesem 8. Mai 1902 wurde Morne-Rouge vom Ausbruch des Vulkans verschont. Die Kleinstadt St. Pierre, die nur wenige Kilometer entfernt an der Küste lag, wurde zur gleichen Zeit durch eine sogenannte pyroklastische Wolke, die plötzlich aus dem Vulkan ausbrach, innerhalb von kürzester Zeit dem Erdboden gleichgemacht.

Die pyroklastische Wolke auf der karibischen Insel Martinique 1902, fotografiert vom Kapitän eines Handelsschiffes, das in letzter Minute aus dem Hafen von St. Pierre fliehen konnte (Bild: https://www.researchgate.net/figure/Mont-Pelee-Martinique-the-black-cloud-of-16-December-1902-as-it-reached-the-sea_fig9_321460145)

Pyroklastische Ströme und Wolken entstehen bei Vulkanausbrüchen, wenn innerhalb des Vulkankegels große Lavagesteinaufbauten kollabieren oder der Kegel selbst kollabiert.  Explosionsartig werden Gase freigesetzt und das Lavagestein unter größter Hitze pulverisiert.  Mit 100-400 km/h und Temperaturen von 200-700 Grad Celsius stürzt eine solche Wolke die Abhänge hinunter und verwüstet alles, was ihr im Weg steht.

Beten wir, dass eine solche Entwicklung den Menschen auf La Palma am Cumbre Vieja erspart bleibt und die Naturkatastrophe ein schnelles Ende findet!

Vulkangebirge auf Martinique (Bild: @Weronika Valencyja, unsplash.com)

Die Geschichte Morne-Rouges ist damit noch nicht zu Ende. Drei Monate später, am 30. August des gleichen Jahres, wurde Morne-Rouge durch einen weiteren Ausbruch des Mont Pelée völlig zerstört, auch durch eine pyroklastische Wolke. Nur die, die sich nicht im Dorf aufhielten, überlebten.

Trotz dieses tragischen Schicksals bleibt der Trost, dass die Opfer der Katastrophe von Morne-Rouge mit Gott versöhnt und im Stand der Gnade in die ewige Freude eingehen konnten. Denn sie hatten angesichts der Todesgefahr ihre ganze Hoffnung auf Christus, den Erlöser, gesetzt.

Der heilige Cyprian, Bischof des antiken Karthago im dritten Jahrhundert nach Christus und bedeutender kirchlicher Schriftsteller, schreibt in seinem Traktat an Fortunatus:

„Wie groß ist die Würde und Sicherheit dessen, der froh von hier Abschied nimmt, der unter Not und Bedrängnis ruhmreich von dieser Welt scheidet, der jetzt die Augen schließt … und sie sofort wieder öffnet, um Gott und Christus zu schauen! … Unversehens wirst du der Erde entrissen, um Bürger des Himmelreiches zu werden.“ (5)

Von all diesen Dingen zu erfahren hat mich doch recht nachdenklich gemacht.  Worauf setze ich  wirklich meine Hoffnung? Was zählt letzten Endes tatsächlich, und trägt durch, selbst in Todesgefahr und über den Tod hinaus?

Jesus Christus, Licht in der Dunkelheit dieser Welt

Papst Benedikt XVI bringt es meines Erachtens auf den Punkt. Er schreibt über unsere christliche Hoffnung:

„Die Hoffnung ist personalisiert. Ihre Mitte liegt nicht in Raum und Zeit …, sondern in der Beziehung zur Person Jesu Christi und im Verlangen nach seiner Nähe.“ (4)

Denn Christus ist auferstanden. Er hat den Tod überwunden. Durch die Beziehung mit ihm sind wir Erben des ewigen Lebens, das er gibt. Denn:

„Er hat uns in seinem Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben.“ (1 Petr 1, 3)

Eucharistische Anbetung ist Zeichen einer solchen Hoffnung, und gleichzeitig ein Zeichen unseres Verlangens nach der Nähe Jesu.  Sie ist ein direkter Ausdruck davon, die Beziehung mit Jesus Christus zu suchen und vertiefen zu wollen. Denn wir begeben uns in seine lebendige, auferstandene Gegenwart.

Beginnen wir mit der Anbetung schon jetzt, zeigen wir jetzt schon dieses Verlangen, und nicht erst, wenn es brenzlig wird.

