Dieses ist der dritte Beitrag, der sich mit dem Thema Jüngerschaft beschäftigt. Jüngerschaft ist ein sehr spannender Weg. Hier findest Du, warum genau ein starkes Fundament des Glaubens sehr wichtig
Jüngerschaft #2: Vier grundlegende Aspekte
In diesem zweiten Beitrag zu Jüngerschaft wollen wir vier sehr wichtige Aspekte von Jüngerschaft betrachten. Uns hat vor allem der Jüngerschaftskurs der österreichischen Loretto-Gemeinschaft Weiterlesen
Jesus als Seenotretter – Warum eine 24/7-Anbetung? #2
Was hat Strandwacht und Rettungsschwimmen mit Anbetung und Mission zu tun, und vor allem mit 24/7-Anbetung? Einige Gedanken vom kurzen sommerlichen Inselaufenthalt.
Bestehen im Sturm – Warum eine 24/7-Anbetung? #1
Warum eigentlich eine Anbetung, die rund um die Uhr läuft, Tag und Nacht, 24 Stunden und 7 Tage in der Woche, 24/7? Warum setzen wir uns für eine solche Anbetung ein? Trotz unserer noch kleinen Anfänge
Old school oder höchst aktuell? Maria – Mutter der Kirche
Mater ecclesiae, „Mutter der Kirche“ – erst 2018 erhob Papst Franziskus diesen Titel Mariens zum Gedenktag. „Maria, Mutter der Kirche“ in den liturgischen Kalender einzufügen, löste Erstaunen – mitunter mit hochgezogener Braue – in der Kirche aus. Hatte die Kirche keine anderen Probleme?
Dieser Titel Mariens tauchte zwar schon im 4. Jahrhundert in den Schriften des Kirchenvater Ambrosius auf und war im Hochmittelalter weit verbreitet, aber er wurde bisher nicht kirchenweit gefeiert. Allen Kritikern zum Trotz sollte sich dieses jetzt durch die Entscheidung des Papstes ändern.
Skeptisch war ich nicht, als ich per überraschendem Google-Ergebnis davon erfuhr, vor kurzem erst. Eher traf es mich und ich war berührt. Angerührt war ich, weil ich mich an eine persönliche Erfahrung im Gebet erinnerte, die zwar schon etwas länger her ist, aber recht intensiv war. Ich hatte es damals im Gebet so verstanden, dass der Herr genau das wünschte: Dass seine heiligste Mutter als „Mutter der Kirche“ geliebt und verehrt wird. Das kam nun bei mir zusammen: Meine Gebetserfahrung und diese recht aktuelle Intervention des Papstes.
Nun glaube ich, dass die Kirche vom Heiligen Geist geführt wird, und dass Christus durch vieles in die Welt hinein spricht, eben auch durch die kirchliche Liturgie. Und auch zum Beispiel durch diese nun keineswegs so unwesentliche Aktion, einen neuen liturgischen Gedenktag in den kirchlichen Kalender einzuführen. Meine Neugier war erwacht, und ich wollte dem weiter nachgehen, denn erschlossen hatte sich mir der tiefere Sinn von mater ecclesiae noch nicht.
Auf eine Spur kam ich, als ich entdeckte, dass Papst Franziskus diesen neuen Gedenktag jeweils auf den Montag nach Pfingsten gelegt hatte[i]. Von je her wird Pfingsten als das Geburtsfest der Kirche gefeiert. „Mutter der Kirche“ so nah an Pfingsten – das war sicher kein Zufall.
Was war an Pfingsten eigentlich geschehen? Ja, die Apostel und Jünger empfingen den Heiligen Geist, sie gingen heraus aus dem Obergemach, sie fingen an zu predigen, zu taufen und die erste Gemeinden entstanden; sie hoben sozusagen die Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes aus der Taufe. Deshalb: Geburtsfest der Kirche. Maria war als Mutter des Erlösers selbstverständlich bei dieser ersten Ausgießung des Heiligen Geistes in Jerusalem dabei (vgl. Apg 1, 14).
Von ihr als „Mutter der Kirche“ zu sprechen hat aber noch eine größere Bewandtnis als ihre bloße Anwesenheit. Ich kam darauf, als ich bei Romano Guardini, einem bedeutenden katholischen Theologen, vom inneren Vollzug von Kirche las. Was war an Pfingsten in den Aposteln und Jüngern geschehen? Romano Guardini weist genau auf diesen inneren Vollzug hin, wenn er über die Veränderung des Petrus nach der ersten Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag in Jerusalem schreibt:
„Er ist nicht nur mutig geworden oder hat Erkenntnis gewonnen, sondern er steht zu Jesus in einer neuen Weise: wie einer, der Macht erhalten hat und nun mit Autorität verkündet. Er redet nicht über Jesus, sondern aus der Verbindung mit Ihm heraus, von Ihm her.“ (R. Guardini in: Der Herr, 1957, S. 531)
Doch vorher war es so, als haben die Apostel und Jünger vor Pfingsten nur vor Jesus gestanden. Vor ihm. Sie haben mit ihm gelebt, sie sind mit ihm umher gezogen, sie haben sein Wort gehört, sie haben seine Taten gesehen und sie glaubten an ihn. Aber sie standen immer nur vor ihm.
