Archiv der Kategorie: Gott und ich

Christus ist König!

In einer Welt, die sich wandelt und die immer herausfordernder wird, gibt es einen, der bleibt: Christus, unser König. Das Hochfest Christkönig, das wir jetzt am Sonntag feiern, erinnert uns daran in einer Tiefe, die weit über einen einzelnen Tag hinausreicht. 

Es ist für uns eine besondere Freude, dass an diesem Tag der Anbetungstag Day of HOPE stattfindet, und wir auf diese Weise Christus die Ehre geben und wir Ihn, unsere Hoffnung, feiern dürfen.

Kein zufällig gewählter Titel

Christkönig — das ist kein zufällig gewählter Titel. 1925, noch mitten in den Stürmen nach dem ersten Weltkrieg und steigender Orientierungslosigkeit rief Papst Pius XI. dieses Fest aus. Er wollte das Bewusstsein für die Königsherrschaft Christi in einer Zeit stärken, in der alte Sicherheiten verschwanden und neue Ideologien heranwuchsen. Die Botschaft war klar: Die wahre Macht, die wahre Freude, der wahre Frieden — sie kommen von Christus, nicht von den Thronen der Welt.

Im Widerstand — Christkönig gegen den nationalsozialistischen Führerkult

Gerade in Deutschland bekam das Fest ein besonderes Gewicht. Die katholische Jugend hatte den Dreifaltigkeitssonntag nach Pfingsten genutzt, um sich öffentlich zu Christus zu bekennen, es war ihr sogenannter „Bekenntnissonntag“, mit Bannern und Fahnen zogen sie damals durch die Straßen (1). Solche Bekenntnisse waren den Nationalsozialisten, die 1933 die Macht übernommen hatten, natürlich ein Dorn im Auge, sie standen dem Führerkult entgegen und die katholischen Jugendverbände kamen unter Druck. Prozessionen, Zeltlager, Sport, Fahrten und Gruppenstunden und jegliche Organisation wurden ihnen verboten, die einzige erlaubte Aktivität blieb der Gottesdienst. Auch wurde massiv aus diesen Verbänden für die Hitlerjugend rekrutiert, und dafür Druck ausgeübt bis in die Schulen hinein.

Zeltlager der Falkenberger Pfadfinder noch vor dem Verbot 1934

Die Nationalsozialisten legten schließlich das Reichssportfest, an dem alle teilnehmen mussten, auf den Bekenntnissonntag (2). Jetzt nun wich die katholische Jugend auf das noch sehr junge Christkönigfest aus. Allein in und außerhalb des Kölner Doms trafen sich an Christkönig im Oktober 1934 um 5 Uhr morgens bis zu 30.000 Jugendliche (3).  Mit noch härterer Repression reagierte das nationalsozialistische Regime, es kam zu Überwachung, Auflösung von Versammlungen und Verhaftungen von Jugendleitern.

Am 6. Februar 1939 wurde das Jugendhaus Düsseldorf, Zentralstelle der katholischen Jugend, von 140 Gestapo-Beamten besetzt (4). Von nun an war jegliche katholische verbandliche Jugendarbeit strafbar, die Verbände waren endgültig ganz verboten. Doch hatte die katholische Jugend an Christkönig ein bewusstes Zeichen gegen den nationalsozialistischen Führerkult gesetzt, in dem sie die Königsherrschaft Christi über alle weltlichen Herrscher und Systeme stellte. 

„Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36)

Ja, als Krone trägt Jesus eine Dornenkrone, als Szepter zeigt er sein durchbohrtes Herz, als Thron besteigt er in dieser Welt das Kreuz (vgl. Joh 18,37 ff). Doch wir wissen, dabei ist es nicht geblieben. Jesus Christus erstand vom Tod am Kreuz  und trat seine ewige Königsherrschaft an.

Er ist unser persönlicher König

Wenn ich heute vor dem Allerheiligsten knie und Christus in Seiner mächtigsten Gegenwart anbete, spüre ich manchmal, wie Er mich daran erinnern will: „Ich bin dein König.“ Bei Christus finde ich Orientierung – auch wenn draußen alles aus den Fugen gerät. Er ruft uns zur Stille, zur Anbetung und zu einer echten, lebendigen Beziehung mit Ihm. Er ruft uns in eine Beziehung, in der Seine Königsherrschaft konkret wird: als Heilung, als Trost, als Befreiung von Angst und Fremdbestimmung, und auch als Zeugnis für Ihn.

Christkönig heute feiern

Vielleicht ist gerade jetzt der Moment, bewusst zu fragen: Wo lasse ich Christus König sein, ganz konkret in Familie, Beziehungen, Beruf? Das Christkönigsfest lädt ein, Stellung zu beziehen. Es ist ein Fest, das Mut macht, auch heute und morgen  das eigene Herz unter die liebende Herrschaft Jesu zu stellen.

Möge Christus unser König sein – inmitten einer Welt im Umbruch. Bleiben wir in Seiner Gegenwart und lassen wir uns von Ihm heilen, führen und senden, allen Stürmen der Zeiten zum Trotz.

 

VERWEISE
(1) https://www.vivat.de/magazin/jahreskreis/weitere-gedenk-und-feiertage/christkoenigsfest/ abgerufen am 20.11.2025
(2) vgl. https://www.erzbistum-muenchen.de/spiritualitaet/christkoenigssonntag, abgerufen am 21.11.2025
(3) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnissonntag/ abgerufen am 20.11.2025
(4) vgl. „Klärung der Fronten – Katholische Jugend vs Hitlerjugend und BDM“ https://www.bremerweb.de/thomas/kirchens/ab5_2.htm, abgerufen am 21.11.2025

BILDNACHWEISE
Titel: christus@unsplash.com
Fahne: danielgutko@unsplash.com
Falkenberger Pfadfinder: https://www.bremerweb.de/thomas/kirchens/ab5_2.htm
Auferstandener Christus: chormalerei@unsplash.com
geöffneter Tabernakel: eigenes Foto

Wächter auf dem Hügel

Zuletzt waren wir mit unserer Familie in Südfrankreich, im schönen Ort Sanary-sur-Mer. Hoch über dem Hafen erhebt sich die Chapelle Notre-Dame-de-la-Pitié (Unsere Liebe Frau der Barmherzigkeit), die seit 1560 über das Meer blickt und noch heute zur Einkehr, zum Gebet und zur Heiligen Messe am Samstagmorgen einlädt.

Die Kapelle Notre-Dame-de-la-Pitié. Das Titelbild oben zeigt den Ausblick von der Kapelle aus.

Wie schon bei unseren früheren Besuchen in Sanary nutzten wir häufig die Gelegenheit, in der Kapelle zu beten und an der Heiligen Messe teilzunehmen. Besonders beeindruckt haben mich die unzähligen Votivtafeln dort, die über die Jahrhunderte hinweg vom ungebrochenen Glauben der Menschen Zeugnis ablegen. Sie erzählen von Dankbarkeit, Hoffnung und Vertrauen und haben mich auf ihre Weise neu zum Nachdenken gebracht.

Die Wände der Kapelle sind bedeckt mit solchen Votivtafeln.

Ursprünglich Notre-Dame de la Garde genannt („Unsere Liebe Frau, die wacht“, es ist schwierig, dieses wörtlich zu übersetzen), wurde die Kapelle von den Einwohnern von Saint-Nazaire ,  insbesondere von der Gemeinschaft der Fischer, errichtet. Saint-Nazaire war der damalige Name für das heutige Sanary-sur-Mer.  Die Kapelle  hatte von Anfang an eine Wächterfunktion für Gefahren, denn von dem damals noch kargen Hügel bot sich  eine weite Sicht auf das Meer.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kapelle fast durchgängig von Eremiten betreut. Sie führten ein Leben des Gebets, pflegten die Kapelle und beobachteten das Meer. Bei Unwetter oder drohenden Gefahren läuteten sie die Glocke, um Boote zu warnen oder die Gemeinde zu alarmieren, z.B.  diente die Kapelle 1707 als Wachposten gegen eine mögliche Invasion des Herzogs von Savoyen. Ab 1720 wurde sie für einen weiteren Zweck benutzt, den der Nächstenliebe. Sie wurde  als Lazarett für Pestkranke eingesetzt, ab 1870 als Krankenstation für Verwundete.