VERWEISE
(1) Link des Youtubekanals https://www.youtube.com/channel/UCR-W1hBvmDx4stuEvY3rP2A
(2) Vgl. Les Miracles Eucharistique dans le Monde. Éditions Francois-Xavier de Guibert, Paris, 2009, S. 108
(3) Vgl. Les Miracles Eucharistique dans le Monde. Éditions Francois-Xavier de Guibert, Paris, 2009, S. 108
(4) Benedikt XVI/Josef Ratzinger: Eschatologie – Tod und Ewiges Leben. Verlag Friederich Pustet, Regensburg, 2019, S. 22
(5) Cyprianus von Karthago: Aus einem Traktat an Fortunatus. In: Lektionar (zur Feier des Stundengebetes), Heft 7, 21.-27 Woche im Jahreskreis, Zweite Jahresreihe, Tag des Heiligen Kallistus I (14.10.)
(6) Titelbild: Ausbruch des Ätna im Februar 2021 @ Piermanuele Sberni, unsplash.com

 

Gott hat eine irdische Adresse!

Die Eucharistie ist mehr als alle andere das Sakrament, das geglaubt werden muss. Kann Gott, in Jesus Christus, an unzähligen Orten gleichzeitig sein, mit seinem Leib gegenwärtig? Ja, das kann er. Warum sollte er es nicht können, Jesus Christus, der Sohn Gottes, Er, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf der Erde? 

„Da trat Jesus auf sie zu und sagte: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ (Mt 28, 18)

Wenn wir glauben, dass Jesus Christus tatsächlich der Sohn Gottes ist und selbst Gott ist als die zweite göttliche Person der Heiligsten Dreifaltigkeit, ist weniger die Frage, ob Jesus es kann, sondern vielmehr ob er es getan hat.

Wenn wir der Frage nachgehen, ob Christus es tatsächlich getan hat, ob er tatsächlich sich selbst bis zum Ende der Zeiten in der Eucharistie vergegenwärtigt, dann befragen wir zuerst die Heilige Schrift. Spricht also die Bibel davon, und wie tut sie es? Hilfreich ist auch, auf die Geschichte der Kirche zu schauen. Wird es bestätigt durch eine Wolke von Zeugen durch die 2000jährige Kirchengeschichte hindurch, zeugen davon auch eucharistische Wunder?

Ein Blick in die Bibel zeigt uns: Im sechsten Kapitel des Johannesevangeliums lehrt Jesus über das, was er später beim Letzten Abendmahl tun wird, nämlich Brot und Wein in sich selbst verwandeln: 

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist (…) Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank. (…) Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“ (Joh 6, 41. 55. 58)

Später, beim Letzten Abendmahl, vor seiner Passion, hören wir ihn:

„Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch mit Wein, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ (Mk 14, 22; vgl. auch Mt 26, 17-29; Lk 22, 14-20)

Die Bibel, besonders die überlieferten Jesus-Worte darin, ist der erste herausragende Zeuge für die tatsächliche Gegenwart des Herrn im Allerheiligsten Sakrament.

Kein geringerer nun als Josef Kardinal Ratzinger, später Papst Benedikt XVI, räumt das gewichtigste Argument dagegen aus, Jesus habe das vielleicht nur symbolisch als Erinnerungsmahl gemeint.

Als sich Widerspruch in der Menge erhob, denn was er sagte war ihnen unerträglich (vgl. Joh 6, 58), hätte Jesus den Widerspruch leicht besänftigen können: ‚Hey, nein, so war das nicht gemeint! Nehmt das nicht wörtlich, dies ist nur symbolisch gemeint, ich sage zwar ‚Fleisch‘ und ‚Blut‘, meine das aber nicht wirklich so!’ Nichts davon, nichts von einer solchen Relativierung kommt aus Jesu Mund (vgl. Ratzinger: 78ff). Stattdessen weist er auf seine göttliche Herkunft und Vollmacht hin:

„Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?“ (Joh 6, 62)

Jesus hat es also getan. Durch die zweitausendjährige Kirchengeschichte gibt es unzählige Zeugnisse, eine Wolke von Zeugen, die von Heilungen, Wundern und Ereignissen sprechen, bei denen sich Christus als eucharistischer Christus gegenwärtig und lebendig erweist. Und das sowohl während der Messfeier, als auch in Tabernakeln oder zur Anbetung ausgesetzt in einer Monstranz. Die Ordensschwester Sr. Briege McKenna durfte während ihres Dienstes so manche Heilungen erleben.

So berichtet sie von einem jungen Priester, der voller Angst und Verzweiflung war, weil er Krebs an den Stimmbändern hatte, und er vor einer Operation stand, bei der sein gesamter Stimmapparat wegoperiert werden sollte.