Sie liefen mit ihm durchs Land und bekannten sich zu ihm, aber trotzdem war da noch diese Distanz. Sie sahen ihn und standen nur vor ihm, sie hörten ihn und standen nur vor ihm. Selbst nach seiner Auferstehung, als sie ihn sahen und hörten und mit ihm aßen, ist da noch diese Distanz.
Jesus war noch nicht in ihnen lebendig. Er lebte noch nicht in ihnen. Sie konnten noch nicht in Fülle auf seine Kraft und Inspiration zugreifen, denn er lebte noch nicht in ihnen. Dementsprechend verhielten sie sich: Sie waren furchtsam und ängstlich, sie zogen sich zurück, verschlossen die Türen.
Das war angesichts der angespannten Lage in Jerusalem für die Anhänger Jesu eine mehr als verständliche Reaktion, schließlich war ihr ‚Anführer Jesus‘ vor kurzer Zeit noch schändlich am Kreuz hingerichtet worden, und die Angst um ihr Leben war nicht unberechtigt. Doch dann kommt der Heilige Geist. Es ist Pfingsten.
Und der Heilige Geist wirkt genau das: Christus wird in den Apostel und Jüngern lebendig. Es ist die erste und vornehmste Aufgabe des Heiligen Geistes: Jesus in uns zu gebären.
Jesus lebt nun in den Jüngern und es verändert sie völlig: Sie gehen heraus aus der verschlossenen Kammer, sie sind voller Freude und Begeisterung, sie verkünden und taufen. In dieser angespannten Lage. Die Kirche ist geboren. Und zuerst ist es dieser innere Vollzug, der die Kirche zum lebendigen, kraftvollen Leib Christi macht: Jesus lebt in uns durch die Kraft des Heiligen Geistes.
An Pfingsten erfüllte sich das Wort Jesu, das er sprach, als er das letzte Mal im Tempel gelehrt hatte. Er betete hier zum Vater für seine Apostel und alle Glaubenden:
„Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast“. (Joh 7, 22-23)
Und Maria? Maria war die Ausnahme. Bei ihr war es anders. Nicht alle standen nur vor Jesus bevor der Heilige Geiste zum ersten Mal herabkam. Sie nicht. Denn sie war diejenige gewesen, die ganz im Verborgenen zuallererst Jesus durch die Kraft des Heiligen Geistes in sich hinein empfing. Es war, als der Heilige Geist Jesus in ihr zeugte. Die Bibel sagt uns:
„Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1, 35)
So war Maria das erste Geschöpf, in dem Jesus lebte. Und das in unerreichbarer, einzigartiger Weise, denn sie empfing ihn nicht nur geistig in sich hinein, sondern leiblich.
In ihr wuchs, von ihrem Fleisch, der Sohn Gottes heran. Wir können davon ausgehen, dass sie durch dieses Geschehen in einzigartiger Weise, auch geistig, mit dem Heiligen Geist erfüllt war. Es wäre nun abwegig und unlogisch zu denken, nach der Geburt Jesu hätte der Heilige Geist sie wieder verlassen.
Während ihres ganzen Lebens lebte Christus schon unnachahmlich in geistiger Weise in ihr, noch ganz verborgen vor der Welt in Nazareth, wo sie ihn mit Joseph aufzog, und überall dort, wohin sie ihn mit den Jüngerinnen begleitete. Wie sie wohl das erste Pfingsten in Jerusalem erlebt haben mag?
Den inneren Vollzug von Kirche betrachtend kommt es uns vielleicht etwas näher, was mit Maria als „Mutter der Kirche“ in tieferer Bedeutung gemeint sein kann. In theologischer Sprache heißt es, der Titel mater ecclesiae weise auf Maria als dem ‚personifizierten Urbild der Kirche‘ hin.
Ihre unbefleckte Empfängnis vor Augen ist sie tatsächlich das erste menschliche Geschöpf, das nicht nur Vorbild ist, sondern tatsächlich Urbild des neuen Volkes Gottes, das Christus sich durch die Kirche und in seiner Kirche versammeln will.
Maria ist natürlich auch Mutter der Kirche in ganz einfachem Sinn: Ohne Maria gäbe es keinen Jesus. Sie hat ihn geboren. Ihr „Ja“ erst öffnete den Weg zur Menschwerdung Gottes.
Ich glaube, dass dieser neue Gedenktag mater ecclesia uns auf etwas sehr Notwendiges hinweisen will, in diesen Zeiten, in denen nicht nur die Kirche im Sturm steht: Wir brauchen es mehr denn je, dass Christus in uns stark und lebendig ist, durch die Kraft des Heiligen Geistes.
So beten wir mit Maria, Mutter der Kirche: Komm, Heiliger Geist!
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VERWEISE und ANMERKUNGEN
Fotonachweise:
1) Mater ecclesiae in Rom: https://fatherjerabek.com/page/33/
2) Maria an Pfingsten: https://www.goodstreams.org/videogallery/pentecost-in-legos/
3)Heilige Familie: http://stdavidparish.org/008-pregnant-mary/
Alle anderen Fotos sind urheberrechtlich frei. Falls irgendwelche Angaben nicht korrekt sind oder wir einen Fotonachweis übersehen haben, macht uns bitte per PN oder in den Kommentaren darauf aufmerksam, damit wir es korrigieren können. Danke!