Eines der zahlreichen Bilder in der Kapelle

Die Kapelle war zugleich ein Ort der Dankbarkeit. Fischer beteten um Schutz und guten Fang, andere dankten für erfahrene Hilfe. Noch heute erinnern unzählige Votivtafeln und auch gemalte Bilder an diese Praxis und an das enge Zusammenspiel von Glauben und Alltag in der Region.

Beständigkeit des Gebets und der Kirche

Die Geschichte dieser Kapelle und das Leben der Eremiten, von denen wir oft nur die Namen kennen, haben mich tief inspiriert und mehrere zentrale Erkenntnisse neu bewusst gemacht.

Dass an diesem Ort über Jahrhunderte bis heute gebetet wird, zeigt die dauerhafte Kraft des Glaubens, auch in Zeiten großer Veränderungen. Es ist ein Zeichen der Hoffnung. Die Kapelle zeigt uns, dass die Kirche trotz Krisen, politischen Umbrüchen oder gesellschaftlicher Veränderungen nicht untergeht.

Jesus selbst verspricht:

„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,18)

Der Katechismus der katholischen Kirche ergänzt:

 „Die Kirche ist auf Erden immer sichtbar in der Zeit, und zugleich bleibt sie die heilige, unveränderliche Gemeinschaft der Gläubigen“ (KKK 552).

Dieses Wissen gibt Halt und Orientierung. Die beständige Präsenz der Kapelle mit ihren Betern über dem Hafen erinnert uns daran, dass Glaube, Gebet und Gemeinschaft die Kirche lebendig halten, über alle Stürme des Lebens hinweg.

Gebet und Nächstenliebe gehören zusammen

Die Eremiten waren Beter, Wächter und Ansprechpartner zugleich. Sie zeigen: Gebet und Nächstenliebe gehören zusammen.

• Ohne Gebet kann Nächstenliebe oberflächlich oder routiniert werden.

• Ohne Nächstenliebe kann Gebet leer oder isoliert wirken.

Auch heute gilt: Wer wach im Gebet bleibt, öffnet sich zugleich für die Menschen um sich herum.

Der Altarraum der Kapelle.

Christen als Wächter

Wie die Eremiten sollen auch wir heute Wächter sein. Im Buch  des Propheten Jesaja heißt es:

„Seht, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, Jerusalem; sie sollen Tag und Nacht wachsam bleiben, und ihr sollt Gewissheit haben, dass sie rufen, solange ich es gebiete.“ (Jes 62,6)

In einer säkularisierten Welt bedeutet das: wach bleiben im Gebet, sich für andere einsetzen, aufmerksam sein für das, was geschieht, und im Dienst für die Gemeinschaft präsent sein.

Die Eremiten von Notre-Dame-de-la-Pitié lebten diese Wächterrolle in der Verbindung von Gebet, Dienst und Hingabe. Ihr Leben zeigt uns heute, dass geistliche Wachsamkeit und Nächstenliebe untrennbar zusammengehören – und dass jeder von uns, an seinem Ort, ein Wächter sein kann,  im Herzen, im Gebet und im Dienst am Nächsten.

Eucharistische Anbetung und Maria – Wachen im Herzen

Die beiden Namen der Kapelle spiegeln eine weitere  Botschaft: Notre-Dame de la Garde erinnert an Maria als Wächterin und Beschützerin, Notre-Dame de la Pitié an ihr Mitgefühl und die Bereitschaft, Leid zu teilen.

Die Holzpietà stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Das passt zur eucharistischen Anbetung: Wer in der Gegenwart Christi verweilt, bleibt wachsam und empfänglich. Maria zeigt, dass Anbetung nie nur innerlich bleibt, sondern immer auch zur Nächstenliebe führt. Wer im Gebet wach bleibt, kann wie Maria Mitgefühl leben und anderen helfen.

Die Kapelle vereint insofern alles, was wir von den Eremiten lernen können: Wachsamkeit, Gebet, Dienst und Mitgefühl. Sie lädt ein, still zu werden, aufmerksam zu sein, zu beten und zugleich bereit, das empfangene Licht weiterzugeben.

 

BILDNACHWEIS:
eigene Bilder

Anbetung – Unter dem Blick Jesu

Was geschieht bei der Anbetung? Es fiel mir immer wieder auf, wie sehr wir das Geschehen bei der Anbetung auch als Bindungsbeziehung betrachten können, wie wir sie aus der entwicklungspsychologischen Bindungsforschung kennen.

Die Forschungsergebnisse aus der Bindungsforschung, der Säuglingsforschung und der Entwicklungspsychologie zeigen uns immer wieder, dass vor allem über den Blickkontakt mit dem Baby eine Bindungssicherheit hergestellt wird.

Einige Forscher sprechen sogar von dem liebevollen „Glanz in den Augen der Mutter“ (Kohut, 1971), durch den das Kind Liebe, Zuwendung und Annahme erlebt. Dadurch bekommt es ein Gefühl für sein eigenes, individuelles Selbst und fängt an, sich selbst zu erleben.

Deshalb sind die ersten  die ersten Tage und Wochen nach der Entbindung des Babies sehr wichtig,  zuallererst bezüglich der Bindung zwischen Mutter und Kind.

Denn hier findet von der ersten Lebensminute an über den Blick der Mutter ein sehr wichtiger Austausch statt; natürlich auch über den Blick des Vaters und anderer Bezugspersonen. 

Hier erlebt sich das Kind sich angenommen und wertgeschätzt. Es wird wohlwollend gesehen und mit Liebe und Zuwendung beschenkt. Selbstannahme und Selbstbewusstsein beginnen sich in diesem sehr frühen Stadium auszubilden.

Wie entscheidend wichtig der Zuspruch vor allem über den Blick ist, um dem Kind eine gesunde Entwicklung von Selbstvertrauen zu ermöglichen, zeigt die Bindungsforschung immer wieder. Es sind diese liebevollen Blicke, die wir verinnerlichen und aus denen wir letztlich später leben. Sie sind auf der psychischen Ebene sehr wichtige Grundlagen  unseres Selbstbewusstseins.

Wenn wir dann gestillt und füttert werden, wenn wir umhergetragen werden, aber auch später, bleiben sowohl Gesichter  mit ihrer Mimik als auch das Sich-Anschauen sehr wesentlich bei unserer Kommunikation, und es beeinflusst auch weiter unser Selbsterleben .

Eucharistische Anbetung ist ein Von-Angesicht-zu-Angesicht

Dieser Prozess, wie schon von Beginn an Eltern und  Baby sich über die gegenseitigen Blicke miteinander einschwingen, kann sehr gut als Bild für das stille Geschehen bei der eucharistischen Anbetung genommen werden. Eucharistische Anbetung gilt von jeher als ein Von-Angesicht-zu-Angesicht mit Jesus Christus. Hier sind wir unter dem Blick Jesu.

Durch die Anbetung stellt sich gewissermaßen eine Bindungssicherheit mit Gott her.

Wir erinnern uns vielleicht an dieses berühmte Beispiel des Pfarrer von Ars, als er einen Bauern aus seiner Gemeinde fragte, den er immer wieder still vor dem Tabernakel fand und der vor der Feldarbeit oft dort verweilte, was er denn dort mache? Sehr einfach antwortete dieser: Ich schaue ihn an, und Er schaut mich an.

Wie zwischen Mutter und Kind geschieht etwas in diesem Austausch der Blicke. In der eucharistischen Gegenwart Jesu geschieht  eine Veränderung,  geschehen heilsame Veränderungen.

Denn vor allem fange ich an, den Blick Gottes auf mich immer mehr zu verinnerlichen. Allmählich verstehe ich, dass ich tatsächlich gut geschaffen bin, dass ich tatsächlich eine Würde von Gott her habe, dass ich tatsächlich zu etwas Höherem von Gott gerufen bin und dass es an mir ist, Gott dadurch zu ehren, dass ich dies ergreife und zum Ausdruck bringe. 