Beim Telefonat empfahl Sr. Briege ihm, wenn er die Messe feiere, doch Jesus zu bitten ihn zu heilen, und zwar direkt während des Kommunizierens, wenn Jesus beim Schlucken doch äußerst nah an den betroffenen Stellen ‚vorbeigehe‘. Er tat dies, und als er zum OP-Termin ging, wurde festgestellt, dass der Krebs komplett verschwunden war (vgl. McKenna: 66). Um es mit Père Daniel-Ange, einem französischen, charismatischen Priester, zu sagen: „Das hätte kein Toastbrot bewirken können!“

Erwähnenswert sind auch die sogenannten eucharistischen Wunder, bei denen sich die Worte Jesu ‚Das ist mein Fleisch‘, ‚Das ist mein Blut‘ sehr konkret als wahr bezeugen, indem konsekrierter Wein sich in Blut verwandelt und konsekrierte Hostien in reale Stückchen von Fleisch. Bei letzteren war mit heutigen wissenschaftlichen Methoden festgestellt worden, dass es sich um menschliches Gewebe handelt, das Anzeichen eines Todeskampfes aufweist.

Eucharistisches Wunder in Liegnitz/Legnica in Polen. Ein fleischähnliches Gebilde löste sich aus der konsekrierten Hostie (Bildquelle: Bistum Liegnitz, Polen)

Carlo Acutis, ein inzwischen selig gesprochener Jugendlicher, hatte es sich als Aufgabe gesetzt, solche eucharistische Wunder zu dokumentieren. Er trug bis zum Ende seines jungen Lebens (er starb 2006 mit 15 Jahren) um die 140 solcher Fälle zusammen, die er auch als Ausstellung konzipierte. Sie sind ein großes Zeugnis für die konkrete Wahrheit der Worte Jesu. Über ein solches Wunder in Polen, das noch gar nicht so lange her ist, gibt es einen Blogbeitrag (siehe hier). 

Jesus hat es also getan, und tut es heute noch. An unzähligen Orten weltweit vergegenwärtigt er sich täglich in den Eucharistiefeiern, an unzähligen Orten weltweit wird sein heiligster Leib unter der Gestalt der Hostie in Tabernakeln aufbewahrt und an unzähligen Orten weltweit wohnt er auf diese Weise mitten unter uns, mit seinem Leib gegenwärtig. 

Gott hat eine Adresse, eine irdische Adresse, wo er aufgesucht werden kann. 

Ohne Zweifel war es ein Höchstmaß an Gnade für das alte Israel, den menschgewordenen Sohn Gottes auf Erden mit seinem Mund predigen und wunderwirkend gesehen zu haben. Doch wie viel wert ist ist seine eucharistische Gegenwart heute, wie kostbar ist sie, wie wertvoll ist es, ihn an seinen heutigen Wohnorten aufzusuchen. 

„Meister, wo wohnst du?“, 

fragten damals seine Jünger. 

„Kommt und seht!“, 

war seine Einladung, und sie gilt noch immer. 

„Da gingen sie mit ihm und sahen, wo er wohnte, und blieben den ganzen Tag bei ihm.“ (Joh 1, 38-39)

Und wir? Jesus vergegenwärtigt sich nicht in der Eucharistiefeier, damit wir ihn ignorieren, gleichgültig der Kommunion fernbleiben und ihn den Tabernakeln vergessen. Er hat sich nicht in der Hostie unseren leiblichen Augen sichtbar gemacht, damit wir achtlos an ihm vorbeigehen und uns damit begnügen, ihn in den Tabernakeln wegzusperren. 

Nein, er hat sich auf diese Weise vergegenwärtigt, und tut es ständig weiter, damit wir ihn in der Kommunion empfangen, der innigsten Vereinigung, die uns mit Gott möglich ist. Und er vergegenwärtig sich auf diese Weise, damit wir auch heute ‚kommen und sehen‘ können, damit wirunseren Blick auf die Hostie fokussieren können und ihn betrachten und meditieren können.

Er ruft uns  in den Gnadenstrom hinein, der von seiner eucharistischen Gegenwart ausgeht. Wenn wir Jesus anbeten, wird er aktiv.

Er wartet auf unsere Regungen des Herzens, um auf sie zu antworten. Er ruft uns, ihn anzubeten und seine Liebe und Größe zu betrachten, und auch seine Barmherzigkeit, die er uns zukommen lässt, denn wir sind nichts vor seiner Gottheit. 

Kommt lasst uns ihn anbeten!