[i] In Deutschland gibt es eine besondere Regel für diesen neuen Gedenktag, da der Pfingstmontag hier als zweiter, gebotener Feiertag begangen wird. Deshalb wird am Pfingstmontag keine hl. Messe von ‚Maria, Mutter der Kirche‘ gefeiert. Es liegt es in der Entscheidung der deutschen Bistümer, wann der Gedenktag ‚Maria, Mutter der Kirche‘ innerhalb der Woche nach Pfingsten gefeiert wird.
Hirsche, Hirsche, Hirsche
Es ist Advent, und schon ist man umgeben von Hirschen. Noch bevor die Adventszeit begonnen hatte, war die Überflutung mit Weihnachtsdekorationen schon da; und immer wieder Hirsche.
Radikale Gnade – ein Zeugnis
Als Thomas-Maria herandrängte und mit seiner Hand auf die Mitte der Monstranz mit der Hostie klatschte, traf es ihn wie ein Blitz und er fiel zu Boden. Noch im Fallen zitterte er am ganzen Körper,
Lobpreismusik vor dem Allerheiligsten: Eintreten in den Thronsaal
Die Bibel gibt uns ein starkes und sprechendes Bild für die eucharistische Anbetung, für die Anbetung Jesu Christi, des Lammes auf dem Thron. Wir finden es im Buch der Offenbarung des Johannes:
„… fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; alle trugen Harfen und goldene Schalen von Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied“ (Offb 5, 8-9)
Was umgibt diese Situation, die dort geschildert wird? Wir sehen anhand des biblischen Textes vor unserem geistigen Auge Jesus Christus, das Lamm Gottes, verherrlicht und auferstanden im Thronsaal des Himmels, sitzend zur Rechten des Vaters auf dem Thron. Er ist umgeben von der erlösten Menschenschar, den Heiligen, er ist umgeben von unzähligen Engeln und anderen, unbekannten Lebewesen. Alle sind gemeinsam in Lobpreis und Anbetung des Lammes vereint.
Explizit wird hier die Anbetung des Lamm Gottes mit Musik und Gesang beschrieben. Dass Musik — die Harfe kann hier stellvertretend für jegliche Musikinstrumente stehen — und Gesang im Buch der Offenbarung ausdrücklich erwähnt werden, ist sicher nicht zufällig.
Das Buch der Offenbarung beschreibt hier eine Situation, in der wir sozusagen einen Blick „in den Himmel“ werfen dürfen, dort, wo unsere endgültige Bestimmung ihre Vollendung finden wird. Gleichzeitig beschreibt dieses prophetische Bild eine geistige Realität, die schon jetzt begonnen hat.
Die besondere Erwähnung der Anbetung des Lamm Gottes mit Musik und Gesang will uns vielleicht etwas sagen: Deutet es nicht auf eine grundlegende Berufung des Menschen hin? Dass wir schon hier auf Erden dazu berufen sind, unserer Anbetung mit Musik und Gesang Ausdruck zu geben? Und dass dieses schon jetzt in Gemeinschaft mit den Engeln und Heiligen geschieht?
Die Heilige und zur Kirchenlehrerin erhobene Hildegard von Bingen spricht dieses sehr deutlich aus. Sie sagt in diesem Zusammenhang, dass Gott uns mit einer „symphonischen Seele“ geschaffen hat. Unsere Seele ist für Musik geschaffen. Als diese musikalischen Wesen sind wir dazu bestimmt, in einem „harmonischem Gleichklang“ mit der himmlischen Musik zu sein. Sie schreibt:
„Denn Gott hat den Menschen ursprünglich als das Wesen mit ‚symphonischer Seele‘ erschaffen, ‚durchweht vom großen Zusammenklang alles geschöpflichen Seins‘, im Gleichklang mit den Chören der Engel und der Musik der überirdischen Welt.“ (Hildegard von Bingen bei Gronau: 224)
Insofern sind wir tatsächlich zu einer musikalischen Harmonie mit den himmlischen Chören, der Musik und den Gesängen der übernatürlichen Welt geschaffen. Es ist dies in gewisser Weise eine ureigenste Berufung des Menschen.
Für den Menschen, der vor dem Sündenfall den Widerspruch zu Gott nicht kannte, war diese Einheit selbstverständlich. Es heißt bei Hildegard von Bingen:
„Adam kannte vor dem Sündenfall den Gesang der Engel und alle Art von Musik und hatte eine Stimme, klingend wie der Ton eines Monochords. Beim Sündenfall aber schlich sich durch die List der Schlange in sein Mark ein Wind ein, der auch heute noch in jedem Menschen steckt. … Es wandelt sich die Stimme der himmlischen Freude … in die entgegengesetzte Art … um.“ (Hildegard von Bingen bei Gronau: 224)
So wurde das selbstverständliche Mitschwingen des Menschen mit der Musik der himmlischen Bereiche massiv gestört. Doch sie betont ausdrücklich, dass trotz des Sündenfalls die Berufung des Menschen, sich mit den Lobpreisgesängen der übernatürlichen Welt zu verbinden, bestehen bleibt. Wir sind berufen, uns mit unserer Musik mit dem Lobpreis der Engel und Heiligen zu vereinen, die schon jetzt im himmlischen Thronsaal Gottes des ewigen Lobpreis anstimmen. Es entspricht dem Schöpferwillen Gottes, so die Heilige,
„dass er (der Mensch) sich im Erkennen der wunderbaren Schöpferwerke Gottes an den preisenden Lobgesängen der Engel beteiligt.“ (Gronau: 107)
Um dieser Berufung folgen zu können, hat Gott dem Menschen die Gabe gelassen, Musik erschaffen zu können (vgl. Gronau: 224).