Sr. Briege McKenna, vergleicht das heilende Geschehen bei der eucharistischen Anbetung mit dem unmerklichen Bräunen in der Sonne. Als  irische Ordensschwester diente sie  mit ihrem Heilungsdienst vor allem Priestern, dabei stellte sie immer den eucharistischen Christus, die hl. Messe und die eucharistische Anbetung in die Mittelpunkt.

Als sie selbst einmal in der stillen, eucharistischen Anbetung war und sie nichts zu sagen wusste, hörte sie den Herrn sprechen:

„Du musst mir nichts sagen. Sei einfach bei mir. Komm in meine Gegenwart. Es geht nicht darum, was Du für mich tust, sondern darum, was ich für Dich tun will.“ (Sr. Briege McKenna, Miracles do happen, S. 25)

Dann sah sie eine Person, die sich in die Sonne setzte, dort lange verweilte und sich von der Sonne bescheinen ließ. Sie tat nichts, doch langsam begann sich die Haut zu bräunen. Später sahen die Menschen, die sie später traf,  an der gebräunten Haut, dass sie  in der Sonne gewesen war, und sie selbst spürte ebenso die Auswirkungen bei sich, sie fühlte die  Wärme auf der Haut nachwirken.

Sr. Birege hörte dann nochmals den Herrn:

“So ist es, wenn du in meine Gegenwart kommst. Du wirst die Auswirkungen der Zeit, die du bei mir verbracht hast, erleben. Die anderen werden es an deinem Verhalten sehen.“ (Sr. Briege McKenna, Miracles do happen, S. 25)

Suchen wir also die eucharistische Gegenwart des Herrn, um uns immer mehr von Seinem Blick verändern zu lassen!

Wer Interesse an einem intensiven Weg der eucharistischen Anbetung hat, ist herzlich eingeladen, sich Christus in der Eucharistie zu weihen. Mehr dazu –> hier.

LITERATUR

Kohut, H.: Narzissmus – Eine Theorie der Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen. Frankfurt/M 1971
Sr. Briege McKenna, O.S.C.: Miracles do happen. Michigan/US, 1987

VERWEISE

Bilder von unsplash.com mit Dank an
St. John Seminare (Titelbild), Jonathan Borba (Mutter mit Kind), Mikael Stenberg (Vater mit Kind), Brooke Cagle (Gruppenbild), Bundo Kim (anbetender Priester), Joshua Earle (Mann unter Nordlichtern), Aleksandra Sapozohn (Frau in der Sonne)

Ein Gott, der aufhorcht

Wer hat das vielleicht schon einmal gedacht: Was nützt das ganze Beten? Die Welt zerfällt  in Scherben, die Nationen spielen gerade verrückt und all das, was für uns als Christen hoch und heilig ist, wird mit Füßen getreten, wo wir auch hinschauen,  wir sehen, dass wir als Gläubige in einer schrumpfenden Kirche mehr und mehr zu Minderheit werden. Wo ist da Gott? Hat das denn alles noch Sinn mit dem Glauben?

Wir sind nicht die ersten mit solchen Zweifeln und Anfragen, das sehen wir schon in der Bibel, im Buch Maleachi:

„Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnungen achten, …, denn die Frevler haben Erfolg, sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon.“ (Mal 3, 15).

Interessant ist, wie Gott darauf reagiert. 

„Der Herr horchte auf und hörte hin und man schrieb vor ihm ein Buch, das alle in Erinnerung hält, die den Herrn fürchten und seinen Namen achten.“ (Mal 3, 16)

Persönlich fand ich dieses Aufhorchen Gottes sehr berührend. Wir reden nicht ins Leere, selbst wenn wir unseren Zweifeln und Anfragen Ausdruck geben. Gott ist wirklich da, auch wenn er uns von unserem Erleben her gerade sehr fern scheint.

Er antwortet dem Propheten Maleachi:

„Was ihr über mich sagt ist kühn.“ (Mal, 3, 13).

Und dann erinnert er an das, was er denen versprochen hat, die seinen Namen ehren und hochhalten. Und es ist nur Recht, dieses auch heute in Anspruch zu nehmen.

Denn sein Wort ist ewig und in ihm finden wir die Wahrheit, ungetrübt durch die Lügen und Verdrehungen der Welt. Durch das Wort Gottes wird uns das Handeln Gottes deutlich, es offenbart uns sein Wirken in der Welt.

Er sprich uns durch sein Wort die große Verheißung an die Treuen und Standhaften zu, die auch in Bedrängnissen am Herrn festhalten, die unablässig auf ihn vertrauen und die nicht aufhören, an seinen Geboten festzuhalten, gleichgültig, was die Welt sagt, und wenn es noch so sehr dem Zeitgeist widerspricht.

„Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen, wie Kälber, die aus dem Stall kommen.“ (Mal 3, 20)

„Sie werden an dem Tag, den ich herbeiführe, mein besonders Eigentum sein. Ich werde gut zu ihnen sein, wie ein Mann gut ist zu seinem Sohn, der ihm dient. Dann werdet ihr wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem, der Unrecht tut.“ (Mal 3,  17-18)

Gott ermutigt uns durch sein Wort, an ihm festzuhalten. Er ruft uns, noch intensiver auf seine Verheißungen zu bauen, sie tiefer zu verstehen und sie zu ergreifen, gerade jetzt, und immer mehr Nähe zu ihm zu wagen.

Für die, die sich von dem Herrn abwenden und abgewandt bleiben, obwohl sie die Möglichkeit hätten, sich ihm zuzuwenden, spricht der Herr Worte des Gerichts. 

„Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: da werden alle Überheblichen und Frevler zur Spreu, und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben.“ (Mal 3,19)

Wir sollten dieses nicht triumphalistisch verstehen und uns hüten, diese Worte der Heiligen Schrift dazu zu missbrauchen, selbst zu verurteilen, denn das Urteil gehört allein Gott. Gott allein kennt die Herzen. Wir alle sind Sünder. Wer kann vor dem Herrn ohne seine Liebe und Barmherzigkeit bestehen?

Es sollte uns immer bewusst sein, wie viel wir vom Herrn schon empfangen durften. Wir sind gerettet allein aus Gnade. Wir verstehen es als eine Vereinigung mit der Barmherzigkeit Gottes,  derer wir selbst unablässig bedürfen, in die Fürbitte zu gehen, besonders für die, die gefährdet sind, auf ewig verloren zu gehen.  

Wo finden wir den Herrn, um uns  immer tiefer zu ihm zu bekehren? Wir finden ihn besonders in seiner dichtesten, und stärksten Gegenwart in der heiligen Eucharistie. Gehen wir nicht nur zur heiligen Messe, um ihn zu empfangen, sondern ehren wir ihn auch in der Anbetung, sei es still in einer Kirche vor dem Tabernakel, sei es bei der Aussetzung des Allerheiligsten in Gemeinschaft im Lobpreis oder allein in der Stille.

Gehen wir zu Ihm, zu Jesus, der unsere Hoffnung ist in diesen Zeiten der Drangsal, empfangen wir von ihm Trost, Heilung, Hoffnung und Stärke, um mit ihm zu bestehen.

Wer Interesse an einem intensiven Weg der eucharistischen Anbetung hat, der ist eingeladen, sich Christus in der Heiligen Eucharistie zu weihen, mehr dazu zu finden ist hier.

Jesus allein genügt ?

Stéphanie meditiert. Sie versucht, Stille zu üben und innerlich leer zu werden, wie sie es gerade im Buddhismus lernt, dem sie sich angeschlossen hat. Sie versucht, leer zu werden und jegliche Annahmen über die Welt loszulassen. Geistige Freiheit ist ihr Ziel. Sie sitzt vor einer großen Christustatue, denn für diese Meditation hat sie eine der großen Kirchen in Paris aufgesucht.