 

Literatur und Bildnachweise

Les Miracles Eucharistiques dans le Monde. De Guibert, Paris, 2009

Josef Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt XVI: Gott ist uns nah. Eucharistie – Mitte des Lebens. St. Ulrich Verlag, Augsburg, 2001

Sr. Briege McKenna: Miracles do happen. Servant Publications, Ann Arbor/Michigan, 1987

Alle Bilder, bis auf das der Bluthostie, von unsplash.com
Das Bild der Bluthostie mit herzlichem Dank an das Bistum Liegnitz/Legnica, Polen

Wie komme ich gut durch die Krise?

Die Zeiten sind unsicher geworden. Wir erleben dieses besonders für uns als Christen herausfordernd. Wir sind umgeben von schlechten Nachrichten, die auf die eine oder andere Weise Angst hervorrufen können. Was kann hier unsere Herausforderung und Aufgabe als Christen sein? Jesus sagt uns in der Bibel:

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8, 12)

Jesus sagte dieses nicht in aus einer ganz persönlichen Komfortzone heraus. Das Volk Israel war zu seiner Zeit auf Erden von den Römern besetzt, und diese waren nicht zimperlich als Besatzungsmacht. Jesus selbst wurde von seinem eigenen Volk abgelehnt, und die Schlinge um ihn und seine Getreuen zog sich im Laufe seines Lehrens und Wirkens immer mehr zu. Nicht von allen kam zwar die Ablehnung, denn das einfache Volk folgte ihm; und eine kleine Schar von Aposteln und Jüngern gehörte zu seinen ganz Treuen. Und doch wurde die Bedrohung um ihn immer größer.

Aber Jesus zeigt nirgendwo Entmutigung. Er zeigt nirgendwo Resignation, im Gegenteil. Er sagt von sich selbst, dass er das Licht ist und verheißt seinen Jüngern und Nachfolgern,  dieses  Licht des Lebens zu haben, und in dieser Welt ein Licht in der Dunkelheit zu sein.

Wenn Jesus als Sohn Gottes, der selbst Gott ist, eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist (vgl. Joh 10, 30), dieses sagt, können wir davon ausgehen, dass er uns alle Hilfe dazu schenkt, um auch in schwieriger werdenden Umständen „Licht“ sein zu können.

Licht zu sein kann vielleicht heißen, diejenigen zu stärken, die von der aktuellen Situation schwer getroffen sind, oder konkrete Hilfe denen zu leisten, die jetzt am meisten leiden, oder Zuspruch und Hilfe denen geben, die am Rande der Verzweiflung sind. 

Dazu braucht es für einen selbst ein eigenes, festes Gerüst, sowohl in emotionaler als auch in geistiger und geistlicher Hinsicht. Wir glauben, dass in dem Maße, indem wir aus der Kraft Gottes leben, unser gesamtes Gerüst gefestigt wird. Um dann genau fähig zu sein, dieses Licht in der Welt immer mehr zu werden, unabhängig von den Umständen.

Vielleicht ist gerade nicht alles möglich, was früher gangbar war, um diese Kraft gemeinsam bei Gott zu tanken. Doch wie wichtig ist es heute, das zu nutzen, was möglich ist, um das eigene, innere Gerüst zu festigen. 

Insofern möchten wir hier dazu ermutigen, gerade jetzt Dein persönliches, geistliches Leben zu stärken.

Warum nicht  jetzt mit persönlicher Bibellesung beginnen, um sich aus dem Wort zu nähren? Oder eine solche zu intensivieren?

Warum nicht jetzt die heiligen Messen besuchen, die möglich sind, auch wenn es komplizierter ist?

Warum nicht jetzt zu einer noch stattfindenden Gebetsgruppe, Anbetungsstunde oder einer Lobpreisversammlung gehen?
Oder online teilnehmen?

Warum nicht jetzt mit einer persönlichen Anbetungszeit starten, ganz einfach vor einem Tabernakel?

Wie sehr gerade die Anbetung helfen kann, zeigt uns die Erfahrung einer unserer Mitbeter:

„Ich war innerlich sehr unruhig und gestresst, und ich merkte, dass die nicht enden wollende Lockdown-Situation etwas mit mir macht, im negativen Sinn, dass sie mich immer mehr herunterzieht und ich meinen positiven Fokus verliere. Doch auf einmal spürte ich eine neue Kraft in mir, die mich immer mehr erfüllte. Nichts war verändert, nur auf einmal war diese neue, erfrischende Kraft in mir, verbunden mit einer großen Sicherheit, dass Jesus Christus, der hier vor mir im Allerheiligsten Sakrament war, tatsächlich alles in der Hand hält, und dass ich keine Angst zu haben brauche.“

Wir hoffen, dass wir Dich ermutigen und anregen konnten, einmal mehr auf Jesus zu vertrauen, gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten.

Es grüßen Dich

Thomas und Ruth