Diese Gabe kann der Mensch nun in aller Freiheit gebrauchen, zum Lobe Gottes, also seiner ursprünglichen Berufung entsprechend, oder aber auch in anderer Weise, sogar gegen Gott.
Wegen dieser ursprünglichen Berufung erfüllt schon allein das Hören von harmonischer Musik die Seele mit unbestimmter Wehmut und Sehnsucht. Kennen wir das nicht auch?
Wie viel mehr bringt dann eine Musik, die den Dreifaltigen Gott von Herzen lobt und preist, unsere tiefste Sehnsucht, das Verlangen nach Gott, zum Klingen? Gerade Lobpreismusik wirkt hier besonders stark, weil sie, wie schon Musik an sich, nicht über den Verstand wirkt, sondern tiefe Bereiche in uns berührt, die mit dem Denken nicht erreicht werden.
Wie aber kommen wir wieder in die Gemeinschaft mit den Klängen der himmlischen Bereiche? So unvollkommen, vielleicht unharmonisch und arm unser irdischer Lobpreis auch ist (und selbst die vollkommenste irdische Musik wird nicht an die himmlische heranreichen): Gott liebt es und hat große Freude, wenn wir in den musikalischen Lobpreis eintreten, so wie wir es können.
Um im Bild der Offenbarung des Johannes zu bleiben: Wenn wir auf Erden den Lobpreis anstimmen, treten wir in geistiger Weise in den Thronsaal Gottes ein und in die Bereiche des himmlischen Triumphes, und vereinen uns mit den Chören aller Geschöpfe vor dem Lamm Gottes, die ihm den ewigen Lobpreis singen.
Als wir begannen, mit Lobpreismusik vor das Allerheiligste zu gehen, mit der Vision eines eucharistischen Gebetshauses HOPE, in dem neben der stillen Anbetung eben auch der musikalische Lobpreis in Form des harp&bowl/prophetic worship eine entscheidende Säule sein soll, waren uns diese Zusammenhänge nicht wirklich bewusst.
Heute sind wir einmal mehr dankbar dafür, dass wir in diese unsere Berufung konkret auf diese Weise eintreten können: Unserer Anbetung einen musikalischen Ausdruck zu geben.
Es bleibt etwas sehr Besonderes, dass wir dieses in der eucharistischen Gegenwart Jesu tun dürfen. Ist Christus in der Eucharistie nicht per se das Lamm Gottes, präsent in seiner mächtigsten Gegenwart auf Erden, objektiv, sichtbar als Hostie für unsere leiblichen Augen?
„Seht, das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“,
spricht der Priester während der Wandlung in der Messe, und hebt die konsekrierte Hostie. Er zeigt uns Jesus, das Lamm Gottes, mit den Worten Johannes des Täufers (vgl. Joh 1, 36).
Es ist das Herzstück unseres Glaubens: Der Glaube an die echte, wahrhaftige Gegenwart Jesu in der Eucharistie, die Gegenwart seines einmaligen Opfers am Kreuz und die Gegenwart seiner Verherrlichung im Himmel. Der ganze Christus ist hier gegenwärtig, sein Leben, sein Opfer, seine Auferstehung und Verherrlichung.
Vor der Eucharistie befinden wir uns direkt vor dem „Lamm und dem, der auf dem Thron sitzt“, dem in alle Ewigkeit „Lob und Ehre und Herrlichkeit“ gebühren (vgl. Off 5, 13). Welch eine Freude und welch ein Geschenk ist es, Christus in seiner mächtigsten, allerheiligsten Gegenwart anzubeten, und mit unserer Musik in geistiger Weise mit dem himmlischen Lobpreis verbunden zu sein.
Kommt lasset uns anbeten mit Musik und Gesang!
VERWEISE
Eduard Gronau: Hildegard von Bingen. Stein am Rhein, 1999
Fotos:
Mit herzlichem Dank an @majorchange.org für die freundliche Überlassung des Fotos der Hostie, die der Priester erhebt.
Alle anderen Fotos: unsplash.com
10 Tipps für deine Praxis des prophetischen Lobpreises
Worum geht es beim prophetischen Lobpreis? Zwei Dinge kommen hier zusammen: Der Lobpreis — damit meinen wir das musikalische Loben und Preisen Gottes —, und die Gabe der Prophetie. Prophetischer Lobpreis ist, wenn die Gabe der Prophetie im Lobpreis Gottes wirksam wird.
Wir fühlen uns mit dem prophetischen Lobpreis gerufen, in die Präsenz und Schönheit Gottes zu führen, so wie er es gerade in einem bestimmten Moment tun möchte.
Das bedeutet für uns zuerst, dass wir selbst im Austausch mit Gottes Herz stehen. Prophetischer Lobpreis beginnt innen und führt von da nach außen. Und hier beginnt die eigentliche Herausforderung. Es geht darum, innerlich zu hören, was der Geist Gottes durch unsere Musik sagen und aussprechen möchte, JETZT, in dieser ganz konkreten Situation.