In der Kirche St. Trinité in Paris, hier während eucharistischer Anbetung

Ist dieser Ort ungewöhnlich für sie? Nein, denn nicht nur praktiziert sie den Buddhismus, sondern sie ist gleichzeitig in einer katholischen Gebetsgruppe engagiert. Warum sollte sie nicht Christ und Buddhist gleichzeitig sein können? Im Gegenteil, ist sie nicht  eigentlich der bessere Christ, weil sie das Gute aus den verschiedenen Religionen zusammenbringt, und so zur Aussöhnung der Religionen beiträgt? So glaubt sie. Doch in nur wenigen Momenten wird sich ihr Denken grundlegend ändern.

Sie wuchs in Lisieux  auf, direkt gegenüber dem Karmelkloster, wo Therese von Lisieux mit dem „kleinen Weg“ der Liebe ihren verborgenen Weg zur höchsten Heiligkeit fand,  ihre Großeltern betrieben dort einen großen Andenkenladen für die Pilgerscharen. Doch Stéphanies Familie war nicht „sehr gläubig“, wie sie berichtet. Aber ob Stéphanie nicht dort in Lisieux eine große Fürsprecherin für sich hatte?

Die Familie zog nach Paris, im jugendlichen Sturm und Drang hielten die schwachen christlichen Wurzeln nicht, Stéphanie verließ das Christliche ganz, blieb jedoch auf der spirituellen Suche, probierte esoterische Ideen aus und öffnete sich mehr und dem Buddhismus.

Auch Christen lernte sie in Paris kennen, stieß zu dieser besagten Gebetsgruppe  und begann, beide Wege gleichzeitig zu gehen, buddhistische Meditationen mit ihren buddhistischen Weggefährten, und gleichzeitiges Gebet und Engagement in der christlichen Gebetsgruppe. Sie hatte nicht das Bedürfnis, sich zu entscheiden, sie wusste gar nicht warum, warum hätte sie das tun sollen. Und nun ist sie hier, mit ihrer buddhistischen Meditation in St. Trinité vor einer großen Christusstatue.

Doch dann plötzlich, etwas ist anders. Sie blickt zu der großen Christusstatue auf. Ohne dass sie weiß, wie ihr geschieht, wird sie von einem Moment auf den anderen von einer immensen Freude erfüllt und ein tiefer, nie gekannter Frieden breitet sich in ihr aus. Es ist der stärkste spirituelle Augenblick in ihrem Leben. Es ist der Herr Jesus Christus, der ihr Herz berührt.

Wie widersinnig erscheint es ihr auf einmal in diesem Licht, innerlich leer werden zu wollen, jetzt, wo ihr Inneres ganz und gar von der Liebe Gottes erfüllt ist. Blitzartig versteht sie: Christus ruft sie, allein ihm zu folgen, ihm allein.

Als ich dieses Zeugnis auf dem französischen katholischen Sender kto hörte, hat es mich innerlich getroffen. Einmal mehr wurde mir klar, wie wichtig die persönliche Begegnung mit Jesus Christus ist. Wie entscheidend ist sie, um im Geist und in der Wahrheit den einen Dreifaltigen Gott anzubeten und Jesus Christus allein zu folgen, den einzigen und einen Sohn Gottes, der von sich selbst sagt:

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14, 6)

Stéphanie konnte sich, nachdem Jesus Christus sie innerlich tief  berührt hatte, mit ganzem Herzen dafür entscheiden, allein den christlichen Weg zu gehen und keine buddhistischen Anteile mehr in ihr geistliches Leben einzubinden.

Sich ganz allein Jesus Christus zuzuwenden ist heute nicht unbedingt einfach, denn es ist durchaus gängig und als „gut“  anerkannt, verschiedene religiöse Praktiken miteinander zu verbinden, — auch unter Christen —, und gerade aus dem ostasiatischen Raum werden gern Anleihen genommen. Buddhismus, Taoismus und Hinduismus fließen immer mehr in Form von Meditationspraktiken, dem Aufstellen von Buddha-Statuen, Yoga-Übungen und vielem mehr in das christliche Praktizieren ein. 

An mancher Stelle wird dieses sogar offen propagiert und dafür geworben. „Warum nicht?“ lesen wir auf katholisch.de, einer bekannten katholischen Webseite, anlässlich  eines buddhistisch-christlichen Thementages, für den geworben wird.  „Warum nicht? … Ohne Buddha könnte ich kein Christ sein … Ich bin Christ und Buddhist zugleich (…) Das Leben in der globalisierten Welt schafft Räume, sich Heilendes und Stärkendes aus unterschiedlichen religiösen Traditionen anzueignen.“ (1)

Die Einzigartigkeit des Christus, des einzigen Sohnes Gottes, der gekommen ist, die ganze Menschheit zu erlösen, wird hier versucht aufzuheben. Das Christentum  wird zu einer Religion von vielen gemacht, zu etwas, das nur noch „kulturelle Ausdrucksform des religiösen Empfindens“ ist, wie Papst Benedikt XVI es formulierte:

„Was als Wahrheit verpflichtende Kraft und verlässige Verheißung für den Menschen gewesen war, wird nun zu einer kulturellen Ausdrucksform des allgemeinen religiösen Empfindens, die uns durch die Zufälle der europäischen Herkunft nahegelegt ist.“ (2)

All dieser Nebel löst sich auf, wenn Christus tatsächlich in das menschliche Herz eintritt. Das Herz, das in solcher Weise durch den Heiligen Geist entflammt ist, sieht in diesem Licht in völliger Klarheit: Jesus Christus ist der Sohn des lebendigen Gottes, Er allein bringt die Erlösung und das ewige Leben in ewiger Freude.

Die Seele weiß im Licht der Liebe Gottes, dass hier der eine und wahre Gott ist, der sich ihr persönlich offenbart.  Es ist  die entflammte Liebe, die nur noch Christus will, und durch ihn den Vater. Im Feuer des Heiligen Geistes hört das Fragen nach anderen Göttern und Kulten auf. Oder wie Papst Benedikt XVI es theologisch ausdrückt:

„Die Götter sind keine Götter mehr. Als solche sind sie gestürzt: Die Frage nach der Wahrheit selbst hat ihnen die Göttlichkeit genommen und ihren Sturz bewirkt.“ (3)

„Aber zugleich ist ihre Wahrheit ans Licht getreten: dass sie Abglanz von Göttlichem, Vorahnungen von Gestalten waren, in denen sich ihr verborgener Sinn gereinigt erfüllte. … eine Stufe auf der Stufe nach dem wahren Gott und seiner Spiegelung in der Schöpfung.“ (4)

Heute in einer Zeit, in der wir mehr und mehr von anderen  Religionen und Kulten umgeben sind, kommt es immer häufiger vor, dass der Weg zu Christus über andere Kulte und Religionen führt;  ist doch das Praktizieren von solchem immer auch Ausdruck einer intensiven Suche.

So sieht die Kirche  in ihrer Weisheit  das  Gute und Hilfreiche in anderen Religionen, ohne die Einzigartigkeit des Christus zu verleugnen:

„Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, dass sie, wenn auch erst ‚in Schatten und Bildern‘, nach Gott suchen. Er ist ihnen unbekannt, aber doch nahe, da er allem Leben, Atem und alles gibt und da er will, dass alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, als ‚Vorbereitung für die Frohbotschaft  und als von dem gegeben …, der jeden Menschen erleuchten will, damit er schließlich das Leben habe‘.“ (5)

Und nein, es muss nicht unbedingt eine solches besonderes Ereignis der Gnade sein, wie Stéphanie es erlebte, um uns zur Einzigartigkeit des Christus zu führen. Wie oft sind es stetige geistige Wege, die uns immer mehr in der Wahrheit des Christus festigen. Es ist ein  geistliches Wachsen immer tiefer in die Beziehung mit Jesus hinein.

Sollten wir ein solches Ereignis der Gnade erleben dürfen, wäre es  insofern fatal, dabei stehen zu bleiben. Im Gegenteil, gerade die besondere gnadenhafte Erkenntnis des Christus ruft  zu einem lebendigen und stetigen Gebets- und Anbetungsleben, um immer vertrauter mit Jesus zu werden.

Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir in besonderer Weise die Kraft des Heiligen Geistes, um Jesus Christus kennenzulernen, immer tiefer seine Wahrheit erkennen zu können und mehr und mehr in ihr gefestigt zu werden.

Das Zeugnis von Stéphanie auf kto:

VERWEISE
(1) https://www.katholisch.de/video/14745-kann-man-gleichzeitig-buddhist-und-christ-sein
(2) Papst Benedikt XVI: Glaube, Wahrheit, Toleranz. S. 132
(3) Papst Benedikt XVI: Glaube, Wahrheit, Toleranz. S. 132
(4) Papst Benedikt XVI: Glaube, Wahrheit, Toleranz. S. 186
(5) Katechismus der Katholischen Kirche: 843

BILDER
St. Trinité, Paris: www.montjoy.net
alle anderen: unsplash.com

Das Imprimatur wurde erteilt!

Der 3. Juni 2022 war ein besonderer Tag: Das Imprimatur wurde gegeben für die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament, genauer gesagt für die Broschüre, in der dieser geistliche Weg vorgestellt und erklärt wird.

Wie ihr wisst, liegt uns die Anbetung des eucharistischen Christus besonders am Herzen. Schon lange verbinden wir unser Engagement mit einem persönlichen, geistlichen Weg, zu dem wir uns inspiriert fühlten, eben dieser Weihe an Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament.

Eine solche Weihe bedeutet zu versuchen, ganz aus der eucharistischen Anbetung zu leben, sich von der lebendigen Gegenwart Jesu erfüllen, heilen und verändern zu lassen hin zu dem, was Paulus den „neuen Menschen“ nennt (vgl. Eph 2, 15. 4, 23-24; Kol 3, 10).

Warum ist ein Imprimatur wichtig, und was ist es eigentlich?
Ein Imprimatur der römisch-katholischen Kirche ist eine kirchliche Druckgenehmigung durch den zuständigen Bischof für eine theologische Schrift. Der Bischof prüft — manchmal mit einer Kommission oder Arbeitsgruppe — die jeweilige Abhandlung und erteilt danach die offizielle Genehmigung, es in Druck zu geb

Hier ist das Imprimatur für die Broschüre über die Weihe an das Allerheiligste Sakrament.

Der Begriff „Imprimatur“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „es werde gedruckt“. Oft wurde mit dem Vermerk nihil obstat (lat. „es steht nichts entgegen“) ein Imprimatur zusätzlich kenntlich gemacht. Ein Imprimatur ist immer nur auf einen jeweils bestimmten Text bezogen. Falls inhaltliche Änderungen daran erfolgen, muss dieser wieder neu vorgelegt werden.

Für das Anliegen der Weihe an das Allerheiligste Sakrament war der Erhalt des Imprimatur ein großer Schritt. Der geistliche Weg einer solchen Weihe wurde damit von offizieller, bischöflicher Seite befürwortet. Er tritt damit heraus aus der Sphäre der individuellen, wenn auch inspirierten Idee. Er darf mit wohlwollenden Blick der Kirche gegangen werden.

Für Gläubige gibt ein Imprimatur eine Sicherheit, nicht irgendwelchen zweifelhaften Ideen zu folgen, sondern sich im Schoß der katholischen Kirche zu wissen.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil benötigte jede theologische Schrift z.B. von Priestern und Ordensleuten ein Imprimatur. Eine Ausnahme gab (und gibt es bis heute) nur für die Schriften der für das kirchliche Lehramt autorisierten Theologen, die von vorne herein einer Prüfung unterliegen, in Zweifelsfällen sogar durch die römische Glaubenskongregation.

Ein Imprimatur mit Bischofswappen von 1907.

Eine kurze Anmerkung zum Begriff, da es oft Unklarheit darüber gibt: Bei Aussprache und Genus von „Imprimatur“ gibt es im Gebrauch regionale Unterschiede. So wird oft von „die Imprimatur“, gesprochen, also grammatikalisch weiblich, mit Betonung auf der letzten Silbe. Die offizielle Bezeichnung jedoch ist tatsächlich nicht Femininum, sondern Neutrum: „das Imprimatur“ mit Betonung auf der vorletzten Silbe entsprechend der lateinischen Aussprache. Da in unserer Region die feminine Form virulent ist, mag der Begriff, wie er hier benutzt wird, falsch klingen, doch es ist die offizielle Version, die wir gebrauchen.

Die Broschüre nun, für die das Imprimatur gilt, veröffentlichen wir hier auf dem Blog  im gleichen Wortlaut, nur unterteilt in verschiedene Blogbeiträge wegen der besseren Lesbarkeit (s. unten).

Falls Du die Broschüre als pdf-Datei herunterladen möchtest:
Die Weihe an Christus im Allerheiligsten Sakrament (pdf)

#Einführung
#1 Die Weihe: Ein Weg der Heilung
#2 Die Weihe: Ein Weg der Heiligung 

#3 Die Weihe: Eine Gnade zur Aufrichtung der Kirche
#4 Die Weihe: Ein Zeugnis über die Eucharistie
#5 Maria, die eucharistische Frau
#6 Die Weihe konkret

Wir wünschen viel Freude und Segen damit!

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VERWEISE

Bilder: unsplash.com,
außer die Bilder der Imprimaturen: eigene Fotos

An der Brust Jesu, gerade in Bedrängnissen

Viele Sorgen wühlen uns vielleicht auf, wir stehen unter Druck oder Probleme nehmen überhand. Oft ist es so: Je existentieller und größer die Probleme sind, desto schwerer fällt es, den inneren Frieden zu bewahren.

Gott verlässt uns nicht

Eines ist bedeutsam: Wenn Schwierigkeiten da sind, heisst das nicht, dass Gott uns verlassen hätte. Das ist sehr sehr wichtig! Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir, welch großen Schwierigkeiten Maria und Josef ausgesetzt waren, und Jesus selbst ging es nicht anders. Die Geschichte der Heiligen zeigt ebenso, dass alle ausnahmslos Schwierigkeiten erfuhren, und oft größere als die, mit denen wir konfrontiert sind.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht nicht darum, Bedrängnisse und Schwierigkeiten zu verharmlosen, kleinzureden oder nicht ernst zu nehmen. Aber es ist sehr wichtig zu sehen, dass Gott uns nicht verlässt, wenn sich Probleme im Leben auftürmen.

Im Gegenteil ruft Gott uns gerade dann zu sich:

„Kommt zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich will euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11, 28)

Der Nutzen von Schwierigkeiten aus geistlicher Perspektive

Aus geistlicher Perspektive können wir sogar davon sprechen, dass wir aus Bedrängnissen Nutzen ziehen können. Denn Probleme und Schwierigkeiten fordern uns in positiver Weise heraus, mit Gott tiefer zu gehen und noch näher zu Gott zu kommen.

Wenn ich tatsächlich verstanden haben, dass Gott mich auch in meiner desolaten Situation sieht, mich nicht verlässt und an meiner Seite ist, dann ruft mich diese Situation, viel und noch mehr von Gott zu erwarten. Vielleicht sogar Ungewöhnliches oder menschlich gesehen Unmögliches.

Die Umstände rufen mich, zu Gott zu laufen, sie rufen mich in starke Fürbitte, sie rufen mich vielleicht sogar zum ersten Mal zum intensiven Gebet. Und was passiert da?

Eines, und das ist immer ein Nebeneffekt — aber für Gott sicher gar nicht so nebensächlich: Die Beziehung zu Ihm, Jesus Christus, wird vertieft, vielleicht sogar zum ersten Mal in sehr persönlicher Weise etabliert. Seine Liebe ist so groß zu uns, dass gerade dann, wenn es  in unserem Leben brenzlig wird, er uns besonders nah sein will. Gerade dann.

An der Brust Jesu ruhen

Die Bibel berichtet uns von einer Situation einer solchen innigsten Nähe mit Jesus. Es ist der Apostel Johannes, der beim Letzten Abendmahl an der Brust Jesu ruhte.

„Einer von den Jüngern lag an der Brust Jesu, es war der, den Jesus liebte.“ (Mt 13, 23)

Es ist einer sehr innige, intime Geste. Wir erlauben uns solches eigentlich nur bei Menschen, die uns sehr vertraut sind und deren Liebe wir sehr sicher sind.

Wenn es um eines solche Vertrautheit mit Gott geht, ist manchmal tatsächlich eine Scheu da, die Beziehung mit Jesus tiefer werden zu lassen oder sogar so weit zu gehen, wie wir es mit Jesus und Johannes sehen. „Darf ich das überhaupt? Er ist der Sohn des allmächtigen Gottes. Darf ich so vertraut mit Gott sein?“ Oder wir wenden ein: „Es war doch der Apostel Johannes! Das gilt nicht für mich. Bei den anderen Aposteln war es auch nicht so!“

Der bevorzugte Jünger Johannes?

Tatsächlich gibt uns die Bibel keine Hinweise darauf, dass die anderen Apostel ein so inniges Verhältnis mit Jesus hatten wie Johannes. So könnte man tatsächlich glauben, dass Jesus diesen Jünger, „den er liebte“, wie oft geschrieben steht, bevorzugte. Unwillkürlich verbinden wir damit die Zurücksetzung der anderen, wie es unter uns Menschen (leider) üblich ist. Aber ist es hier so?

Es gibt Hinweise  bei den Mystikern, wie zum Beispiel bei Maria Valtorta (1), dass auch die anderen Apostel ein sehr inniges Verhältnis mit Jesus hatten. Doch gab es einen Unterschied: Johannes scheint der Apostel gewesen zu sein, der die Nähe Jesu am kühnsten und am meisten gesucht hat. 

„Kühn“ ist hier tatsächlich der richtige Ausdruck, weil alle Apostel durchaus wussten, wer vor ihnen stand. Jesus Christus offenbarte sich im Volk Israel als der seit Jahrhunderten erwartete Messias und dazu noch als Sohn des Allerhöchsten, der für die Rettung der ganzen Welt gekommen ist. Doch immer wieder ermutigt Jesus die Apostel, die Scheu ihm gegenüber zu überwinden, näher und näher zu kommen und inniger mit ihm zu werden. Denn es ist sein eigenes, göttliches Verlangen, uns so nah zu haben.

Damit wir die Liebe Gottes, die er in uns unablässig verströmen will, in aller Fülle aufnehmen können, und uns in geistiger Weise immer mehr von Jesus an seine Brust nehmen lassen können, sind lange Augenblicke des Gebets und der Kontemplation wichtig. Ohne Zweifel ist hier die eucharistische Anbetung einer der besten Orte dafür.

Wenn wir allerdings aktuell in Problemen stecken, die uns überrollen, nehmen wir uns genau dafür nicht die Zeit. Und doch ist es gerade jetzt angebracht: Zeit — viel Zeit — mit Gott zu verbringen. Die Bereitschaft dazu, und es dann real umzusetzen, benötigt immer unsere aktive Entscheidung, vor allem dann, wenn ich die eucharistische Gegenwart Jesu suche oder mich zu einem Tabernakel auf dem Weg mache.

Besonders in schwierigen Situationen und Bedrängnissen ist es eine der aufbauendsten und besten Entscheidungen, viel Zeit mit Jesus zu verbringen, an seiner Brust Ruhe zu finden und Kraft zu tanken — und alles in dem Vertrauen, dass er die nötigen Lösungen und Wege schenken wird.

 

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LITERATURVERWEISE
(1) Valtorta, Maria: Der Gottmensch. Bd. 1-12
(2) Therese von Lisieux, zit. in: Racine, Florian: Could you not watch with me one hour. St. Ignatius Press, San Francisco/US, 2014, S. 27, eigene Übersetzung

BILDER
Ikone Letztes Abendmahl: https://discalcedcarmel.org/holy-thursday-with-saint-john-the-apostle/

Eine Innensicht von Anbetung

Anbetung von innen her betrachtet — was geschieht eigentlich dabei? Es ist natürlich schwer, solche geistlichen, inneren Prozesse in Worte zu fassen. Doch es ist lohnenswert, einen Versuch zu starten. Denn es ist etwas so Kostbares, was der Seele widerfährt, dass es gut ist, darüber zu sprechen. Besonders auch, um die Sehnsucht nach einem solchen kostbaren Schatz zu wecken, eine vielleicht schlafende Sehnsucht danach anzurühren und aufzustören.

1.   Die tiefste Sehnsucht nach liebender Vereinigung mit Gott wird berührt

Das, was in der menschlichen Seele bei der Anbetung Jesu geschieht, berührt die vielleicht tiefste, menschliche Sehnsucht: Die Sehnsucht nach liebender Vereinigung mit Gott. Es ist der ungestillte Durst des

Menschen nach dem lebendigen Wasser, das nur Gott geben kann, es ist der Durst nach den Quellen des lebendigen Wassers in uns, die nur Gott aufbrechen lassen kann, es ist der Durst nach der tiefen Vereinigung mit dem lebendigen Gott, aus dem alles Leben kommt.

Wir sind als menschliche Wesen per se zu dieser Liebesgemeinschaft mit Gott berufen: Es gehört untrennbar zu unserem Menschsein. Im Paradies, für das wir geschaffen wurden, waren wir in innigster Gemeinschaft mit Gott; und erst durch den Sündenfall verloren wir das Paradies und diese Vereinigung mit Gott (vgl. Gen 2, 7-25; 3, 1-24).

Und erst Jesus Christus war es, der uns am Kreuz dieses tiefe Vereintwerden wieder neu ermöglicht hat. Seit dem ergeht der Ruf zu dieser innigsten Gemeinschaft mit Gott an jeden Menschen, unabhängig davon, in welche Weltanschauung oder Religion er geboren oder wie er sozialisiert wurde. 

„Denn geschaffen hast Du uns auf Dich hin, und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe hat in dir“(1), 

so sagte der Heilige Augustinus schon im vierten Jahrhundert nach Christus. Dieses Wort hat bis heute Gültigkeit, denn es meint genau diese alle Zeiten überschreitende, menschliche Sehnsucht, die nur durch den Dreifaltigen Gott gestillt und zur Ruhe gebracht werden kann.

2.  Ohne Jesus Christus stirbt die Seele ab

Ohne Jesus Christus, durch den allein diese Vereinigung mit Gott stattfinden kann, stirbt die Seele ab, sie erleidet im wahrsten Sinne den Tod. Obwohl sie in einem lebendigen Leib lebt. Da die Seele leben will, verzweifelt leben will, bleibt sie auf einer existenziellen Suche, so lange sie die ausgestreckte Hand Christi nicht ergriffen hat. 

Interessant ist hier der Sprachgebrauch Jesu in der Bibel. Er spricht von „Toten“ vor allem dann, wenn die Seele genau diesen Tod stirbt, nämlich fern vom Dreifaltigen Gott zu leben. Wenn der Leib gestorben, spricht er oft davon, dass jemand nur „schläft“. 

Einmal, als die Tochter des Jairus gestorben war, wird er deswegen ausgelacht. Man unterstellt ihm, er habe nicht begriffen, dass das kleine Mädchen doch tatsächlich gestorben sei. Doch seine Anhänger und Jünger verstehen nicht, dass er sich keineswegs geirrt hat. Und wie er zu dem Mädchen kommt, erweckt er es wieder zum Leben.

„Als Jesus … hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. … Er fasste das Mädchen an der Hand und sagte: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher.  … Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen.“ (Mk 5, 38-42)

Auch vom gestorbenen Lazarus sagt er, dass er nicht „tot“ sei.

„ … Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem (des Lazarus) Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben.“ (Joh 11, 11-14)

Denjenigen Pharisäern und Schriftgelehrten aber, die ihm nicht glaubten, ihn ablehnten oder sogar verfolgten, sagt er, dass sie „Gräber sind“, also tot:

„Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen, innen aber sind sei voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So erscheint ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.“ (Mt 23, 27-28)

Schon im Alten Testament finden wir diesen Sprachgebrauch:

„Über einen Toten weine, denn das Lebenslicht erlosch in ihm; über einen Toren weine, denn die Einsicht erlosch ihm. Weniger weine über einen Toten, denn er ruht aus; das schlechte Leben des Toren ist schlimmer als der Tod.“ (Weish 22,11)

3.   Auch das Gefundenhaben bleibt eine Suchbewegung, aber es ist eine gänzlich andere

Wenn ich nun Christus als meinen Retter und Erlöser angenommen habe, wenn ich „gefunden habe“, bleibt es eine Suchbewegung, es bleibt ein Weitergehen und Voranschreiten. Denn die Liebe Christi so unendlich groß, weit und letztlich in keiner Weise auszuloten, dass wir in diese liebenden Vereinigung immer weiter und tiefer eintauchen können, ohne je ans Ende zum kommen.

Insofern sind wir gerufen, Christus immer wieder neu und vertieft zu finden. Zwar ist dieses ebenso eine suchende Bewegung der Seele. Doch sie ist anders. Sie ist gänzlich anders als die Bewegung einer Seele, die ohne eine Beziehung mit Christus lebt und die keinen Erlöser kennt oder kennen will.

Denn der glückliche Zustand des Gefundenhabens hat nicht diese Verlorenheit und grundsätzliche Verlassenheit, die wesenhaft zu diesem gehört. Romano Guardini spricht sogar von der Verlassenheit des Daseins an sich, der Mensch sei

„verlassen von den Gründen seines Daseins her“(2),

wenn die Seele Christus nicht angehört.

4.  Bei der Anbetung betreten wir den Raum der Sehnsucht 

In der Anbetung nun betreten wir diesen Raum der Sehnsucht. Wir betreten diesen großen, immensen geistigen Raum, in dem die liebende Gemeinschaft mit Gott stattfindet.

Wir finden das fehlende Puzzleteil, das für unser ganzes Menschsein fehlte, wir, die wir  für die liebende Gemeinschaft mit Gott geschaffen sind. Denn wir verweilen in seiner göttlichen Gegenwart, suchen seine Gesellschaft und setzen unsere Seele seiner göttlichen Liebe aus. Schon Papst Benedikt XVI sagte:

„Eine wesentliche Weise des Mitseins mit dem Herrn ist die eucharistische Anbetung.(3)

5.  Die Liebe will nie stehen bleiben, sie will immer weiter gehen

Es ist das Wesen der Liebe, dass sie nie stehen bleiben will, dass sie immer weiter gehen und sich vertiefen will. In der Anbetung nun — mit dem guten Willen, sich für Jesus Christus zu öffnen — vertieft sich dieses liebende Sein mit Jesus. Es vertieft sich im Schauen auf Jesus, im Schauen auf die heilige Hostie.

Übernatürliche Freude, Frieden und Hoffnung — diese tragen wir als Christen schon als kleine Flammen in unseren Herzen. Das Verweilen unter den wirkkräftigen Strahlen der Liebe Jesu bei der Anbetung nährt diese Flamme der Freude, des Friedens und der Hoffnung und sie kann wachsen.

So kommen wir zu innerem Frieden auch in bedrängenden Zeiten. In einer Welt des Hasses und der Gewalt werde wir befähigt zu lieben; lieben in der Hoffnung auf Jesus, den Retter und Erlöser; lieben in der Hoffnung auf das ewige Reich der Liebe, dem wir schon jetzt angehören.

6.  Das übernatürliche Glück steht in direktem Verhältnis zur Anbetung

In dem sehr bemerkenswerten und empfehlenswerten Buch „In Sinu Jesu“ (Im Schoße Jesu) lesen wir folgendes:

„Das Glück eines Priesters steht in direkten Verhältnis zu der Erfahrung der Freundschaft Jesu bei der eucharistischen Anbetung.“ (4)

Deutlicher ist es kaum zu sagen, wie entscheidend die eucharistische Anbetung für das geistliche Leben ist. Hier sei kurz angemerkt, dass es sich hier um übernatürliches, von Gott geschenktes Glück handelt, das unabhängig von irdischen Wohltaten ist.

Das nun, was für Priester gilt, ist in diesem Fall ebenso relevant für einfache Gläubige.  Jesus Christus wartet im Sakrament der Liebe, um seine Priester und Gläubigen zu empfangen und liebevoll an sein Herz zu drücken.

Ohne die Anbetung verflüchtigen sich das übernatürliche Glück, der Frieden und die Hoffnung, und die Gefahr besteht, dass das innere Feuer erlischt und stattdessen Melancholie, Verzweiflung und Überdruss Einzug halten. Das zeigt sich vor allem in solchen Zeiten, in denen es für Christen, die es ernst meinen, von allen Seiten her schwieriger wird, selbst von innerhalb der Kirche her.

Halten wir dagegen, gehen wir den eucharistischen Herrn anbeten und empfangen wir die Funken göttlicher Liebe und göttlichen Lebens, die uns wieder neu erfrischen und aufrichten werden.

 

VERWEISE

(1) Bernhart, Joseph (Hrsg.): Augustinus —Bekenntnisse (Lateinisch und Deutsch). Insel Verlag, Frankfurt/M, 1987, S. 13
(2) Guardini, Romano: Der Herr. Leipzig, 1957, S. 188
(3) Papst Benedikt XVI: Predigt bei der Marianischen Vesper mit den Ordensleuten und Seminaristen Bayerns in Altötting. https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/homilies/2006/documents/hf_ben-xvi_hom_20060911_vespers-altotting.html
(4) Vgl.: In Sinu Jesu. Wenn das Herz zum Herzen spricht. Aufzeichnungen eines Priesters im Gebet. Patrimonium Verlag, Aachen, 2019,  S. 282

Bilder: unsplash.com,
außer „daughter of Jairus“: https://salvationbiblecell.com/a-girl-restored-to-life-and-a-woman-healed/

Erneuerung der Kirche Ja — aber wie?

Erneuerung, Reformen, Umgestaltung oder wie auch immer man angestrebte Veränderungen in der Kirche nennen möchte – dieses geht am Besten über die eucharistische Anbetung; sie ist ein vorzüglicher Ort, um Gestaltung zu beginnen.

Warum ist das so? Um das zu verstehen, muss das Wesen von eucharistischer Anbetung verstanden werden, zumindest drei ihrer entscheidenden Aspekte.

1. Es ist der Herr Jesus Christus, der anwesend ist. Er ist in seinem Opfer gegenwärtig, und ebenso in der Frucht seines Opfers: im Sieg über den Tod. Deshalb ist unter den eucharistischen Gestalten der lebendige und auferstandene Jesus gegenwärtig.

Hier — mit Leib und Blut gegenwärtig — ist seine  dichteste und mächtigste Seinsweise auf Erden. Und er ist das göttliche Haupt der Kirche. Etwas profan gesprochen: Der Chef, der Gründer, der Eigentümer, der, ohne dessen Wort und Zustimmung nichts getan werden sollte.

2. Während einer eucharistischen Anbetung verweilen wir in dieser mächtigen Gegenwart. Im Schweigen und in der Stille arbeitet der Herr, oft unbemerkt, an unseren Herzen. Und er spricht zu uns. Nicht unbedingt durch direkte Worte — obwohl es das auch gibt, und es ist ein großes Gnadengeschenk.

Sondern auch auf andere Weisen: durch Impulse, Eingebungen oder Ideen, die plötzlich da sind, Fügungen, die plötzlich erkannt werden und Handlungsoptionen eröffnen, oder Wege, die sich unerwartet gedanklich auftun. Oder er zeigt sich auf andere, unerwartete Weise. 

3. Wenn wir motiviert sind, für die Kirche Neues zu wagen und alles in der eucharistischen Anbetung erwägen, ehren wir das, was nach den Kirchenvätern und unzähligen Heiligen schon von alters her erkannt wurde: Die eucharistische Gegenwart des Herrn ist das Herz der Kirche.