Dieses ist nur möglich in der Kraft des Heiligen Geistes.
Wenn der Heilige Geist uns für diesen intimen Austausch der Herzen öffnet, beginnt das hörende Singen, Spielen und Beten, das auf einer sehr tiefen Ebene des Herzens stattfindet.
Auf diese Weise zu loben und zu preisen, sei es als Leitung, als Mitspieler oder allein, erfordert eine darauf abgestimmte Herangehensweise, wenn es um die Praxis geht.
Wir haben 10 Tipps zusammengestellt. Sie sind das Ergebnis von dem, was wir von anderen gelernt und selbst erfahren haben. Wir experimentieren viel und unsere Anfänge sind arm und klein. Doch fühlen wir uns gerufen, dieses Arme und Kleine dem Heiligen Geist zur Verfügung zu stellen, damit er es zum Segen für andere machen kann.
Hier nun die 10 Tipps.
1 Beginne schon die Vorbereitung mit Gebet. Bitte den Heiligen Geist, dich konkret dahin zu führen, was er bei deinem Einsatz tun möchte. Es geht um mehr, als nur Lieder und Akkordfolgen als Grundlage für das freie Spiel auszusuchen.
2 Stelle die richtigen Fragen. Welches Thema ist auf Gottes Herz für unseren oder meinen Einsatz? Welche Bibelstelle „ist dran“ ? Denn die Grundlage des prophetischen Lobpreises ist die Bibel (mehr dazu hier)? Was ist wichtig für die Gemeinde, die Gruppe oder jemand einzelnen? Was möchte der Herr ausgesprochen, gebetet, proklamiert haben? Danach richtet sich Liedauswahl und musikalische Vorbereitung.
3 Übe das spontane freie Spielen und Singen. Vielleicht hört es sich an wie ein Widerspruch, Spontaneität üben zu wollen. Doch es geht. Obwohl spontanes Singen und Spielen nicht mit Prophetischem (hier mehr zu dem Prophetischem) gleichzusetzen ist, ist es doch wichtig. Je mehr Übung du darin hast, um so mehr kann der Heilige Geist auf deine Fähigkeiten zurückgreifen, wenn er sich in einer bestimmten Weise ausdrücken möchte. Übung und Erfahrung im spontanen, freien Singen und Spielen lassen in dem Charisma wachsen.
Man kann überall im Alltag versuchen, sich mit dem Heiligen Geist zu verbinden und versuchen, zu summen, zu singen und zu beten, wie Er es gerade aufs Herz legt. Deine persönliche Gebetszeit zuhause bietet sich dafür natürlich besonders an. Oder du nimmst einen Teil der Zeit, die du am Instrument verbringst, speziell dafür, zu hören, zu singen und zu beten, am besten mit dem Wort Gottes. Vielleicht fühlt es sich erst ‚komisch‘ an, aber je natürlicher es wird, desto eher ist es selbstverständlich beim Einsatz.
4 Überwinde so gut wie du kannst die Menschenfurcht. Denn es erfordert Mut, auf diese Weise zu loben und zu preisen. David Santistevan sagt dazu sehr treffend:
„Wir müssen uns unseren Ängsten stellen, ‚dumm‘ oder unvorbereitet auszusehen, damit wir tatsächlich in die Freiheit kommen, entspannt zu sein, zu hören und den Heiligen Geist am Werk zu sehen.“ (Santistevan: 2)
Vielleicht sind auch andere Blockaden da, die das freie Singen und Spielen hemmen. Gib alles in Gottes gütige Hände und vertraue darauf, dass Er dir hilft.
5 Bete und spiele schon im Vorfeld die ausgewählte Bibelstelle, nimm sie schon vor dem Einsatz mit ins Gebet und in die musikalische Vorbereitung. In dieser Zeit erspürst du die Richtung des Gebetes beim Einsatz, und vieles offenbart der Heilige Geist schon jetzt von dem, was Er tun will, und Er bereitet dich darauf vor.
Falls ihr im Team spielt, tauscht euch darüber aus, wie die Eindrücke waren. Es ist oft erstaunlich, wie der Heilige Geist führt und schon hier mit dem Team, der Lobpreisleitung und den Mitspielern, in Einheit geht.
6 Als Team ist es optimal, wenn ihr regelmäßig gemeinsam singt und spielt und zusammen in das freie, geistgeleitete Spielen und Singen geht. Mit der Zeit lernt das Team gegenseitig die jeweiligen Charismen, Nuancen, Stärken und Schwächen kennen. Der Heilige Geist bewegt oft das ganze Team, indem er jeden einzelnen wissen lässt, wo es im Gebet und musikalisch hingeht. Jeder hat – entsprechend seines Charisma und seiner Individualität – seinen Platz. So kommt das ganze Team dazu, in Einheit mit Heiligen Geist zu agieren. Je eingespielter das Team, umso besser kann der Heilige Geist das Team in Dienst nehmen. Dieses sollte das Ziel sein, zu größeren Ehre Gottes.
7 Lerne das Wort Gottes immer besser kennen. Die Bibel ist die Grundlage des prophetischen Lobpreises. Verse aus der Schrift zu singen und singend und betend zu interpretieren hat an sich schon eine prophetische Dimension (nochmals mehr dazu hier). Um den Schatz an Bibelworten immer weiter zu vergrößern, auf den der Heilige Geist dann zugreifen kann, ist es sinnvoll, mit der Heiligen Schrift immer vertrauter zu werden.