Johannes Paul II, der große, heiliggesprochen Papst des 20. Jahrhunderts, nannte die Eucharistie sogar den

„… Schatz der Kirche, das Herz der Welt, das Unterpfand des Ziels, nach dem sich jeder Mensch, und sei es auch unbewusst, sehnt“. (1)

Die Wirkung der Anbetung ist immens. Die Arbeit des Herrn an unseren Herzen dient unserer persönlichen, immer weiter gehenden Bekehrung.

Wenn wir beginnen wollen, etwas in der Kirche zu erneuern oder neue Wege in ihr zu suchen, dann ist genau das eine unabdingbare Voraussetzung: Ein persönlicher, geistlicher, intensiver Weg mit Jesus. Denn ein reines Herz, das eng mit dem Herrn verbunden ist, vermag das Wollen des Herrn besser zu verstehen.

Selbstverständlich müssen alle neuen Impulse und Eingebungen einer nachfolgenden, geistlichen Unterscheidung und Prüfung unterzogen werden.

Auch sei unwidersprochen, dass der Herr Ideen und Impulse jederzeit und an jedem Ort geben kann, vor allem dann, wenn um den Heiligen Geist gebetet wird, oder auch während der heiligen Messe. Aber die eucharistische Anbetung bleibt ein vorzüglicher Ort.

Diejenigen, die weitreichende Entscheidungen für die Kirche treffen oder mittragen müssen, sind Priester und Bischöfe. Für sie ist es einfach, denn sie haben jederzeit Zugang zu eucharistischer Anbetung, und sei es im privaten Oratorium ihres Pfarrhauses oder Bischofsitzes.

Wenn wir nicht so eng wie möglich mit dem Herrn gehen, besteht die Gefahr, dass unsere Ideen rein menschengemacht sind. Nicht selten sind solche menschengemachte Ideen nicht mehr als Zugeständnisse an den herrschenden Zeitgeist. Damit aber können sie schlussendlich nicht dem Aufbau und der Erneuerung der Kirche dienen. Schlimmer noch: Sie schaden, verwirren, führen in die Irre und provozieren Streit, Unmut und Spaltung. Dieses kann niemals der Geist des Herrn sein.

Wenn also unser Herz dafür brennt, die Kirche voranzubringen, halten wir es mit der großen Heiligen Edith Stein: 

„Lieben wir es, in der Gegenwart des Herrn zu verweilen.“ (2)

 

 

VERWEISE

(1) Johannes Paul II: Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 17.3.2003, Nr. 59
(2)  Edith Stein, zit. in: Benedikt XVI: Predigt bei der Marianischen Vesper mit Ordensleuten und Seminaristen in Altötting, 11.9.2011

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Eucharistie – unerschöpfliche Kraftquelle und Königsweg

Wir glauben, dass es besonders jetzt ein dringender Ruf Jesu Christi ist, ihn in seiner allerheiligsten Gegenwart in der Eucharistie aufzusuchen. Dass es jetzt die Zeit ist, die Eucharistie als unerschöpfliche Kraftquelle und Königsweg neu zu entdecken und zu leben. Konkret meint das zuerst, die heilige Messe mitzufeiern, Jesus Christus würdig in der Kommunion zu empfangen und ihn außerhalb der Messe anzubeten. Warum gerade jetzt?

Große Herausforderungen

Die Anbetung und das Mitfeiern der Messe mit würdigem Kommunionempfang ist zu unserem großen Nutzen. Angesichts der Herausforderungen und Verführungen, die in diesen Zeiten immer größer werden, brauchen wir besondere Gnade und besondere Kraft; und diese fließen aus dem eucharistischen Jesus. Die Herausforderungen sind groß.

(Bild: thays-orrico@unsplah.com)

Zum einen stehen wir in einem Sturm der äußeren Ereignisse. Der Krieg in der Ukraine mit all den potentiellen Szenarien, die einen kriegerischen Flächenbrand auslösen können, stellt eine außerordentliche Bedrohung dar, nicht nur für Europa.

Schon allein dieses fordert uns als Christen heraus, nicht nur bezüglich der immensen Notlage für die vielen schon jetzt direkt betroffenen Menschen, sondern auch in geistiger Weise.

(Bild: george-pagan@unsplash.com)

Wo ist denn Gott?, kann eine der Fragen sein angesichts des Kriegsgeschehens mit noch unabsehbaren Folgen. Und klopfen Angst, Entmutigung und Hoffnungslosigkeit nicht auch an unsere Tür? Können wir von uns sagen, dass wir unerschütterlich im Glauben stehen, wie Paulus es schreibt:

„Doch müsst ihr unerschütterlich und unbeugsam am Glauben festhalten und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen, die euch das Evangelium schenkt.“ (Kol 1, 23)

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Sturm des Unglaubens

Hinzu kommt ein Sturm des Unglaubens, der unsere westliche, originär christlich geprägte Welt durchzieht. Er ist eine zusätzliche Herausforderung, der wir schon lange ausgesetzt sind, der aber inzwischen immer mehr Fahrt aufnimmt. Wir sehen, dass die Umgebung um uns herum immer mehr in Gottlosigkeit und Götzendiensten versinkt.

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Selbst innerhalb unserer Kirche sehen wir Uneinigkeit und Streit, und wir fühlen uns an das Wort des Paulus erinnert, der schon damals von Zeiten sprach, in der grundlegende Wahrheiten angegriffen werden:

„Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden.“ (2 Tim 4, 3-4)

Komm zu Jesus!

Gerade angesichts all dieser Herausforderungen hören wir in uns den Ruf Jesu, zu ihm zu kommen. Wenn die Probleme größer werden, gleich welchen Bereich es betrifft, so trägt Jesus die immer größer werdende Last mit uns. Göttliche Schultern können alles tragen; es gibt für Jesus keine zu große Last. Gleichzeitig ist er unsere Kraftquelle, mit der wir im Glauben bestehen können.

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Der Ruf, zum eucharistischen Jesus zu kommen — Eucharistie als seine mächtigste und auch wirkmächtigste Gegenwart auf Erden —, ergeht in der ganzen katholischen Welt.

Es ist der Ruf, ihn in der Kommunion zu empfangen, und es ist der Ruf, ihn auch außerhalb der Messe anzubeten. Denn von ihm allein fließt die Kraft, die wir brauchen, besonders in geistiger Hinsicht. Lassen wir uns vom Schlaf aufwecken, hören und folgen wir dem Herrn.

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Ein Königsweg

Gerade aufgrund dieser „dichtesten Seinsweise Jesu in der Eucharistie“, wie Papst em. Benedikt XVI es nennt, ist es sicher angemessen, den eucharistischen Weg als „Königsweg“ zu bezeichnen. Königswege waren während der Großreiche in der Antike die besten und kürzesten Wege in die verschiedenen Landesteile. Sie waren allerdings nur den Großkönigen oder den Pharaonen mit ihren Gefolgen vorbehalten. Dieses ist beim eucharistischen Jesus natürlich anders. Der eucharistische Königsweg steht allen offen, die an die wahrhaftige Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Sakrament glauben.

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Drei zentrale Früchte des eucharistischen Weges

In turbulenten Zeiten werden die zentralen Früchte von Kommunion und Anbetung immer wichtiger, die da sind: 

  • Stärkung im Glauben, 
  • Festigen in der Wahrheit, 
  • Christus in uns wachsen lassen.

Gehen wir zum eucharistischen Herrn, feiern wir die heilige Messe mit und beten wir den eucharistischen Herrn auch außerhalb der heiligen Messe an. Lassen wir uns von Jesus Christus im Glauben und in seiner Wahrheit stärken, um in diesen Zeiten standzuhalten — und mehr noch: um trotz aller Widrigkeiten in der Liebe Jesu zu wachsen.

(Bild: nina-strehl@unsplash.com)

Fundamental gestärkt im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe werden wir ermutigt, mit genau dieser Kraft und Hoffnung in die Fürbitte zu gehen für diese Welt, in der so vieles im Argen liegt; für diese Welt, die nichts mehr braucht als Jesus Christus.