8 Lerne besonders die Autorität des Wortes Gottes kennen. Die Bibel ist mehr als eine Sammlung von alten Schriften. Sie ist das Wort des lebendigen Gottes, der bis zum Ende der Zeiten durch sie die Wahrheit in die Welt und zu jedem einzelnen spricht. Jesus Christus ist selbst das personifizierte Wort Gottes, und gleichzeitig ist die Bibel sein gesprochenes Wort. Das macht die Autorität aus. Jesus lebt. Er ist ein lebendiger Gott. Durch die Kraft des Heiligen Geistes bewirkt das Wort Gottes ungeahnte Dinge in den Herzen.
9 Werde auch vertraut mit dem Katechismus der Katholischen Kirche. Er dient zwar nicht als direkte Grundlage einer prophetischen Lobpreiszeit, aber er bietet dir ein solides Fundament des Glaubens. Da der prophetische Lobpreis sozusagen von deinem Inneren nach außen geht, ist ein solides Glaubensfundament sehr wichtig. Im Katechismus findest du eine umfassende Darlegung des Glaubens der Kirche und der katholischen Lehre entsprechend der apostolischen Überlieferung und des Lehramtes der katholischen Kirche. Er eignet sich auch sehr gut zum Nachschlagen für bestimmte Themen und Fragen.
10 Beim Einsatz: Geh in das volle Engagement. David Santistevan bringt es auf den Punkt:
„Vergiss, wie du aussiehst. Vergiss, wie du dich anhörst. … Wenn es Zeit ist zu spielen, gib dein ganzes Sein in den Lobpreis. … Wenn die Zeit des Lobpreises da ist, vergiss alles andere und lobpreise. Schütte dein Herz aus und engagiere dich ganz.“ (Santistevan: 2)
Und jetzt wünschen wir dir viel Spaß und sehr viel himmlische Freude beim Ausprobieren!
Thomas und Ruth
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VERWEISE
Santistevan, David: What does it mean to lead prophetic worship?
www.davidsantistevan.com/prophetic-worship/Equipping Local Church Worship Teams, (2012), abgerufen am 12.6.2018 (eigene Übersetzung)
BILDER: unsplash.com
Drei Ebenen des Prophetischen bei deiner Lobpreismusik
Beim prophetischen Lobpreis fokussieren wir auf das Prophetische. Hier war und ist es hilfreich für uns, drei Ebenen des Prophetischen zu unterscheiden. Doch bevor wir zu diesen drei kommen, wollen wir noch einmal besonders darauf hinweisen, dass jeder musikalische Lobpreis selbstverständlich Prophetisches einbeziehen kann. Aber es ist eben nicht selbstverständlich. Wenn wir einfach ein Lied nach dem anderen singen, ist dort schwerlich Platz für prophetische Anteile. Es ist aber jederzeit möglich, bewusst Lobpreislieder in besonderer Weise für den Heiligen Geist zu öffnen, um aus den Liedern heraus in das freie prophetische Singen und Spielen zu gelangen.
Auch wichtig ist der weitere Hinweis vorab, dass selbstverständlich der Heilige Geist schon am Werk ist, wenn wir einfach Lobpreislieder singen. Denn das Wort des Paulus ist wahr: „Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet“ (1 Kor 12, 3).
Und diesen wunderbaren Herrn besingen wir ja zuerst, wenn wir Lobpreislieder singen, sei es aus traditionellem oder aus modernen geistlichen Liedgut. So ist selbstverständlich der Heilige Geist schon gegenwärtig, wenn wir zum Beispiel in der Messe aus vollem Herzen Lieder aus dem Gotteslob singen, vorausgesetzt, es ist für uns mehr als ein leeres Singritual. Auch kann der Heilige Geist durch einfaches Singen von Lobpreisliedern Herzen stark berühren, denn er weht, wo er will und wie er will (vgl Joh 3, 8). Doch dieses meinen wir nicht, wenn wir von prophetischem Lobpreis sprechen.
Beim prophetischen Lobpreis ergeht von uns eine ausdrückliche Einladung an den Heiligen Geist, dass Er unser Beten, Singen und Spielen übernimmt. Wir bitten um die Gabe der Prophetie für den musikalischen Lobpreis. Wir stellen uns dem Heiligen Geist zur Verfügung, um uns in prophetischer Weise für den Dienst an der Gebetsgruppe, dem Hauskreis, der Versammlung oder wo auch immer wir im Einsatz sind, gebrauchen zu lassen.
Wir streben an, dem Heiligen Geist im musikalischen Lobpreis einen besonderen Raum geben, um sich zu schenken und zu wirken. Wir wollen ihm in unserem kleinen, bescheidenen Rahmen einen Landeplatz anbieten, damit Er sein Werk tun kann. Das ist das Wesen des prophetischen Lobpreises. Insofern steht tatsächlich das Prophetische im Zentrum dieses Lobpreises. Das Prophetische berührt dabei drei Ebenen.
1. Erste Ebene des Prophetischen: Das aktuelle Zeugnis über die großen, zeitlosen Heilswahrheiten mit Jesus Christus im Zentrum
Um diese grundlegende erste Ebene tiefer zu verstehen, war es für uns hilfreich zu erkennen, dass das Prophetische ganz selbstverständlich zu uns gehört. Es ist ein Teil von uns als Volk Gottes. Es gehört zu uns, die wir uns Christen nennen. Es ist eines der Zeichen für das ganze Volk des Neuen Bundes, der mit Jesus Christus begründet ist.
So spricht der Katechismus nicht nur vom Volk Gottes als einem „priesterlichen“ und „königlichem Volk“, sondern auch von ihm als dem „prophetischem Volk“ (vgl. KKK 783, 785). Schon die Predigt des Petrus am Pfingsttag in Jerusalem erwähnt dieses. Petrus nimmt die Weissagung des Propheten Joel auf. Denn diese hat sich am Pfingsttag in Jerusalem, bei der allerersten Herabkunft des Heiligen Geistes erfüllt. Von da an ist sie durch die weiter wirkende Kraft des Heiligen Geistes in der Kirche lebendig. Petrus rief der Menge zu:
„… jetzt geschieht, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: ‚Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen und sie werden Propheten sein.'“ (Apg 2, 16-18)
Das Prophetische als Merkmal des Volkes Gottes – was heißt das? Darin steckt ein Ruf. Es ist der Ruf, Zeugnis zu geben. Ein Zeugnis zu geben für Jesus Christus, und damit für das Heilshandeln Gottes an uns. Die Verbindung zum Prophetischen stellt sich dort her, wo wir erfahren und erkennen, dass wir dieses Zeugnis nicht aus uns selbst heraus geben können.
Dieses Zeugnis zu geben ist schon ein Wirken des Heiligen Geistes. Im Katechismus lesen wir es so:
„Das heilige Volk Gottes nimmt auch Teil am prophetischen Amt Christi, vor allem durch den übernatürlichen Glaubenssinn, … der ihm zu eigen ist. (… Das Volk Gottes) versteht ihn immer tiefer und wird mitten in der Welt zum Zeugen Christi.“ (KKK 785)
Im Buch der Offenbarung in der Bibel finden wir das grundlegende Wort dazu:
„Das Zeugnis Jesu ist der Geist der Prophetie.“
(Offb 19, 10).
In diesem Wort aus der Offenbarung finden wir den entscheidenden Hinweis darauf, dass das echte und wahre Zeugnis über Jesus Christus untrennbar mit dem Prophetischen verbunden ist. In diesem Sinn nimmt auch Hans-Urs von Balthasar Bezug auf dieses Schriftwort:
„… die Zeugnisablage erfolgt durch den Heiligen Geist, der die rechten Worte über Gott eingibt. Prophet ist nicht der, welcher Zukünftiges anzusagen versteht, sondern der das geschenkte Wort über Gott zu sagen weiß.“ (Hans-Urs von Balthasar: 99)
Gibt Petrus nicht in seiner Pfingstpredigt ein solches Zeugnis, erfüllt vom Heiligen Geist? Sein Wort trifft eine große Menge von Menschen, über 3000, mitten ins Herz und sie lassen sich taufen (vgl. Apg 2, 41).
Für den prophetischen Lobpreis bedeutet dies, dass wir dieses Zeugnis geben wollen, indem wir die großen, zeitlosen Wahrheiten über Gott singen und beten, mit Jesus Christus im Zentrum.
Die Bibel als Grundlage dieses Lobpreises spielt dabei ein sehr wichtige Rolle (mehr zur Bedeutung des Wortes Gottes im prophetischen Lobpreis siehe hier).
2. Die zweite Ebene des Prophetischen: Gott will durch das Prophetische in eine bestimmte Zeit oder Epoche eingreifen
Josef Kardinal Ratzinger, heute emeritierter Papst Benedikt XVI, spricht von einer weiteren wichtigen Funktion des Prophetischen in der Kirche. Er spricht davon, dass Gott durch das Prophetische direkt in einer Zeit oder Epoche handeln und eingreifen will. Wissend um all die Dinge, die Kirche tut, ist doch, so sagt er,
„das Prophetische viel stärker der Raum …, in dem Gott sich vorbehält, selbst immer wieder einzugreifen und die Initiative zu ergreifen.“ (Josef Kardinal Ratzinger bei Hvidt: 180)
Weiter führt er aus,
„dass Gott sich durch die Charismen das Recht vorbehält, immer wieder unmittelbar in die Kirche hineinzureden, sie aufzuwecken, zu warnen, zu fördern und zu heiligen. Ich glaube, diese charismatisch-prophetische Geschichte durchzieht die Zeit der Kirche.“ (Josef Kardinal Ratzinger bei Hvidt: 180)
Er macht dieses Eingreifen vor allem an „großen prophetischen Gestalten“, wie er sie selbst nennt, in der Kirchengeschichte fest. Diese haben sich in Krisenzeiten und an Wendepunkten von Gott rufen lassen und standen an Anfängen von neuen Aufbrüchen und Erneuerungsbewegungen, so zum Beispiel der hl. Mönchsvater Antonius, der hl. Franziskus, die hl. Katharina von Siena oder die hl. Birgitta von Schweden.
Wir verstehen es auch so, dass Gott viele Menschen rufen und in Bewegung setzen kann, um auf Bedürfnisse einer ganzen Zeit oder Epoche zu antworten. Der kanadische Priester Ghislan Roy sagte einmal:
„Eine ewige Anbetung ist prophetisch“ (siehe hier).
Er meinte damit zuerst eine ewige eucharistische Anbetung, die nonstopp läuft, die aber aus ihren ursprünglichen Orten der Klöster herausgetreten ist und in der Welt mehrheitlich von Laien getragen wird. Wenn man nun die Gebetsaufbrüche um die ökumenisch ausgerichtete Gebetshausbewegung weltweit anschaut und die Initiativen des 24/7-Gebets, die allesamt das 24stündige Rund-um-die-Uhr-Gebet anstreben, egal in welchen Formen, denken wir, dass es nicht zu viel ist zu sagen, dass Gott hier in allen Konfessionen prophetische Zeichen aufrichtet, durch die er in die Welt sprechen will. Auch wir mit unserer Vision eines eucharistischen Gebetshauses HOPE verstehen uns als Teil dieser Bewegungen. Was ist ihre Botschaft?
Sie alle rufen in die Welt: Hier ist der eine und einzige Gott, der es wert ist, Tag und Nacht angebetet zu werden. Hier ist der eine, wahre, liebende Gott, der sich Tag und Nacht für dich erreichbar macht. Hier ist der eine, wahre Gott, der dir einen konkreten Ort zeigt, wo er wohnt und wo du ihm begegnen kannst. „Meister, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht!“ (Joh 1, 39).
Für den prophetischen Lobpreis bedeutet diese Ebene, sich im Lobpreis für die Worte Gottes zu öffnen, die er nicht nur uns persönlich, sondern für unsere Zeit und die Kirche sagen möchte.
3. Dritte Ebene des prophetischen Lobpreises: Gottes Rede in eine bestimmte Situation hinein, für eine bestimmte Gruppe, Versammlung oder Einzelperson
Prophetisches ist auch bekannt, wenn es um das geschenkte Wort in einer bestimmten Situation, für eine bestimmte Gruppe oder für eine bestimmte Person geht. Wir finden es bei Gebetsversammlungen zum Beispiel, oder auch beim Heilungsgebet oder in der Seelsorge. Gerade auch auf dieser Ebene gibt es das geschenkte, persönliche Wort, das helfen, heilen und trösten will.
Im prophetischen Lobpreis heißt diese Ebene für uns, dass wir danach streben, uns ganz dafür zu öffnen, wie Gott uns konkret für den Dienst an einer Gruppe nehmen will. Unsere Erfahrung ist, dass das Wort, so persönlich es auch sein mag, doch immer so diskret ist, dass es nur derjenige, den es betrifft, tatsächlich versteht. Das Singen von Worten hat den Effekt, dass es durch die musikalische Untermalung noch tiefer ins Herz gehen kann.
Die geistliche Unterscheidung ist sehr wichtig, nicht nur bei dieser dritten, sondern bei allen diesen Ebenen des Prophetischen.
Voraussetzung für das Prophetische: die innere Hörfähigkeit
Wenn wir das Prophetische vom inneren Prozess her betrachten, wird deutlich, dass es immer wieder um das Hören geht. Es gibt dieses sehr schöne Lobpreislied, in dem es heißt:
„Herr, bin ich. Sprich, dein Diener hört. Schenk mir die Gnade, deine Stimme zu hör’n, die Gnade, deinen Willen zu tun. Herr, hier bin ich.“
In diesem drückt sich genau dieses Hören aus: Die leise Stimme des Heiligen Geistes zu vernehmen, seine Stimme zu erkennen und immer besser kennenzulernen, seine Eingebungen wahrzunehmen und immer sensibler dafür zu werden, und diesem dann hörend zu folgen. Aus dieser inneren Perspektive des Hörens verstehen wir, dass Josef Kardinal Ratzinger hier den Fokus auf Maria lenkt, die in ihrer Reinheit ganz Hörende und ganz Gehorsame war. Er sagt, dass Maria der „Urtyp der christlichen Prophetie“ ist.
„An ihr definiert man, was Prophetie ist, nämlich diese innere Hörfähigkeit, Wahrnehmungsfähigkeit und Sensibilität, die überhaupt den Zuspruch des Geistes wahrnimmt, ihn verinnerlicht und dadurch fruchtbar macht und in die Welt hineinträgt.“ (Josef Kardinal Ratzinger bei Hvidt: 180)
Keine Frage, es ist ein geistlicher Weg, immer weiter ins Hören und in den prophetischen Lobpreis hinein zu kommen. Wir empfinden uns da selbst noch sehr am Anfang, doch wir vertrauen darauf, dass Gott uns weiter helfen wird.
Wenn du dich zum prophetischen Lobpreis gerufen fühlst, hoffen wir, dass du etwas mit diesen Ausführungen anfangen kannst. In einem weiteren Blogbeitrag zum Thema prophetic worship geben wir 10 Tipps für die Praxis. Du findest ihn hier. Viel Freude beim lesen und lobpreisen!
Bis dahin,
es grüßen euch Thomas & Ruth
Quellen:
Hans-Urs von Balthasar: Das Buch des Lammes. Zur Offenbarung des Johannes. Freiburg, 2010
„Das Problem mit der christlichen Prophetie.“ Niels Christian Hvidt im Gespräch mit Kardinal Josef Ratzinger. In: Zeitschrift „Communio“, März/April 1999, S. 177-188